Kommentar

Bremer, lasst Karstadt endlich los!

Karstadt-Logo an einer Filiale
Aus der Zeit gefallen: Warenhäuser wie Karstadt gelten seit Jahren als Auslaufmodell. Bild: dpa | Christoph Hardt/Geisler-Fotopress

Das Warenhaus ist ein Auslaufmodell – und früher oder später ohnehin verschwunden, sagt buten un binnen-Autor Robert Otto-Moog. Es ist Zeit für etwas Neues.

Das Kaufhaus ist tot – lang lebe… ja, was eigentlich? Als am Montag durchsickerte, dass Galeria-Karstadt-Kaufhof seine Filiale in der Bremer Innenstadt schließen will, war die Meinung in der Bremer Innenstadt klar: "Das darf nicht passieren!" Aber warum eigentlich nicht?

Aus emotionalen Gründen an Karstadt festhalten?

Klar: Karstadt war eben immer da. Als Vollsortimenter, als Fixpunkt, als Abkürzung zwischen Obernstraße und Lloydpassage, und zuletzt noch als Denkmal eines Landes, das erst bei Karstadt Feinwaren kaufte und dann gemeinsam "Wetten, dass..?" schaute. Vielleicht ist es an der Zeit, sich endgültig von dieser Erinnerung zu verabschieden.

Denn mal ganz ehrlich: Wer war in diesem Jahr schon bei Karstadt und hat tatsächlich etwas gekauft? Der Online-Handel boomt; Warenhäuser haben ein Nachwuchsproblem. Und mit dem Konzept "Von allem ein Bisschen, aber nichts so richtig" wird sich jüngere Kundschaft wohl auch nicht mehr begeistern lassen.

Es lässt sich keine Innenstadt für die Zukunft gestalten, deren Fixpunkt in den frühen 1990-ern hängen geblieben ist.

Robert Otto-Moog, buten un binnen-Redakteur

Klar ist: Für Bremen wäre – genauso wie für alle anderen Städte – das Karstadt-Aus ein herber Verlust, für Kunden, Mitarbeiter und die gesamte City. Wirtschaftlich und emotional. Aber wie lange sollte man aus emotionalen Gründen an etwas festhalten, das nahezu ungebremst gen Abgrund schlittert? Wie viel Sinn macht es, auf Biegen und Brechen am Auslaufmodell Warenhaus festzuhalten und womöglich noch mit (finanziellen) Zugeständnissen der Stadt den Tod der Filiale lediglich hinauszuzögern? Es lässt sich keine Innenstadt für die Zukunft gestalten, deren Fixpunkt in den frühen 1990-ern hängen geblieben ist.

Der Tod des Kaufhauses kann auch eine Chance sein

Dass der Weggang eines Großen auch eine Chance sein kann, zeigt ein Blick nach Oldenburg. Dort füllen die Lücke, die vor acht Jahren Saturn in die Fußgängerzone gerissen hat, ein Food-Court, ein Co-Working-Space und Event-Flächen. Ein toter Teil der Innenstadt ist heute lebendiger als zuvor.

Auch in Bremen braucht es unbedingt neue Konzepte für mehr Leben in der Innenstadt. Das geht bestimmt auch mit einem Kaufhaus, aber eben nicht mit einem in der heutigen, völlig überholten Form und Größe. Wir müssen uns mit dem Tod des Warenhauses, wie wir es kennen, ohnehin abfinden – lieber früher als zu spät. Denn er wird kommen, egal ob im kommenden Jahr oder in naher Zukunft.

Warum das Aus für Karstadt auch eine Chance für Bremen sein könnte

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. März 2023, 19:30 Uhr