Energie und Abfallwirtschaft: Wette auf Wasserstoff

Bild: Radio Bremen

Die Enquete-Kommission setzt langfristig auf Wasserstoff als Energieträger. Für Stahlwerk und Gasnetz sind deshalb Anpassungen erforderlich.

Das Ziel der langfristigen Klimaneutralität erfordert den Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Für Bremen und Bremerhaven geht die Kommission parallel allerdings von einer Verdoppelung des Strombedarfs aus. Der Grund: Strom soll künftig viele bislang fossile Prozesse ersetzen.

Folgende vier Maßnahmen und Ziele spielen im Zwischenbericht der Kommission eine wichtige Rolle.

1 Kohleausstieg bis 2023

Die Enquete-Kommission tritt für eine rasche Abschaltung der drei Bremer Kohlekraftwerke ein. Das Kohlekraftwerk Hafen wird spätestens Mitte 2021 stillgelegt. Die Kohlekraftwerke in Hastedt und Farge sollen bis spätestens 2023 folgen. Dies setzt jedoch voraus, dass das geplante Gas-Blockheizkraftwerk (BHKW) in Hastedt fertiggestellt wird.

Das zum Betrieb der Hochöfen im Bremer Stahlwerk benötigte Gichtgaskraftwerk Mittelsbüren soll zudem seine Produktion verringern, sobald die Hochöfen durch neue Technik ersetzt worden sind, die den Einsatz von Wasserstoff und Strom beim Stahlschmelzen ermöglichen.

2 Ausbau erneuerbarer Energien

Windräder drehen sich vor einem orangegefärbten Himmel.
Winkraftanlagen auf Bremer Boden könnten langfristig ein kleines Kohlekraftwerk ersetzen. Bild: Imago/blickwinkel

Die Stromerzeugung durch Wind- und Solaranlagen sollen im Bundesland Bremen langfristig auf rund 400 Megawatt ausgebaut werden. Für Strom aus Solaranlagen plant die Kommission mit einem Potenzial von rund 1.000 Megawatt, was ungefähr der doppelten Leistung des Kohlekraftwerks Hafen entspräche. Bis 2030 sind Windkraftanlagen mit einer Leistung von 300 Megawatt und Solaranlagen mit einer Leistung von 500 Megawatt das Ziel.

Laut Zwischenbericht könnten Wind- und Solaranlagen so innerhalb des Landes Bremen rund 20 Prozent des verbrauchten Stroms erzeugen. Müllverbrennung, wasserstoffbetriebene Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen (KWK) sowie Anlagen zur Reststoff- und Biomassenutzung stünden für weitere 15 Prozent. Die verbleibenden 65 Prozent würden der Kommission zufolge durch Strombelieferung aus der Nord-West Region und Importe gedeckt.

3 Wärmeversorgung durch Fernwärme

Die Wärmeversorgung insbesondere in verdichteten Quartieren, Großwohnanlagen und innenstadtnahen Bereichen soll den Plänen zufolge künftig vollständig durch Fernwärme möglich sein. Andernorts soll die Wärmeversorgung künftig auf Fernwärme, Nahwärme und das Stromnetz, also auf Wärmepumpen, umgestellt werden.

Der Erdgasverbrauch soll im klimaneutralen Bremen auf Null sinken. Das Gasverteilnetz könnte nach Plänen der Kommission spätestens ab 2030 um- und zurückgebaut werden. Es könnte danach zu einem Wasserstoffnetz umgebaut werden, das ausschließlich die Industrie, die Strom-KWK-Anlagen sowie einige Wasserstoff-Tankstellen für Wasserstoff-Lkw und Wasserstoff-Busse beliefert.

4 Grüner Wasserstoff als Zukunftsoption

Kernpunkt des Zwischenberichts ist die Wasserstoffstrategie. Hier geht die Kommission für das Land Bremen von erheblichem Bedarf aus – vor allem zur Versorgung des Stahlwerks für die Erzeugung grünen Stahls, aber auch für weitere industrielle Anwendungen. Darüber hinaus könnte Wasserstoff als Treibstoffersatz für Schiffe, Flugzeuge und Nutzfahrzeuge dienen, heißt es im Bericht. Nicht zuletzt wäre Wasserstoff zur Nutzung in KWK-Anlagen verwendbar, die die Fernwärmeversorgung und das Stromnetz in den Zeiten absichern, in denen die Wind- und Solaranlagen keinen Strom liefern.

So wird "grüner" Wasserstoff hergestellt

Bild: Radio Bremen

Das Problem: Die Technik steckt noch in den Kinderschuhen. Als konkrete Maßnahme auf dem Weg zu ihrer industriellen Nutzung verweist die Kommission auf das vom Energieversorger SWB und dem Stahlkonzern Arcelor-Mittal geplante Projekt, einen Elektrolyseur mit einer Leistung von zwölf Megawatt zu errichten. In einer solchen, strombetriebenen Anlage wird Wasserstoff hergestellt – der dafür benötigte Strom würde dabei künftig aus regenerativen Energien stammen. In Bremerhaven bezeichnet die Kommission darüber hinaus den Aufbau eines Elektrolyse-Testfeldes mit anfangs zwei Megawatt in ihrem Bericht als begrüßenswert.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. März 2021, 19:30 Uhr

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