Interview

Deutschland-Lauf führt Extremsportlerin durch Bremerhaven

Mehrere Personen joggen am Wasser entlang.

Extremläuferin quert Bremerhaven: In 120 Marathons entlang der Grenze

Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Am 85. Tag ihrer Deutschland-Umrundung hat Läuferin Joyce Hübner Bremerhaven passiert. Sie berichtet von den Vorzügen norddeutschen Wetters und Fischbrötchen als Belohnung.

Joyce Hübner plant an 120 Lauftagen ganz Deutschland zu umrunden. Um die Landesgrenze auf 5.200 Kilometern zu schaffen, muss die 35-Jährige pro Tag jeweils mindestens einen Marathon laufen – also 42,195 Kilometer pro Lauftag. Mit dieser scherzhaft im Biergarten entstandenen Idee, will die Berlinerin ermutigen, die Komfortzone zu verlassen und persönliche Grenzen auszutesten. Außerdem sammelt sie auf ihrem Weg Spenden für Kinderhospize.

Für Lauftag 85 stand die Strecke von Tossens nach Weddewarden in der Routenplanung – eine Distanz von 42,3 Kilometern mit 50 Höhenmetern, inklusive Fährfahrt. Bei ihren Etappen wird die Sportlerin vor Ort häufig von lokalen Läuferinnen und Läufern begleitet. Virtuell folgen der Lauf-Influencerin bei Instagram derzeit mehr als 49.000 Menschen. Im Alltag arbeitet Joyce Hübner in der Immobilienbranche, für das Projekt hat sie unbezahlten Urlaub genommen.

Eine Frau läuft eine Straße entlang.
Joyce Hübner am Etappenziel in Weddewarden. Bild: Sina Derezynski

Wie war Norddeutschland bis jetzt zu Ihnen?

Eigentlich ganz schön, muss ich sagen. Also ich hatte bis jetzt auch schon jedes Wetter, was es so in Petto hat. Und heute strahlender Sonnenschein und richtige Hitze.

Sie haben sich insgesamt wahrscheinlich besseres Wetter gewünscht, oder?

Och, eigentlich war es eine ganz gute Abwechslung. Ich hatte bisher bei dem Projekt immer richtig gutes Wetter, deswegen hat ein bisschen Regen ganz gutgetan. Aber in Verbindung mit Wind ist es natürlich immer so eine Sache.

5.200 Kilometer, da muss man ein bisschen verrückt sein, oder?

Absolut, klar! Irgendwas Cooles muss jeder irgendwann mal gemacht haben. Manche bekommen ein Kind und ich laufe einmal um Deutschland drumherum.

Wie lange und wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Vorbereitung? Ich schätze um die zwei bis sechs Monate. Die größte Vorbereitung hatte ich aber eigentlich tatsächlich auf der Strecke. Ich dachte einfach, das kommt alles mit der Zeit. Und so war es tatsächlich auch. Ich kann ja in der Vorbereitung schlecht jeden Tag einen Marathon laufen.

Was sagt Ihr Arzt dazu?

Der sagt: Viel Spaß! Weil er weiß, dass er mich sowieso nicht daran hindern kann.

Gab es Momente, in denen Sie aufgeben wollten?

Bis jetzt tatsächlich noch nicht. Ich wusste von vornherein, dass es schwierig wird. Ich wusste aber nicht, wie die schwierigen Situationen aussehen. Deswegen habe ich einfach die Zähne zusammengebissen und mich durchgekämpft – also nein!

Wie werden Sie unterstützt?

Ich teile das auf Social Media, begleite das Projekt selbst online und dadurch schließen sich immer neue Läufer an. Seit knapp anderthalb Monaten habe ich Minimum zehn Läufer jeden Tag dabei, Radfahrer, sogar zwei Pferde hatte ich an der Strecke. Unglaublich, wie viel Unterstützung ich von anderen Leuten bekomme – großartig!

Ich versuche ungefähr 6:30 Minuten pro Kilometer zu laufen, das wissen die meisten. Man kann sich auf meiner Webseite informieren, wie die Routen aussehen und wann wir starten. Alle, die in meiner langsamen Geschwindigkeit laufen können, die kommen mit.

Joyce Hübner, Marathonläuferin

Was waren da so für Leute dabei?

Von A bis Z. Das ist ja das Schöne am Laufen. Man trifft Menschen, mit denen man sonst keine Verbindung hat. Wir haben Justizvollzugsbeamte gehabt, Bürgermeister von einigen Städten waren schon mit dabei, die Krankenschwester, den Pfleger aus dem Krankenhaus – also jede Sparte von Mensch kommt mit. Das macht das Projekt so spannend und unfassbar cool einfach.

Und welche Ecke in Deutschland war die Schönste?

Oh, das ist schwierig. Man kann die gar nicht richtig miteinander vergleichen. Ich kann ja den Deich nicht mit den Bergen vergleichen. Deswegen bin ich froh, dass ich überall einmal rumlaufen kann und mich gar nicht entscheiden muss, wo es am schönsten ist.

Wie lange sind Sie noch unterwegs?

Ein bisschen mehr als einen Monat ungefähr. Wenn alles gut läuft, bin ich am 20. September dann wieder im Ziel.

Essen Sie in Bremerhaven zur Feier des Tages noch ein Fischbrötchen?

Auf jeden Fall, unbedingt! Fisch ist super, das hat wahnsinnig viele Proteine. Die sind gut für die Muskeln und die brauche ich, um weiterlaufen zu können. Also eigentlich super.

Weltrekord macht Bremer Marathon-Läufern Beine

Bild: Radio Bremen | Ariane Wirth

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Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 10. August 2023, 15:15 Uhr