Als die "Arabella" zu Borgwards Schicksal wurde

Konsul Borgward und Direktor Tegtmeier vor dem Pkw Arabella
Firmenchef F. W. Borgward und Direktor Willy Tegtmeier präsentieren den neuen viersitzigen Personenwagen der Lloyd-Motorenwerke Bild: dpa | Albig-Treffers

Das Vorgängermodell, die "Isabella", war noch ein Verkaufsschlager. Aber die "Arabella" floppte und stürzte die Bremer Borgward-Gruppe vor 60 Jahren in tiefrote Zahlen.

Mit ihren kleinen Heckflossen und der Panorama-Heckscheibe traf sie den Zeitgeschmack. Und auch sonst konnte sich die Arabella sehen lassen, fanden die etwa hundert Journalisten aus dem In- und Ausland. Sie waren am 4. August 1959 zur Präsentation ins Bremer Parkhotel gekommen. Anschließend schrieben sie wahre Lobeshymnen. Borgwards neueste Konstruktion, hergestellt in den Lloyd-Motoren-Werken, übertreffe alle Erwartungen und sei eine kleine Sensation, waren sie sich einig.

Vor allem die Ausstattung hatte es den Testern angetan: Scheibenwaschanlage, Rückfahrscheinwerfer, Parkleuchten, regelbare Instrumentenbeleuchtung, Zigarettenanzünder oder Kontrollleuchten für die Handbremse – alles serienmäßig für 5.250 Mark.

Der Wagen, beschleunigt von null auf hundert Kilometer innerhalb von 27 Sekunden, gehört damit zur Spitzenklasse aller Serienwagen.

Willy Tegtmeier, kaufmännischer Leiter der Lloyd-Werke

Zudem habe die Arabella nichts mehr von dem, was früher einmal für einen Lloyd-Wagen typisch war – bis auf die Wirtschaftlichkeit, so Tegtmeier.

Mit dem günstigen kleinen Lloyd LP 300 – besser bekannt als Leukoplast-Bomber – hatte die Borgward-Gruppe viel Geld verdient. Mit der Arabella wollte sie nun andere Käuferschichten ansprechen. Nicht umsonst war der neue Name an das Borgward- Erfolgsmodell "Isabella" angelehnt: Der elegante Mittelklassewagen war ein Verkaufsschlager, wurde rund 200.000 Mal verkauft.

Sicher – aber ein Verlustgeschäft

Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt war die Arabella einer der Stars. Auch weil sie bei einem Zukunftsthema punkten konnte: Die Autohersteller setzten auf mehr Sicherheit für Fahrer und Beifahrer. Da lag die Arabella weit vorn: mit einer Windschutzscheibe aus Verbundglas, einem gepolsterten Armaturenbrett, abgerundeten Griffen und einem Lenkrad mit federnden Speichen.

Für die umfangreiche Ausstattung war der Preis aber viel zu knapp kalkuliert. Daran änderte auch die Verteuerung auf 5.490 Mark und die Vermarktung der Luxusversion unter der Marke Borgward nichts. Dazu kam: Die Arabella hatte Kinderkrankheiten. Bei Regen bekamen die Insassen nasse Füße, was dem Wagen den Spottnamen "Aquabella" einbrachte, teure Rückrufaktionen zur Folge hatte und die Krise bei Borgward verschärfte.

1961 folgte der Konkurs. Damit wurde auch die Produktion der Arabella eingestellt – nur zwei Jahre nach ihrer Präsentation.

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Autorin

  • Birgit Sagemann
    Birgit Sagemann

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Die Chronik, 4. August 2019, 7:50 Uhr

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