Interview

Bremens Feuerwehr-Chef: "Diese Probleme können gelöst werden"

Der neue Leiter der Bremer Feuerwehr Philipp Heßemer
Philipp Heßemer leitet die Bremer Feuerwehr seit Frühjahr vergangenen Jahres. Bild: Feuerwehr Bremen

Die dünne Personaldecke macht Bremer Feuerwehrleuten Sorge. Feuerwehr-Chef Philipp Heßemer will die Lage nach eigenen Angaben nicht beschönigen, es gebe aber bereits Pläne.

Der Personalmangel bei der Feuerwehr Bremen sorgt auch intern für Unruhe. Wie ist Ihre Sicht auf das Problem?

Es stimmt, dass die Bremer Feuerwehr in allen Bereichen mehr Personal braucht – da gibt‘s nichts zu beschönigen. Es ist aus meiner Sicht aber wichtig, dass wir die Diskussionen darüber sachlich und konstruktiv führen. Wir haben gemeinsam mit dem Innensenator ein Konzept entwickelt, in dem genau aufgelistet wird, wo wir Bedarfe haben.

Trotzdem scheint das Thema bei Ihren Feuerwehrleuten Emotionen auszulösen…

Klar, das kann ich auch verstehen. Das ist auch in Ordnung. Aber wenn wir weiter kommen wollen, müssen wir das Thema – wie gesagt – sachlich angehen.

Inwiefern hat die Personallage Einfluss auf den Brandschutz und damit auch auf die Sicherheit in Bremen?

Wenn sie tatsächlich an einigen Tagen auf bis zu 30 Prozent Personal verzichten müssen, dann macht sich das selbstverständlich bemerkbar. Wir müssen dann Prioritäten setzen, etwa bei der Logistik, müssen Prozesse ändern und die Alarmierungsschwelle der Freiwilligen Feuerwehren herabsetzen. Wir müssen kreative Lösungen finden. Das ist nicht der Betrieb, wie wir ihn uns wünschen. Aber dass daraus eine grundsätzliche Gefahr für Leib und Leben entsteht, da würde ich nicht mitgehen.

Wenn sie tatsächlich an einigen Tagen auf bis zu 30 Prozent Personal verzichten müssen, dann macht sich das selbstverständlich bemerkbar.

Philipp Heßemer, Amtsleiter der Feuerwehr Bremen

Feuerwehrleute haben auch gegenüber buten un binnen über die gesunkene Moral gesprochen. Wie bekommen Sie das mit?

Ich bin erst seit 16 Monaten im Amt, deswegen ist es schwer für mich, die generelle Entwicklung zu bewerten. Jedoch merke ich schon, dass es in einigen Bereichen Unzufriedenheit gibt – verständlicher Weise. Allerdings gibt es da auch zwei Seiten. Bei der Bremer Feuerwehr zu arbeiten hat durchaus auch viele Vorteile gegenüber anderen Arbeitgebern und Feuerwehren: beispielsweise gibt es eben eine attraktive Dienstplangestaltung im Lösch- und Hilfeleistungsdienst.

Trotzdem bleibt die dünne Personaldecke. Wie realistisch ist es überhaupt, dieses Problem zu lösen?

Diese Personalengpässe können nicht kurzfristig gelöst werden – das geht nur mittelfristig. Aber sie können gelöst werden. Ich spüre auch die Unterstützung aus der Politik. Im Doppelhaushalt 2022/2023 stehen 58 Stellen für die Bremer Feuerwehr. Und die werden wir in den nächsten Monaten besetzen. Die Frauen und Männer sind bereits voll in der Ausbildung. Das ist zwar nicht die Lösung aller Probleme, aber ein Anfang. Zusätzlich stellen wir fertige Brandmeister ein. Wir bilden weiterhin jedes Jahr 30 neue Feuerwehrleute aus – mehr als wir durch Ruhestand verlieren. Wenn wir diese Stellen weiter im Haushalt bekommen, werden wir sie auch besetzen können.

Feuerwehrleute berichten von Personalnot bei der Bremer Feuerwehr

Bild: dpa | Philipp Schulze

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. August 2022, 19:30 Uhr