Das steckt hinter dem Streit der HNO-Ärzte und Krankenkassen

HNO-Ärzte streiken: Bremer Mutter will nicht länger auf OP warten

Bild: dpa | Christin Klose

Krankenkassen und HNO-Ärzte sind sich uneins über Honorare. Deshalb ist es gerade sehr schwer, ambulante OP-Termine für Kinder zu bekommen. Das sind die Hintergründe.

Hintergrund ist ein Streit zwischen den Interessenvertretungen von niedergelassenen Hals-Nasen-Ohren-Ärzten auf der einen und Krankenkassen auf der anderen Seite. Es geht ums Geld: Ärzteverbände fordern eine höhere Vergütung für bestimmte ambulante Operationen, die Krankenkassen sind dagegen. Das Honorar für eine Entfernung der Rachenmandeln (Polypen) in Kombination mit einem durch das Trommelfell gelegten Röhrchen liegt bei 107 Euro, das Honorar für die teilweise Entfernung der Gaumenmandeln liegt bei rund 174 Euro. Das sind vier beziehungsweise fünf Euro weniger als zuvor.

Davon abgedeckt werden müssen Raummiete, Personal, medizinische Geräte und Hygienekosten, erklärt Reiner Holle, stellvertretender Landesvorsitzender des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Da muss man kein Betriebwirtschaftler sein, um zu erkennen, dass man diese Eingriffe nicht kostendeckend erbringen kann.

Reiner Holle, stellvertretender Landesvorsitzender des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte

Krankenkassen nehmen den Standpunkt ein, dass andere Operationen nun höher vergütet werden und daher im Ergebnis mehr für die Ärztinnen und Ärzte herausspringe. Denn: Arztpraxen seien immer eine Mischkalkulation.

In Notfällen sind Kinder versorgt

Aus Sicht des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) Bremen "verweigern manche HNO-Ärzte ihren Versorgungauftrag bei medizinisch-indizierten Behandlungen", wenn sie keine Termine für notwendige Operationen vergeben, heißt es in einem schriftlichen Statement. "Die Kassen könnten da ohne Probleme etwas ändern. Es gibt viele Sonderverträge. Warum die Kassen auf stur schalten, ist überhaupt nicht klar. Natürlich geht das zu Lasten der Patienten", entgegnet Reiner Holle.

Wir werden an unserer Strategie überhaupt nichts ändern können. Es geht um die Aufrechterhaltung des ambulanten Kinderoperierens.

Reiner Holle, stellvertretender Landesvorsitzender des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte

In Notfällen würden Kinder aber auf jeden Fall versorgt, sagt Holle. Aus Bremen ist ihm nach eigener Aussage kein Fall bekannt, in dem die Entfernung der Rachen- oder Gaumenmandeln, eine Kassenleistung, auf Selbstzahlerbasis angeboten wird.

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Bild: Radio Bremen

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Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Juli 2023, 19:30 Uhr