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Fallende Gaspreise: Sollten Bremer jetzt neue Verträge abschließen?

Zu sehen sind Geldscheine vor einem Gaszähler.

Gaspreis sinkt – für Verbraucher bleibt es teuer

Bild: Imago | Eibner

Der Blick auf die unterschiedlichen Konditionen der Anbieter kann sich trotz Gaspreisbremse lohnen. Die Verbraucherzentrale spricht jedoch auch einige Warnungen aus.

Die exorbitant ansteigenden Gaspreise waren eins der beherrschenden Themen im vergangenen Jahr und haben auch vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern im Land Bremen Kopfzerbrechen bereitet. Die Preise sind zwar weiterhin vergleichsweise hoch, aber dennoch etwas gesunken.

Auch der Blick auf Sonderverträge mit festen Laufzeiten zu garantierten Konditionen kann sich daher wieder lohnen. Wir klären, worauf Verbraucher aus Bremen bei der Auswahl ihres Gasvertrages achten sollten.

Warum sind die Gaspreise wieder gefallen?

Mittlerweile liegt der Gaspreis in etwa wieder auf dem Niveau wie zu Beginn des vergangenen Jahres. Dabei wurde 2022 für lange Zeit eine Gasmangellage befürchtet, sofern Russland den Gashahn komplett zudrehen sollte. Dies geschah zwar am 30. August, doch der große Mangel blieb im Anschluss aus. Das Ziel der Bundesregierung war es einst, dass die Gasspeicher am 1. Februar noch zu 40 Prozent gefüllt sind. Derzeit liegt der Füllstand gar bei 81,1 Prozent.

Dies liegt unter anderem daran, dass mehr Pipelineglas aus Norwegen und mehr Flüssiggas aus Belgien und den Niederlanden ins deutsche Netz fließt. Der Winter ist zudem bisher milde ausgefallen und Verbraucher sowie Industrie haben Gas eingespart. Darüber hinaus wird in Deutschland eine Infrastruktur an LNG-Terminals errichtet, von denen die ersten beiden in Wilhelmshaven und Lubmin bereits den Betrieb aufgenommen haben

Kann ich jetzt schon von den gefallenen Preisen profitieren?

Dies hängt stets von der individuellen Vertragssituation ab. Falls noch ein laufender Sondervertrag bei einem Anbieter besteht, sind Verbraucher an diesen grundsätzlich erstmal bis zum Ende der Laufzeit gebunden. Sofern dieser bald ausläuft, macht es aber Sinn, die Konditionen zu überprüfen. Dies gilt auch, falls der aktuelle Anbieter nochmal die Preise erhöht. In diesem Fall besitzen die Kunden nämlich ein Sonderkündigungsrecht.

Bei den Vergleichsportalen liegen die derzeitigen Preise – je nach Anbieter – zumeist zwischen elf und 14 Cent pro Kilowattstunde. Also deutlich unter dem, was teilweise im vergangenen Jahr noch gefordert wurde. Hinzu kommt noch der jeweilige monatliche Grundpreis.

Die SWB bietet für Neukunden derzeit keine Sonderverträge, sondern nur die Grundversorgung an. Die Konditionen sind momentan mit 12,55 Cent pro Kilowattstunde und einem monatlichen Grundpreis von 9,92 Euro konkurrenzfähig. "Verbraucher im Land Bremen sind in der Grundversorgung der SWB derzeit nicht schlecht aufgehoben", sagt Inse Ewen, Energieberaterin bei der Bremer Verbraucherzentrale. Falls später dann bei einem anderen Anbieter ein Sondervertrag zu besseren Konditionen abgeschlossen werden soll, kann die Grundversorgung innerhalb von zwei Wochen verlassen werden.

Wie schaut es im Bremer Umland aus?

Deutlich schlechter. Die EWE fordert in der Grundversorgung seit dem 1. Januar 18,38 Cent pro Kilowattstunde und einen monatlichen Grundpreis von 9,84 Euro. Ab der 7.061 Kilowattstunde sinkt der Preis zwar auf 17,47 Cent, doch dafür steigt dann der monatliche Grundpreis auf 15,19 Euro an. "Da sollten die Haushalte auf jeden Fall den Blick nach links und rechts wenden und schauen, ob es in ihrem Versorgungsgebiet Anbieter gibt, die attraktivere Angebote unterbreiten", empfiehlt Ewen.

Zu sehen ist das Logo der EWE.
Bei der EWE liegen die Konditionen in der Grundversorgung derzeit deutlich über denen der SWB. Bild: Imago | Steinach

Fallen die Preise weiter, sodass ich mit etwas Geduld bald noch bessere Verträge abschließen kann?

"Die Preise gehen zurück, aber sie sind noch nicht stabil", schätzt Ewen die Situation ein. Es werde zwar davon ausgegangen, dass die Gaspreise sich weiterhin etwas entspannen, doch könne derzeit auch nicht ausgeschlossen werden, dass diese doch noch einmal ansteigen. Schließlich seien Gas und Strom Handelswaren. Und die Entwicklung der Preise am Ende eben von vielen verschiedenen Faktoren abhängig.

Das ist letztlich der Blick in die Glaskugel.

Inse Ewen von der Bremer Verbraucherzentale im Interview.
Inse Ewen, Engergieberaterin bei der Verbraucherzentrale Bremen

Vor allem bei den Grundversorgern könne es noch zu weiteren Preissteigerungen kommen, da diese das Gas nicht ausschließlich zu aktuellen Kursen, sondern bereits vor anderthalb Jahren oder zu noch einmal höheren Konditionen im vergangenen Jahr eingekauft haben. Im Rahmen der Energiekrise sind im vergangenen Jahr viele Verbraucher in die Grundversorgung geströmt, weil sie in vielen Fällen auf Grund ihrer Beschaffungsstrategie günstiger waren als andere Anbieter.

Sollten Sonderverträge mit Anbietern derzeit lieber für zwölf oder für 24 Monate abgeschlossen werden?

Bei vielen Anbietern kann ein Vertrag entweder über zwölf oder oder 24 Monate abgeschlossen werden. Hier müssen die Verbraucher sich letztlich entscheiden, welche Preisentwicklung sie in der kommenden Zeit erwarten.

Der Rat von Ewen ist, momentan lieber Verträge mit der überschaubaren Laufzeit von zwölf Monaten abzuschließen. "Das können Verbraucher auf jeden Fall gut machen."

Wichtig: Bei sämtlichen Konditionen muss berücksichtigt werden, dass der Mehrwertsteuersatz auf Gas noch bis zum 31. März 2024 von 19 auf sieben Prozent gesenkt ist. Dadurch ergeben sich auch im Falle einer Preisgarantie ab dem 1. April 2024 wieder steigende Preise.

Welche Auswirkungen hat die Gaspreisbremse für Verbraucher in Bremen?

Am 1. März kommt die Gaspreisbremse, die ab dann rückwirkend seit dem 1. Januar gelten wird. Sie deckelt den Gaspreis für Verbraucher auf zwölf Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs.

In Bremen spielt die Gaspreisbremse eine untergeordnete Rolle. In den Köpfen der Verbraucher hört es sich so an, als ob es eine ganz deutliche Ersparnis ist, aber im Endergebnis ist es das gar nicht, weil wir von den relativ günstigen Preisen hier in Bremen profitieren.

Inse Ewen von der Bremer Verbraucherzentale im Interview.
Inse Ewen

Wer aktuell einen neuen Sondervertrag mit einem Anbieter abschließt, wird davon letztlich wohl auch eher wenig spüren. Manche Konditionen liegen schließlich sogar schon unter zwölf Cent pro Kilowattstunde.

Anders ist dies allerdings, falls Sonderverträge zu erheblich höheren Konditionen mit Anbietern abgeschlossen wurden. Wie Ewen berichtet, gebe es auch regelmäßige Fälle, bei denen Verbraucher aus Bremen neue Verträge zu 28 Cent oder gar 36 Cent pro Kilowattstunde abgeschlossen hätten.

Dazu hätten einige Verbraucher es versäumt, nach einer Verdoppelung oder gar Verdreifachung der Preise durch ihren Anbieter von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen, sodass diese nun noch in ihren sehr teuren Altverträgen feststecken. All diese werden durch die Gaspreisbremse enorm entlastet werden.

Wird in der Folge der fallenden Gaspreis eine neue Welle an Billiganbietern erwartet? Und falls ja, wird vor diesen seitens der Verbraucherzentrale gewarnt?

Beim Blick in die Vergleichsportale hat Ewen bereits mehrere Anbieter erspäht, die zwischenzeitlich verschwunden sein, nun aber wieder am Markt aktiv sind. Manche von ihnen hätten im vergangenen Jahr aufgrund der hohen Beschaffungskosten mit einem Belieferungsstopp reagiert.

Einige Kunden in Bremen hätten davon gar erst erfahren, als die SWB sie in der Folge angeschrieben und in der Grundversorgung willkommen geheißen hat. "Bei solchen Anbietern wäre ich derzeit noch sehr sensibel", so Ewen.

Zumal sich mittlerweile auch die Rechtslage geändert hat. Wenn der Energieanbieter seine Kunden nicht mehr beliefern kann, dürfen die Grundversorger diese für die ersten drei Monate zu den höheren Konditionen der Ersatzversorgung beliefern, ehe sie in die Grundversorgung wechseln. Bei der SWB liegen die Konditionen in Bremen aktuell bei 14,3 Cent pro Kilowattstunde und einem monatlichen Grundpreis von 9,92 Euro. In Bremerhaven ist es mit 14,31 Cent pro Kilowattstunde und einem monatlichen Grundpreis von 10,48 Euro noch etwas teurer.

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Bild: Imago | CHROMORANGE

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 13. Januar 2023, 14:05 Uhr