Bremen schwelgt in grün-weißer Seligkeit – aber Werder bremst

Nach dem 3:2-Wahnsinn von Dortmund träumen viele in Bremen schon von einer sorgenfreien Saison. Doch Ole Werner und Frank Baumann mahnen schon mal vorsichtig.

Wenn man sich so auf den Plattformen der sozialen Netzwerke umschaut, dann hat wohl ein Großteil Bremens ein Wochenende in grün-weißer – oder besser grün-lachsfarbener – Glückseligkeit verbracht.

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Und der Rausch dieser wahnwitzigen Schlussphase von Dortmund ging schnell über in einen sehr feucht-fröhlichen Rausch, der nun erst mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz so langsam wieder abgeklungen ist.

Dieser verrückte Spielverlauf zum 3:2-Triumph ließ sogar gestandene Werder-Funktionäre wie Hubertus Hess-Grunewald auf der Tribüne vor Freude ausrasten, wie Sportchef Frank Baumann im "Doppelpass" von Sport1 berichtete: "Unser Präsident ist mir um den Hals gefallen und hätte mich fast erdrückt."

Werders Spielidee funktioniert auch in der Bundesliga

Werder Bremen ist also wieder da, hat sich mit einem Paukenschlag zurückgemeldet auf der Bundesliga-Bühne. Der Aufsteiger von der Weser kommt frech und furchtlos daher und begeistert seine Anhängerinnen und Anhänger mit wild entschlossenem Offensiv-Fußball. Den Schwung aus der 2. Liga haben die Grün-Weißen hinübergerettet, selbstverständlich war das nicht.

Baumann hatte sich mit Werder vor der Saison zwei Fragen gestellt, erklärte er. Kann die Spielidee aus der 2. Liga auch erfolgreich in der Bundesliga sein? Und: Ist der Kader konkurrenzfähig, also reicht die individuelle Stärke der Spieler aus?

Nach den ersten drei Spielen können wir hinter beides einen Haken machen.

Werder-Sportchef Frank Baumann im "Doppelpass" von Sport1

Wo steht Werder wirklich?

Da steht Werder nun also, nach drei Spieltagen auf Rang neun der Tabelle mit fünf Punkten. Aber wo stehen die Bremer wirklich? Es ist nur allzu leicht, der Versuchung aus der glückseligen Laune des furiosen Sechs-Minuten-Sieges von Dortmund zu erliegen, alle Bedenken über Bord zu werfen und Werder eine sorgenfreie Saison vorauszusagen.

Doch 31 Partien hat Werder noch vor sich, der Weg kann noch sehr steinig werden. Was Werder definitiv gelungen ist, ist ein furioser Saisonstart, der überrascht und begeistert hat. Die Mannschaft von Trainer Ole Werner stellt sich nicht zu zehnt in den eigenen Strafraum, wie es manch anderer Aufsteiger zur eigenen Sicherheit tut. Sondern Werder greift an, sogar beim Stand von 0:2 in der 89. Minute noch. Damit hat man nicht nur Vize-Meister Dortmund überrumpelt, sondern sicher auch die Konkurrenz aufhorchen lassen.

"Ole passt zu uns wie die Faust aufs Auge"

Werder-Trainer Ole Werner gibt von der Seitenlinie in Dortmund seinen Spielern Anweisungen.
Gibt bei Werder die Richtung vor: Trainer Ole Werner. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Dass Werder nicht wie ein typischer Aufsteiger auftritt und über eine "überragende Mentalität" verfügt, wie Baumann lobte, ist das Verdienst von Trainer Werner.

Mit seinem klaren Spielplan und seiner authentischen Art scheint der erst 34-Jährige genau der richtige Mann für den Verein zu sein.

Ole ist ein sehr guter Trainer und passt mit seiner Spielidee zu Werder. Uns war es wichtig, dass man wieder unsere Identität auf dem Platz sieht. Dass wir für offensiven und attraktiven Fußball stehen wollen. Da passt Ole zu uns wie die Faust aufs Auge.

Werder-Sportchef Frank Baumann im "Doppelpass" von Sport1

"Geht gegen Frankfurt wieder bei 0:0 los"

Doch auch Werner fand nach seinen Jubelausbrüchen an der Seitenline in Dortmund schnell zu seiner ruhigen, analytischen Art zurück und merkte richtig an, dass man sich in jedem Spiel alles von Neuem erarbeiten müsse. "Es ist ein toller Moment für uns gewesen, ein außergewöhnliches Spiel, aber das bringt uns am Sonntag gegen Frankfurt nichts. Da geht es bei 0:0 los", betonte Werner in der ARD.

Auch Baumann war für seine Verhältnisse zwar auch geradezu euphorisch in Dortmund, bremste die hochfliegenden Erwartungen aber auch sofort ein: "In 99 Prozent der Fälle wären es beim 0:2 geblieben, dann hätten wir zwei Punkte und ich müsste ganz andere Fragen beantworten. Daher werden wir auf dem Boden bleiben." Bei Werder bleibt man vorsichtig optimistisch. Das Ziel heißt weiterhin: nicht absteigen.

Coach Werner nach Werder-Gala: "Das muss man mal rauslassen"

Bild: Radio Bremen

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Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende, 21. August 2022, 15:28 Uhr