Fragen & Antworten

Bremer Virologe empfiehlt Corona-Impfung mit neuen Vakzinen

Eine Person hat blaue Handschuhe an und hält eine Spritze in der linken Hand.
Bild: dpa | Micha Korb

Einige Hersteller kündigen neue Corona-Impfstoffe an. Gut so, sagt der Bremer Virologe Andreas Dotzauer. Er rät insbesondere älteren Menschen zu Auffrischungsimpfungen.

Von einer größeren Gesundheitsgefahr für die breite Bevölkerung durch Corona könne man derzeit nicht sprechen, sagt Andreas Dotzauer. Auch seien die Fallzahlen überschaubar. Allerdings zeichne sich eine klare Tendenz ab: Wie in den vergangenen Jahren, so würden voraussichtlich auch in den kommenden Wochen, mit Beginn des Herbstes, wieder mehr Menschen an Corona erkranken. "Wir brauchen neue Impfstoffe", sagt Dotzauer dazu. Entsprechend sei sehr zu begrüßen, dass bereits mehrere Hersteller entsprechende Vakzine angekündigt haben. So möchte Biontech der "Ärzte Zeitung" zufolge möglichst schon im September den neuen Impfstoff ausliefern. Zu den Hintergründen:

Warnschild "Gefahrstelle" und ein Zusatzschild mit der Aufschrift "Corona EG.5 Variante"vor einem grau bewölkten Himmel (Symbolbild)
EG.5, auch bekannt als Eris, ist heißt die derzeit vorherrschende Variante des Coronavirus. Bild: dpa | sulupress.de/Torsten Sukrow

Wie hat sich die Zahl der Infizierten zuletzt entwickelt, und was für eine Variante des Virus herrscht derzeit in Deutschland vor?

Laut Corona-Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums vom 21. August sind dem Robert Koch-Institut innerhalb der letzten sieben Tage durchschnittlich vier neue Corona-Infizierte pro 100.000 Einwohnern bekannt geworden – einer mehr als noch vor einer Woche. Speziell im Land Bremen sind es drei Infizierte pro 100.000 Einwohner – ebenfalls einer mehr als noch vor einer Woche. Mit Blick auf diese sehr niedrig erscheinenden Zahlen sollte man aber im Hinterkopf haben, dass nur noch wenige Menschen auf das Virus getestet werden. Die Aussagekraft der Zahlen ist daher begrenzt.

Am weitesten in Deutschland verbreitet ist derzeit eine Omikron-Variante des Coronavirus mit der Bezeichnung EG.5, auch bekannt unter dem Namen Eris. Sie soll noch ansteckender sein als ältere Mutanten des Virus, sagt der Bremer Virologe Andreas Dotzauer.

Virologe Andreas Dotzauer steht auf einem Flur.
Der Bremer Virologe Andreas Dotzauer rät insbesondere älteren Menschen zur Auffrischungsimpfung mit einem neuen Corona-Impfstoff. Bild: Radio Bremen

An welche Variante haben Biontech und andere Hersteller die neuen Impfstoffe angepasst, die demnächst auf den Markt kommen sollen? Und: Sind sie wirklich besser als die alten Vakzine?

Sowohl Biontech als auch Moderna haben laut "Ärzte Zeitung" für den Herbst Impfstoffe angekündigt, die auf die Omikron-Variante XBB abgestimmt sind. Dabei handele es sich um jene Variante, die im Frühjahr bei uns vorgeherrscht habe, sagt Dotzauer. "Damit wird der Impfstoff zwar nicht passgenau auf die aktuelle Variante abgestimmt sein, aber deutlich besser als ältere", so der Virologe. Zumal es sich bei Eris um einen Abkömmling der XBB-Varianten handele.

Damit liegt Dotzauer auf einer Linie mit dem Paul-Ehrlich-Institut. So sagt Eberhardt Hildt, der die Virologie des Instituts leitet: "Unsere Daten zeigen, dass nach der Grundimmunisierung mit einem nicht an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff die Antikörperspiegel gegen die Omikron-Varianten niedrig sind und dann auch Auffrischungsimpfungen mit nicht angepassten Impfstoffen keinen dauerhaften Schutz bieten. Damit unterstreichen unsere Ergebnisse die Bedeutung der Anpassung der Auffrischungsimpfstoffe gegen Covid-19 an neue Omikron-Varianten."

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Wer sollte sich eine Auffrischungsimpfung mit den neuen Impfstoffen verabreichen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt weiterhin grundsätzlich allen ab 18 Jahren eine Basisimmunität gegen das Corona-Virus. Dazu teilt das Robert Koch-Insitut mit: "Die Basisimmunität wird durch mindestens drei SARS-CoV-2-Antigenkontakte erreicht (durch Impfungen und/oder eine durchgemachte Infektion)… Wenn noch Antigenkontakte fehlen, sollten diese durch Impfungen nachgeholt werden." Darüber hinaus empfiehlt die Stiko keine weiteren Auffrischimpfungen "für gesunde Erwachsene bis zum Alter von 60 Jahren sowie für Schwangere".

Anders sieht das bei Über-60-Jährigen und bei Risikogruppen wie Pflegekräften aus. Diesen Personen empfiehlt die Stiko im Abstand von zwölf Monaten zur jeweils letzten Corona-Impfung zusätzliche Auffrischungsimpfungen – und zwar mit angepassten, also neuen Impfstoffen.

Der Bremer Virologe Andreas Dotzauer rät – anders als die Stiko – grundsätzlich auch Unter-60-Jährigen zur Auffrischungsimpfung mit neuen Vakzinen. Er verweist darauf, dass der Impfschutz bei Corona schnell nachlasse. Alle ab 80 Jahren sollten die Auffrischungsimpfung mit einem neuen Vakzin gar als "absolutes Muss" ansehen, so Dotzauer: "Die Statistik zeigt, dass für diese Menschen das Ansteckungsrisiko deutlich größer ist als für jüngere", erklärt er seine Haltung. Auch die Gefahr schwerer Krankheitsverläufe sei bei älteren Menschen besonders groß.

Gelegentlich sieht man auch wieder Menschen mit Masken in Bremen. Ist das Tragen von Masken zum Schutz vor Corona immer noch sinnvoll?

Durchaus, betont Andreas Dotzauer: "Ältere Menschen sollten Masken in Räumen tragen, in denen sich viele andere Menschen aufhalten." Der Wissenschaftler glaubt, dass viele Bremer allein deshalb vor dem Tragen einer Maske zurückschreckten, weil sie sich damit doof vor anderen vorkämen. "Aber besser ist, wenn man darüber steht", so der Virologe.

Neben dem physischen Schutz vor Coronaviren könnten Masken auch einen psychologischen Schutz vor dem Virus bieten, ein Gefühl von Sicherheit. Und auch das sei viel Wert, so Dotzauer. "Jede Maske ist besser als keine", stellt er zudem fest. Klar sei aber auch: Den besten Schutz böten FFP2-Masken.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 21. August 2023, 11 Uhr