3 Joker-Tore in 6 Minuten: Werders wilder Sieg "war der Wahnsinn"

Tiefer Frust beim BVB, Freudentaumel bei Werder: Nach dem 3:2-Coup in Dortmund wollte Trainer Ole Werner die Lorbeeren für sein glückliches Händchen aber nicht annehmen.

Am Ende wussten die Dortmunder nicht mehr, wie ihnen geschah. Sie hatte doch gerade das 2:0 gegen Werder nachgelegt und damit sollten sie ihren Gegnern doch keine Viertelstunde vor Schluss den letzten Dämpfer verpasst haben – dachten sie.

Doch Werder ließ sich nicht unterkriegen. Unermüdlich drückten sie in Richtung des BVB-Tores, ließen sich einfach nicht abschütteln. Und dann ging es ab der 89. Minute plötzlich Schlag auf Schlag: Lee Buchanan, Tor! Niklas Schmidt, Tor! Oliver Burke, Tor!

Werner mit dem glücklichen Händchen

Drei Tore innerhalb von sechs Minuten – und allesamt von Spielern, die Trainer Ole Werner erst eingewechselt hatte. Wieder hatte er das glückliche Händchen mit den Jokern und einmal mehr war Burke der Matchwinner.

Ich habe einfach meinen Kopf gesenkt und bin durchmarschiert. Es ist eines der besten Tore, die ich je gemacht habe und der Pass von Mitchell war perfekt. Ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich wieder treffen konnte.

Werder-Matchwinner Oliver Burke

Schon gegen den VfB Stuttgart hatte der Schotte für Werder den Ausgleich in der Nachspielzeit erzielt. "Das scheint so etwas meine Markenzeichen-Minute zu werden", meinte Burke augenzwinkernd.

Werder-Coach Werner nach 3:2-Sieg beim BVB: "Spricht für unsere Moral"

Bild: Radio Bremen

"Das ist rational nicht zu erklären"

Der sonst so norddeutsch-nüchterne Trainer Werner war nach den drei Toren zum 3:2-Sieg erneut an der Seitenlinie steil gegangen, wollte den Ruhm aber nicht für sich beanspruchen.

Das war heute ein Team-Erfolg, der in den letzten fünf Minuten auf spektakuläre Weise zustande kam – aber unterm Strich verdient war. Die letzten Minuten waren pure Emotionen, das war Wahnsinn. Das ist rational nicht zu erklären. Sowas habe ich noch nie erlebt.

Werder-Trainer Ole Werner

Eine Erklärung hatten auch die Dortmunder nach dem Spiel nicht sofort parat. "Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte", sagte BVB-Kapitän Marco Reus sichtlich erschüttert. "Wir hatten die ganze Zeit keine richtige Kontrolle, dann machen sie den Anschlusstreffer und kommen noch mal, werfen alles nach vorne."

Dortmund ärgert sich schwarz

Werder-Trainer Ole Werner reckt an der Seitenlinie kämpferisch die Zeigefinger in die Höhe nach dem Sieg gegen Dortmund.
So sehen Sieger aus: Da kann sich selbst Werder-Trainer Ole Werner (Mitte) nicht zurückhalten. Bild: Imago | Jan Huebner

Dass dem Aufsteiger gerade gegen Meister-Anwärter Dortmund dieser spektakuläre erste Saisonsieg gelang, frustrierte auch BVB-Coach Edin Terzic: "Wir reden von einer verdienten Niederlage. Trotzdem ist es brutal ärgerlich, wenn du bis zur 88. Minute 2:0 vorne liegst. Trotz schwacher Leistung musst du das Spiel gewinnen."

Während die Werder-Spieler ausgelassen vor dem Block mit ihren Fans feierten, hatte sich das Dortmunder Stadion schnell geleert. Nach drei Spielen stehen die Bremer bei ihrer Rückkehr in die Bundesliga mit fünf Punkten da – der Start ist geglückt. Und die Mentalität der Mannschaft stimmt. Sogar jene, die auf der Bank hocken mussten, warfen nach ihrer Einwechslung auch beim Stand von 0:2 noch alles rein, als stünde es 0:0. "Das war der schönste Moment meiner Karriere", schwärmte gar Torschütze Schmidt: "Das kann man gar nicht beschreiben."

Mehr zum Thema:

Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 20. August 2022, 18 Uhr