Interview

Drogen über Bremerhaven: Wie der Zoll Schmugglern auf die Spur kommt

Alltag in Bremerhaven: Wie der Zoll in Containern nach Drogen sucht

Bild: Radio Bremen

Bremerhavener Polizei und Zoll haben ein gemeinsames Ziel: Den Drogenschmuggel im Hafen von Bremerhaven verhindern. Ein Zollbeamter gibt Einblicke in seinen Alltag.

Drogenschmuggel über deutsche Nordseehäfen nimmt zu. Auch Bremerhaven – als zweitgrößter deutscher Hafen – ist betroffen. Täglich kontrollieren Zollbeamte Container, egal ob mit Bananenkisten oder Rigipsplatten gefüllt, auf mögliche Drogenverstecke. Zollbeamter Volker von Maurich kennt die Methoden der Schmuggler und erklärt, wie die Beamten vorgehen.

Herr Maurich, inwiefern hat der Drogenschmuggel in Bremerhaven zugenommen?

Ein Zollbeamter vor Hafenkulisse.
Volker von Maurich ist Pressesprecher beim Hauptzollamt Bremen und damit auch für den Hafen in Bremerhaven zuständig. Bild: Radio Bremen

Bremerhaven ist, wie alle anderen Häfen an der Nord- und Ostsee, ein Einfallstor für Drogen. Das hat sich nicht geändert – aber die Menge, die reinkommt, die hat sich verändert. Wir haben im letzten Jahr das dritte Jahr seit 2017 gehabt, in dem wir mehr als eine Tonne Kokain in Bremerhaven gefunden haben. Wir hatten 2017 den ersten großen Drogenfund mit einer Tonne Kokain in Rigipsplatten, die durch das Röntgengerät festgestellt werden konnte.

Was macht der Zoll genau?

Aufgabe des Zolls ist die Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs mit besonderem Schwerpunkt auf der Verhinderung des Drogenschmuggels. Dabei werden verschiedene Container selektiert unf kontrolliert. Zum Beispiel welche aus Lateinamerika, die in ein bestimmtes Schema passen für eine Schmuggelmethode namens Rip-off.

Wie funktioniert diese sogenannte Rip-off-Methode?

Rip-off zeichnet sich dadurch aus, dass auf der Fahrt des Containers unbemerkt Rauschgift zu der legalen Ware zugeladen wird. Und das relativ nah an der Containertür, damit es schnell und unbemerkt entnommen werden kann, maximal hundert Kilo. Bei unseren Kontrollen öffnen wir die Türen und sehen, ob Rauschgift in den Containern deponiert wurde.

Ein Röntgenbild von einem Container.
So sieht ein geröntgter Container aus. Bild: Radio Bremen

Es gibt aber durchaus auch Wege, viel größere Mengen zu schmuggeln. Beispielsweise versteckt in anderen Waren oder auch an den Containerwänden. Beispielsweise, indem man eine zweite Wand einfügt und dort die Kokainplatten hinterpackt. Das finden wir raus indem wir den Container röntgen.

Mit welchen Methoden haben Sie noch zu tun?

Es gibt noch die Drop-off-Methode. Das ist eine Methode, wo schon vom fahrenden Schiff die Drogen ins Meer geschmissen werden und durch Schnellboote aufgenommen und an Land gebracht werden. Das passiert oft in Südeuropa, aber auch hier ist das denkbar und deshalb ist unser Wasserzoll mit dabei. Die schauen die Schiffe an, die ein- und ausfahren.

Es kommt auch häufig vor, dass Menschen im Magen-Darm-Trakt Rauschgift schmuggeln. Das gefährliche daran ist, wenn so ein Behältnis platzt. Dann ist man eigentlich tot. Es ist schon häufiger vorgekommen, dass jemand unbemerkt durch den Zoll gekommen ist, dann das Behältnis geplatzt und der Mensch gestorben ist.

Was passiert mit den gefundenen Drogen?

Wenn wir was finden, wird das Kokain herausgenommen, sichergestellt und an die Zollfahndung übergeben, das ist die Ermittlungsbehörde. Die führen weitere Ermittlungen durch: Was steckt dahinter? Wer ist dafür verantwortlich? Wer ist die Tätergruppe?

Der Rauschgiftschmuggel wird von der organisierten Kriminalität dominiert. Und das sind Menschen, die auch vor Mord und Erpressung nicht zurückschrecken. Und deshalb achten wir auch darauf, dass die Kollegen hier nicht erkannt werden.

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Da geht es auch um Erpressung und Bestechung, oder?

Die Tätergruppen können unsere Kolleginnen und Kollegen ansprechen, um Hilfe bitten und vielleicht auch Geld dafür bieten. Dafür, dass man kriminelle Handlungen durchführt – das hat es in der Vergangenheit schon gegeben.

Die Kollegen haben da das richtige gemacht und das offenbart und zur Anzeige gebracht. Das ist die einzige Möglichkeit, möglichst gefahrlos aus der Situation herauszukommen und nicht kriminell zu werden und vor allem nicht erpressbar zu werden. Man setzt damit nicht nur sein Leben aufs Spiel sondern auch alles, was man erreichen möchte.

Was sind das für Summen, die den Hafenmitarbeitern geboten werden?

Das kann ich nicht genau sagen, ich habe von einem sechsstelligen Betrag gehört.

Was wird noch gesucht und gefunden – abgesehen von Kokain?

Die Kontrolleinheiten gucken schwerpunktmäßig nach Kokain, weil der Handel tatsächlich in der Vergangenheit zugenommen hat. Sie sind aber auch zuständig für Waffenschmuggel oder hochversteuerbare Waren wie Zigaretten. Aber auch: Artengeschützte Tiere und Pflanzen, Fälschungen, Chemikalien und alles was nicht ein- und ausgeführt werden darf.

Wie oft wird denn was gefunden? Gibt es eine Quote?

Man braucht manchmal einen langen Atmen, um dann eben auch wieder Erfolg zu haben. Aber wir haben trotzdem regelmäßig Erfolg. Es kann mal sein, dass es Wochen dauert, bis der nächste Erfolg sich einstellt. Dann kann es aber auch sein, dass sich innerhalb von mehreren Tagen mehrere Erfolge zeigen.

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Das Interview führte Max Lange, aufgeschrieben von Marike Deitschun.

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Autorinnen und Autoren

  • Autor/in
    Max Lange
  • Autor/in
    Marike Deitschun

Dieses Thema im Programm: tagesschau24, mittendrin, 31. August 2023.