Hintergrund

Ende einer Debatte: Die Chronologie des Bremer Straßenbahnstreits

Hat Bremen mit Studie zur Straßenbahn-Verlegung Zeit verschwendet?

Bild: dpa | Markus Mainka

Obernstraße, Westerstraße, Martinistraße – für Bremens Straßenbahn in der City wurden in den letzten Jahren verschiedene Routen diskutiert. So lief die Debatte.

Die Debatte um die Verlegung der Bremer Straßenbahn in der Innenstadt ist beendet. Die Schienen bleiben in der Obernstraße. So will es Bremens Mobilitätssenatorin Özlem Ünsal (SPD), nach dem das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie jetzt vorliegt. Damit wird eine jahrelange Diskussion enden, sofern der Senat ihren Plänen zustimmt. Die wichtigsten Etappen bis zur jetzigen Entscheidung fassen wir hier zusammen.

Erste Verlegungspläne nach dem Zweiten Weltkrieg

Schon während des Wiederaufbaus Bremens nach dem Zweiten Weltkrieg erwog der Senat erstmals eine Verlegung der Straßenbahn aus der Obernstraße in die Martinistraße. Die Pläne wurden allerdings nicht weiter verfolgt, stattdessen wurde die Martinistraße zu einer Hauptschneise für Autos parallel zu Obernstraße und Marktplatz ausgebaut.

Die sonst vierspurige Martinistraße in der Innenstadt ist für den Verkehr gesperrt.
In der Martinistraße wird auch künftig keine Straßenbahn fahren. Bild: dpa | Sina Schuldt

Ein Umdenken setzte erst wieder in den 1990er Jahre ein. Ein Hintergrund war 1985 die Umwidmung der Schlachte in eine Fußgängerzone und ihr seit 1993 erfolgter Umbau im Zuge des Projekts "Stadt am Fluss". Infolgedessen wurde immer deutlicher, dass die Martinistraße eine abgasreiche Barriere zwischen Innenstadt und der Flaniermeile an der Weser darstellte. Als 2004 Rathaus und Roland zum Weltkulturerbe erklärt wurden, kamen Überlegungen hinzu, die Schienen und die schweren Straßenbahnen zu verlegen und so die Aufenthaltsqualität in der Obernstraße und am Marktplatz für Bürgerinnen und Touristen zu verbessern.

Domsheide-Umbau bringt Schwung in die Debatte

Dennoch schleppte sich die Debatte weitere Jahre hin. 2019, nachdem Bremens ehemaliger Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) den Umbau der Domsheide zur Chefsache erklärt hatte, bekam sie dann neuen Schwung. Die Ansichten, wo im Zuge des Umbaus neue Haltestellen oder gar neue Trassen entstehen könnten, gingen dabei weit auseinander.

Im November 2021 griff die SPD um Sielings Nachfolger Andres Bovenschulte (SPD) die Idee auf, den Umbau der Domsheide mit einer Verlegung der Straßenbahn aus der Obernstraße in die Martinistraße zu verbinden. Diesen von der Bremer Handelskammer favorisierten Plan verfolgte auch die CDU.

Das lange Warten auf die Machbarkeitsstudie

Was dann folgte, war zunächst ein langes Warten auf eine entsprechende Machbarkeitsstudie. Sie wurde, nach langem Drängen unter anderem von der Handelskammer, Ende 2022 in Auftrag gegeben, nachdem auch die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) im September zur Eile gerufen hatte. Die BSAG mahnte eine schnelle Entscheidung an, weil die Weichen auf der Domsheide dem Unternehmen zufolge bis spätestens 2025 erneuert werden und daher bald bestellt werden müssten.

Verlegung in die Westerstraße wurde schnell verworfen

Die Grünen hingegen hatten es bis dahin nicht so eilig. Die damalige Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) war vor allem aus Kostengründen gegen die Verlegung der Gleise aus der Obernstraße in die Martinistraße. In der Debatte wurde auch ein Streckenverlauf durch die Westerstraße in der Neustadt geprüft. Demgegenüber war zuletzt auch die CDU nicht abgeneigt.

Diese Alternative bezeichnete die BSAG allerdings schon früh als unrealistisch, weil über die Haltestelle am Brill kein zusätzlicher Verkehr in Richtung Neustadt abgewickelt werden könne. Zudem stellte sich bald heraus, dass das Gewicht der Bahnen die ohnehin baufällige Bürgermeister-Smidt-Brücke und die Wilhelm-Kaisen-Brücke zu sehr belasten würde. Deshalb wurden diese Pläne im September dieses Jahres begraben.

  • Straßenbahn wird nicht in die Neustadt verlegt

    Soll die Straßenbahn raus aus der Bremer City? Heute gab es in der Verkehrsdeputation eine Entscheidung. Ein weiterer Punkt: das Millionendefizit der BSAG.

Machbarkeitsstudie beendet Debatte

Was blieb, war die Debatte um die Verlegung der Straßenbahn aus der Obernstraße in die Martinistraße. Wie auch diese Debatte ausgehen würde, war allerdings bereits im Juli dieses Jahres in groben Zügen bekannt. Denn über die vom Senat in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie sickerten da bereits erste Ergebnisse durch. Demnach sprachen sich die Gutachter schon damals einem Bericht des Weser-Kuriers zufolge gegen eine Verlegung aus.

Seit diesem Dienstag sind diese Ergebnisse der Studie nun offiziell und im Detail bekannt. Die Konsequenz: Die Straßenbahn in Bremens City fährt auch weiterhin durch die Obernstraße.

Seine Stimme hört man oft in Bremer Straßenbahnen und Bussen

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Dezember 2023, 19:30 Uhr