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Werder-Kapitän Friedl: "Wir wissen, dass wir eklig sein können"

Werder-Kapitän Friedl: "Wir wissen, dass wir eklig sein können"

Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Im Interview erklärt Marco Friedl, warum es bei Werder so gut läuft, wieso sein Team so viele späte Treffer erzielt – und warum die Bremer auswärts mehr punkten als zu Hause.

Herr Friedl, wie war die Stimmung auf der Heimfahrt nach dem 2:1-Sieg gegen Hoffenheim?

Mit Freude erfüllt. Wir waren natürlich alle sehr happy über das Ergebnis. Bei uns läuft es gerade einfach sehr gut. Wir genießen den Moment.

Nach der Hälfte der Hinrunde liegt Werder im oberen Tabellendrittel. Wie fühlt es sich an, so weit oben zu stehen?

Natürlich ist es schön, dass wir als Aufsteiger richtig gut in die Saison gestartet sind. Man hat gesehen, dass wir in jedem Spiel unsere Chancen hatten, einen Sieg zu holen. Dass sich das auch in den Ergebnissen widerspiegelt, freut uns. Wir wissen das aber auch richtig einzuschätzen, denn es ist nur eine Momentaufnahme.

Werder ist auswärts noch ohne Niederlage, hat mit elf Punkten in der Fremde so viele Zähler geholt wie kein anderer Bundesligist. Woran liegt das?

Dass wir auswärts gut performen – teils sogar besser als zu Hause –, war auch schon im letzten Jahr so. Ich denke einfach, dass uns der Gegner auswärts eher das Spiel aufdrücken will und wir es daher anders gestalten können. Wir fühlen uns auswärts aber auch sehr wohl, weil wir mit den Fans im Rücken gefühlt immer ein Heimspiel haben. Das macht einfach Spaß.

Die Werder-Spieler Mitchell Weiser, Marco Friedl und Romano Schmid feiern den 2:1-Sieg gegen Hoffenheim.
Hatte nach dem 2:1-Sieg in Hoffenheim allen Grund zur Freude: Werder-Kapitän Marco Friedl (Mitte). Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

In der bisherigen Saison haben Sie in den letzten Minuten noch einige Tore erzielt. Woher nehmen Sie die Kraft für solche Last-Minute-Treffer?

Uns ist bewusst, dass wir immer für Tore gut sind und stets nachlegen können. Gegen Hoffenheim hatten wir bis zum Elfmeter keine zwingenden Torchancen, oft hat der letzte Pass gefehlt. Doch wir wissen einfach, dass wir nach hinten heraus ganz eklig sein können. Dass wir, auch wenn es 80 Minuten vorher nicht geklappt hat, das Spiel noch mal ändern können.

Egal gegen wen, wir versuchen immer auf Sieg zu spielen. Und in letzter Zeit geht das des Öfteren gut. Ich hoffe, das hält noch eine Weile so an.

Das letzte Spiel, in dem Werder mehr als ein Gegentor kassiert hat, war die 3:4-Niederlage gegen Frankfurt. Was haben Sie seitdem geändert?

Vor allem haben wir mit allen Beteiligten viel gesprochen. Klar, wir machen vorne immer irgendwie unsere Tore, aber hinten haben wir einfach viel zu viele kassiert. Wenn du wie gegen Frankfurt drei Tore schießt, musst du das Spiel gewinnen.

Jeder Einzelne von uns hat da viel zu einfache Fehler gemacht, doch das haben wir inzwischen abgestellt. Im Moment sind wir sehr giftig und gewinnen die wichtigen Zweikämpfe. Wir hauen uns jetzt in jeden Ball und sind füreinander da.

Inwiefern hilft der Defensive auch der Konkurrenzkampf? Amos Pieper etwa hat stark Leistungen gezeigt, musste dann wegen einer Gelbsperre pausieren und nun spielt Niklas Stark für ihn.

Konkurrenzkampf ist immer wichtig, egal wo. Du weißt, du musst liefern, sonst wird es schwer, dass du spielst. Bislang war es so, dass jeder, der gespielt hat, seine Sache richtig gut gemacht hat. Es kommt Woche für Woche darauf an, dass du im Spiel und im Training deine Leistung zeigst. Es ist ja auch der Sinn der Sache, dass wir den Trainer vor die schwierige Aufgabe stellen, sich zwischen zwei Leuten entscheiden zu müssen.

Werder-Kapitän Marco Friedl wartet mit seinen Teamkollegen im Spielertunnel.
Trotz seiner erst 24 Jahre führt Marco Friedl (rechts) die Bremer seit dieser Saison als Kapitän aufs Feld. Bild: Imago | Nordphoto

Mit 24 Jahren sind Sie aktuell der jüngste Käpitän der Liga. Wie gehen Sie mit der Verantwortung um?

Es ist jedes Mal eine riesige Sache für mich. Von so einem tollen Verein der Kapitän zu sein, macht mich unglaublich stolz. Wenn ich die Mannschaft aufs Feld führen darf, bin ich unfassbar glücklich.

Mit Ömer (Toprak, Anm. d. Red.) hatten wir im letzten Jahr einen hervorragenden Kapitän, bei dem man sich viele Sachen abschauen konnte – auch abseits des Platzes. Ich versuche einfach, viel davon mitzunehmen und der Mannschaft mit meiner Art und Weise zu helfen.

Bis zur Winterpause bestreiten Sie noch sechs Spiele. 15 Zähler haben Sie bereits gesammelt, wie viele sollen noch dazukommen?

Über das Thema haben wir mit dem Trainer gesprochen, aber für uns beschlossen, dass unser Ziel intern für uns behalten. Wir wollen einfach nicht, dass wenn du mal zwei oder drei Spiele nicht punktest, ein gewisser Druck entsteht. Wir versuchen jetzt einfach, Woche für Woche unserem Ziel näher zu kommen.

(Das Gespräch führte Dino Bernabeo. Aufgezeichnet von Helge Hommers.)

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Autor

  • Dino Bernabeo
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 8. Oktober 2022, 19:30 Uhr