Infografik

8 Ideen, die Bremen sich von anderen Städten abschauen könnte

Die zum Park umgewandelte frühere Hochbahntrasse im Südwesten Manhattans ist seit kurzem über eine neue grün bepflanzte Brücke mit dem Bahnhof Penn Station verbunden.
Vorbild New York: Der High Line Park war einst eine Güterzugtrasse. Bild: dpa | Christina Horsten

Wir haben Urlauberinnen und Urlauber nach Beispielen aus anderen Städten gefragt, die sich Bremen oder Bremerhaven abgucken könnten.

Wir haben Menschen aus Bremen und umzu gebeten, uns die besten Ideen für das Leben in der Stadt zu senden, die sie im Urlaub fernab von Bremen kennengelernt haben. Dutzende Beispiele aus anderen Städten und Regionen wurden eingereicht. Einige präsentieren wir hier.

1 Fährverkehr wie in Hamburg

Ein wiederholt geäußerter Vorschlag bezieht sich auf die Nutzung der Weser für mehr Fährverbindungen. Als Vorbild dient dabei zum Beispiel Hamburg.

In Bremen wird über dieses Thema schon länger diskutiert. Und auch im Bürgerschaftswahlkampf sprachen sich mehrere Parteien für mehr Fähren auf der Weser aus. Die SPD beispielsweise wollte die Weser als Verkehrsweg nutzen und regelmäßige Verbindungen zwischen Haltepunkten in der Altstadt, Woltmershausen, Überseestadt, Gröpelingen sowie im Bremer Norden schaffen. Ihre Integration in den Bremer ÖPNV-Tarif hatten die Sozialdemokraten vor der Wahl ebenfalls auf dem Zettel.

Personenfähre auf die Weser von Bremen Nord bis Weserwehr nach Vorbild in Hamburg linie 62 .

Ralf Abraham - 29. Juli 2023, 18:39 Uhr.
Elbfähre legt an den Landungsbrücken in St. Pauli an.
Vorbild Elbfähre: Auch in Bremen wird derzeit geprüft, ob eine Weserfähre wichtige Stadtteile verbinden könnte. Bild: dpa | Hauke-Christian Dittrich

Auch die Linke wirbt dafür, den "Weserbus" in den ÖPNV einzugliedern. Und die FDP sprach sich vor der Wahl für eine Machbarkeitsstudie darüber aus, ob eine mit Wasserstoff betriebene Fähre Pier 2 und Waterfront mit Woltmershausen und der Schlachte verbinden könnte.

Eine Machbarkeitsstudie zu den Fährverbindungen wird sogar schon durchgeführt. Ein Zwischenergebnis: Die Route vom Weser-Stadion über die Schlachte, die Überseestadt und Woltmershausen bis zur Waterfront hätte den Studienautoren zufolge ein Potenzial von knapp 13.000 Fahrten pro Tag hat. Das bedeutet, dass 6.500 Menschen jeweils einmal hin und zurück fahren könnten. Für die Route vom Weser-Stadion bis nach Bremen-Nord gehen die Studienmacher sogar von rund 18.500 Fahrten pro Tag aus. Wieviel entsprechende Routen kosten würden, wird allerdings derzeit noch geprüft.

2 Radreparatursäulen wie an der Mosel

Bremen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zur Fahrradstadt entwickelt. Viele Nutzerinnen und Nutzer von buten un binnen haben uns wohl auch vor diesem Hintergrund ihre Ideen geschickt, wie es andere Städte aus ihrer Sicht sogar noch etwas besser machen als Bremen und Bremerhaven.

Fahrradreparatursäulen, gesehen in Wintrich an der Mosel
Vorschlag der Ideengeberin Irma Wellbrock: Mehr Fahrrad-Reparatursäulen wie hier an der Mosel. Bild: Irma Wellbrock

So weist die Bremerin Irma Wellbrock (63) auf die aus ihrer Sicht vorbildlichen Reparatursäulen hin, die sie in Wintrich an der Mosel gesehen hat.

Solche Säulen, an denen Radler ihre Fahrräder kostenlos flicken und reparieren können, gibt es auch in anderen deutschen Gemeinden und Städten wie zum Beispiel Köln. Die gute Nachricht: zwölf solcher Rad-Service-Stationen ("Bike it!") gibt es auch schon im Norden und Westen Bremens.

Eine Übersicht über deren Standorte und darüber hinaus über "Schlauch-o-Maten" und Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstätten im Bremern Stadtgebiet gibt es hier.

3 Grüne Gebäude wie in Freiburg

Vielen Bremerinnen und Bremern bewundern auch die vielen Ideen rund um Pflanzen und Bäume in anderen Städten und Ländern. Mehrfach als Vorbild genannt wird beispielsweise Freiburg, wo es schon jetzt viele begrünte Fassaden und Dächer gibt.

Kletterpflanzen wie Wilder Wein, Glyzinien und Knöterich begrünen Hausfassaden in dem Wohnquartier Vauban in Freiburg (Archivbild)
Kletterpflanzen wie diese prägen in Freiburg das Stadtbild. Bild: dpa | Rolf Haid

Tatenlos sind Bremen und Bremerhaven in dieser Hinsicht allerdings nicht. So fördert das Land jene Bürgerinnen und Bürger, die Dächer von Neubauten oder vorhandene Dächer begrünen wollen, mit bis zu 5.000 Euro über die "Bremer Umwelt Beratung".

Im Oktober vergangenen Jahres hat die Stadt Bremen zudem die Begrünungsregeln beim Bau von neuen Reihenhäusern und Hallen in der Stadt Bremen verschärft. Galt diese Pflicht bis dahin nur für Dächer ab 100 Quadratmetern, gilt sie jetzt schon ab 50 Quadratmetern Dachfläche. Und auch Schottergärten sind in Bremen bereits verboten.

4 Grüne Oasen wie in New York und London

Manche New-York-Touristen kennen diesen Ort bereits, einige Bremerinnen und Bremer sehen ihn gar als Vorbild für die Hansestadt: den High Line Park in New York. Dabei handelt es sich um eine 2,66 Kilometer lange und 7,5 Meter über dem Boden schwebende Güterzugtrasse in Manhattan, die in eine Parkanlage umgebaut worden ist.

Die zum Park umgewandelte frühere Hochbahntrasse im Südwesten Manhattans ist seit kurzem über eine neue grün bepflanzte Brücke mit dem Bahnhof Penn Station verbunden.
Ein Vorbild für Bremens Hochstraße am Bahnhof? Der High Line Park in New York. Bild: dpa | Christina Horsten

"Aus der Hochstraße am Bahnhof ließe sich ein kleiner schöner Stadtpark machen, ähnlich wie der High Line Park in New York", schlägt ein Nutzer vor. Zumindest bei den Linken könnte dieser Vorschlag auf Gegenliebe stoßen. Denn im Wahlprogramm zur Bürgerschaftswahl im Mai fordert die Partei: "Wir wollen die Hochstraße beim Hauptbahnhof perspektivisch für den Autoverkehr stilllegen und zur Grün- und Freizeitfläche umnutzen." Ob sich die Linken darüber mit den alten und neuen Koalitionspartnern SPD und Grüne einigen können, bleibt abzuwarten.

Alternativ schlägt Nutzerin Sabine Riemer vor, dass Bremen sich am Camley Street Natural Park in London orientieren könnte, der im Herzen Londons neben dem Bahnhof King’s Cross liegt. "Eher klein, ein Feuchtbiotop, in dem die Natur die Oberhand hat und die Tierwelt sich Lebensräume zurückerobert!", schreibt die 59-Jährige.

5 Müllvermeidung wie in Dresden

Öffentliche Tütenbox im Apark in Dresden.
Dresden macht mit den Tütenboxen offenbar gute Erfahrungen. Bild: Ralph Felguth

Die Vermüllung von Parks und Badeseeufern ist in vielen Städten ein Problem – nicht nur in Bremen und Bremerhaven. Einige der eingereichten Ideen drehen sich daher auch um dieses Thema. So setzt Dresden beispielsweise Tütenboxen ein, an denen Parkbesucher kostenlos Papiertüten für ihren Müll ziehen können.

Der Bereich des Werdersees könne mit den Tütenboxen eventuell sauberer gehalten werden, schreibt der Bremer Ralph Felguth, der diese Idee an uns geschickt hat.

In Dresden ist der Alaunpark sehr, sehr sauber! Es scheint hier zu funktionieren.

Ralph Felguth (72) aus Bremen

Eine andere Idee stammt aus Lindau am Bodensee, wo eine Nutzerin neben herkömmlichen Mülleimern auch welche gesehen hat, die eine quadratische Metallbox enthielten, in die alte Pizzakartons gesteckt werden können, ohne sie in den normalen Müll quetschen zu müssen.

6 Streetart wie in Leeuwarden

Ideen zum Thema Streetart aus anderen Städten haben Nutzerinnen und Nutzer ebenfalls eingesendet. Ein besonderer Vorschlag kam dabei von einer Nutzerin, die auf im niederländischen Leeuwarden verbreitete kleine Miniaturfiguren aufmerksam macht.

Miniaturfiguren in einer Lücke einer Hausmauer in Leeuwarden.
In Leeuwarden sind Miniaturen wie diese im gesamten Stadtgebiet verteilt. Bild: Privat

In Sachen Streetart gibt es allerdings im Land Bremen auch immer wieder Bestrebungen, Räume für die Künstler und Kreative zu schaffen – oder zumindest illegal errichtete, aber als Bereicherung empfundene Kunstwerke wie den Mann mit Einkaufswagen in den Bremer Wallanlagen nicht wieder zu entfernen.

Und in Bremerhaven hat die Koalition erst im September 2022 Pläne präsentiert, nach dem Karstadt-Abriss auch die überbaute Straße Am Alten Hafen zu öffnen und dort einen öffentlichen Ort mit einer Streetart-Meile zu schaffen.

7 Trinkwasserbrunnen wie in anderen Ländern

Zahlreiche Zusendungen beschäftigten sich auch mit Trinkwasserbrunnen in anderen Städten, die Bremen als Vorbild dienen könnten. Zwar verteilen sich über das Bremer Stadtgebiet bereits 13 Trinkwasserbrunnen. Und auch in Bremerhaven hat die SWB seit kurzem den ersten Wassertrinkbrunnen neben der Großen Kirche in Betrieb genommen. Doch im Vergleich zu anderen Ländern empfinden mehrere Ideengeber diese Anzahl noch immer als deutlich zu gering.

Trinkwasserspender in Bremen

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"Ich kenne Trinkwasserbrunnen aus den USA", schreibt beispielsweise der Neu-Bremer Tammo Lossau. Dort gebe es sie in öffentlichen Gebäuden, an jedem Bahnhof und auch in Parks, was vor allem für Jogger praktisch sei. "In Italien habe ich sie auch an vielen Hausecken gesehen", sagt der 34-Jährige.

In Paris habe ich letztes Jahr im Urlaub sogar einen Brunnen gesehen, an dem es Mineralwasser gab.

Tammo Lossau (34) aus Bremen

Kristin, 21, aus Bremen, ist hingegen überzeugt von der Idee der Stadt Prag, neben vielen Trinkwasserbrunnen auch "Wassersprüher" aufzustellen, die sich per Sensor einschalten.

8 Stadtmusikanten besser vermarkten

Trinkwasserbrunnen in Breslau
Ideengeberin Kristina Schmidt empfiehlt die "Zwergenstadt" Breslau als Vorbild, wo Zwerge überall in der Innenstadt präsent sind. Bild: Kristina Schmidt

Bremens wichtigste Einwohner, die Bremer Stadtmusikanten, kommen nach Ansicht einiger Ideengeber ebenfalls zu kurz. Als Beispiel, wie es anders gehen könnte, nennt Kristina Schmidt die Stadt Breslau, deren "Breslauer Zwerge" sich vorbildlich im Stadtbild wiederfänden – als kleine Skulpturen auf Gehwegen, in Türeingängen oder als Wasserspender.

"Wie in Breslau viele kleine Brunnen mit Zwergen, dürfen die Bremer Stadtmusikanten Wasser geben", schlägt die 70-jährige Bremerin vor.

Andere Ideengeber empfehlen, die Bremer Stadtmusikanten auf Gullis zu prägen, wie es viele Städte im Ausland mit ihrem Stadtsymbol täten.

Auch hier ist Bremen in den vergangenen Jahren allerdings auch jetzt schon nicht untätig geblieben. Neben der 1953 errichteten Bronzestatue von Gerhard Marcks gibt es seit 2007 auch das Bremer Loch, aus dem sich Esel, Hund Katze und Hahn nach jedem Münzwurf bedanken.

Seit 2017 rollt zudem der Stadtmusikanten-Express Touristen für Stadtführungen durch Bremen. Und im selben Jahr wurden die Stadtmusikanten als Ampelmotiv eingeführt. Ein eigenes Stadtmusikantenhaus ist darüber hinaus geplant.

Stadtmusikantenhaus: Bremer FDP nennt Investition "schwer zu ertragen"

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 4. August 2023, 19:30 Uhr