Fragen & Antworten
Wie das Handyverbot an Bremens Schulen umgesetzt wird
Bildungssenatorin Aulepp erlässt Handyverbot an Bremer Schulen
Schüler und Schülerinnen in der Stadt Bremen dürfen künftig ihre Handys nicht mehr in der Schule nutzen. Das sind die Pläne – und die Reaktionen.
Noch ist der Erlass nicht veröffentlicht, doch die Entscheidung ist gefallen: An Bremens Schulen gilt ab 1. Juni ein Handyverbot. Noch im Februar dieses Jahres war ein solches Vorhaben in der Bürgerschaft gescheitert – auch weil Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) dagegen gestimmt hatte. Nun scheint es eine Kehrtwende zu geben. Warum?
Was genau ist ab 1. Juni verboten?
Ab Juni dürfen Handys in den Bremer Schulen nicht mehr verwendet werden. Das gilt für alle Klassen der Grundschulen, in den weiterführenden Schulen für die Sekundarstufe I. Hier müssen die Geräte ausgeschaltet in den Taschen der Schüler und Schülerinnen bleiben, erklärt die Bildungsbehörde. Das gilt auch für Smartwatches. Was passiert, wenn Handys trotz des Verbots genutzt werden, stehe noch nicht fest, werde aber in dem Erlass geregelt, sagt das Bremer Bildungsressort.
Welche Regeln für die Sekundarstufe II, also die Oberstufenschüler und -schülerinnen, gelten, dürfen die Schulen weiter selbst entscheiden. Ausnahmen von dem Verbot soll es für Schüler und Schülerinnen geben, die ihr Handy aus medizinischen Gründen brauchen.
Wie begründet Bildungssenatorin Aulepp das Verbot?
Man wolle das "Wohlbefinden der Kinder schützen". Denn eine zu intensive Nutzung von Smartphones könne zu Schlaf- und Bewegungsmangel führen und früh in der Entwicklung abhängig machen, sagt Aulepp unter Berufung auf Kinderärzte.
Mit diesem Verbot schaffen wir einen klaren Rahmen. Handys haben an der Schule keinen Raum, keinen Sinn.
Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp
Man habe sich in vergangener Zeit intensiv etwa mit Gewerkschaften, Medienwissenschaftlern und Kinderärzten ausgetauscht – und deshalb seine Meinung geändert. Denn vor wenigen Wochen noch sprach sich die Bildungssenatorin mit SPD, Linken, Grünen und der FDP bei einer Abstimmung in der Bürgerschaft gegen ein Handyverbot aus. Damals kam der Vorschlag von der CDU.
Handys seien durch die gute digitale Ausstattung der Schulen außerdem nicht notwendig, sondern stattdessen "eine potenzielle Ablenkung und Gefährdung", so Aulepp. Für die Kinder und Jugendlichen soll die Schule so zu einem Erholungsraum werden.
Was sagen Experten dazu?
Robert Baar, Professor für Grundschul-Pädagogik an der Uni Bremen, begrüßt das Handyverbot. Damit folge die Bildungsbehörde wissenschaftlichen Erkenntnissen. Allerdings mahnt er: Die Schulen seien trotzdem weiter für die Vermittlung von Kompetenzen bei der Nutzung von Medien verantwortlich. Es sei zudem wichtig, sich mit dem Thema und auch dem Verbot selbst zu beschäftigen.
Schulen sollten weiterhin der Ort sein, wo Kinder und Jugendliche immer wieder dazu angeregt werden, ihren Medienkonsum zu reflektieren.
Robert Baar, Professor für Grundschul-Pädagogik an der Uni Bremen
Was sagen andere Parteien und Gewerkschaften?
Die Bremer CDU findet das Verbot gut. Sie kommentiert den geplanten Erlass als verspätetes Eingeständnis – die Partei hatte einen Antrag für ein solches Verbot im Februar in der Bürgerschaft selbst eingebracht. Die FDP hingegen kritisiert das Verbot und appelliert, den Kindern lieber einen richtigen Umgang mit dem Smartphone zu lehren, anstatt diese zu verbieten.
Bei den Koalitionspartnern Grünen und Linken stößt der Vorstoß Aulepps auf Kritik. Sie beanstanden unter anderem die Art und Weise, wie die Bildungssenatorin das Verbot einführt – offenbar wurde der Schritt in der Koalition nicht abgesprochen.
Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Franziska Tell, wundert sich über die plötzliche Ankündigung. Zumal derzeit noch Gespräche mit Schülerinnen und Schülern geführt würden.
Die Linke hält strenge Regelungen zwar für nötig. Diese sollten aber mit den Schülerinnen und Schülern in einem demokratischen Prozess gemeinsam gefunden werden.
Die Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sei grundsätzlich für ein Verbot, sagt Elke Suhr, Landesvorstandssprecherin der GEW in Bremen. Es gebe auch schon einige Schulen, die das bereits hätten. Die Gewerkschaft fordert aber, den Start der geplanten Regelung auf das neue Schuljahr zu verschieben. So ein Verbot müsse gut geplant und vorbereitet werden.
Die Schulen bräuchten Zeit und auch Geld, um den Erlass umsetzen zu können, so Suhr weiter. Beispielsweise müsste überlegt werden, die Klassenzimmer mit Safes auszustatten. Die Lehrkräfte dürften nicht die Verantwortung dafür tragen, wenn ein Handy wegkommt. Das Kontrollieren und Verwalten der Handys dürfe nicht zu Mehrarbeit führen. So seien viele Punkte noch ungeklärt, kritisiert Suhr.
Gilt das Verbot auch für Bremerhaven?
Nein, in Bremerhaven entscheiden die Schulen erstmal weiter selbst, wie sie mit Handys umgehen. "Wenn Regeln und Entscheidungen vor Ort an den Schulen getroffen werden, haben sie eine bessere Akzeptanz, als wenn die Anordnung von oben kommt", erklärt Hauke Hilz (FDP), Bildungsdezernent in Bremerhaven, die Entscheidung. Außerdem wolle man nicht, dass Schüler und Schülerinnen heimlich den Schulhof verlassen, um das Handy zu nutzen.
Die Lebenswelt der heutigen Kinder und Jugendlichen ist eine andere. Handys haben eine ganz andere Bedeutung als für meine Generation.
Hauke Hilz (FDP), Bildungsdezernent in Bremerhaven
Allerdings wolle er sich mit der Bremer Schulbehörde darüber austauschen, wie das Handyverbot läuft, und seine Position dann gegebenenfalls anpassen.
Wie können Eltern ihre Kinder in den Schulen trotz Verbots erreichen?
Aulepp betont, dass Kinder in der Schule nicht allein sind, dort seien auch Erwachsene. Falls Eltern aber dringend Kontakt zu ihren Kindern aufnehmen müssen, gibt es auch dafür Lösungen. "Als wir zur Schule gegangen sind, da ging man ins Sekretariat, dann wurden die Eltern angerufen", berichtet Aulepp über ihre Schulzeit. Und wenn die Eltern was wollten, konnten sie ihre Kinder dort auch erreichen. Diese Möglichkeit gebe es auch heute noch.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 16. Mai 2025, 19:30 Uhr