Alles außer gewöhnlich: 5 Gründe für den Werder-Höhenflug

Nach der 5:1-Gala gegen Gladbach schnuppern die Bremer am oberen Tabellendrittel. Und manche Werder-Fans träumen sogar schon von grün-weißen Europapokal-Nächten.

Dass Werder kein gewöhnlicher Bundesliga-Aufsteiger ist, bringt schon allein die grün-weiße Vereinsgeschichte mit sich. Doch dass die Bremer in der noch jungen Saison bereits mehrere derart eindrucksvolle Duftmarken gesetzt haben, hätte wohl kaum jemand erwartet. Mehr noch: Mit zwölf Punkten aus acht Spielen schnuppert Werder als Tabellen-Achter am oberen Tabellendrittel – was manche Fans nach der jüngsten 5:1-Gala gegen Gladbach bereits zu "Europapokal!"-Gesängen animierte.

Bei aller nachvollziehbaren Träumerei ist jedoch klar: Für Werder geht es nach dem Wiederaufstieg einzig und allein um den Klassenerhalt. Dass das Team von Trainer Ole Werner auf seinem Weg dorthin bislang voll im Soll ist, hat vielerlei Gründe. Hier sind fünf davon.

1 Die Gegentor-Flut scheint gedämmt

In den ersten vier Spielen fingen sich die Bremer zehn Gegentore. Dass Werder-Keeper Jiri Pavlenka so viele Bälle aus dem Netz holen musste, lag zwar mit Sicherheit auch an den starken Auftaktgegnern. Doch gerade beim 3:4 gegen Frankfurt ließen ihn seine Vorderleute gleich mehrfach sträflich im Stich. In den vergangenen vier Partien wendete sich jedoch das Blatt: Werder kassierte nur noch drei Gegentreffer und spielte beim Auswärtssieg in Bochum sogar erstmals zu Null.

Auch gegen Gladbach stand die Werder-Defensive überwiegend sicher. Einzig rund ums zwischenzeitliche 1:4, als die "Fohlen" kurzzeitig das Tempo anzogen, kamen die Bremer Hintermänner mitunter ins Wanken. Von der temporären Druckphase abgesehen lieferten die Akteure vor Pavlenka aber einen starken Job. Vor allem Marco Friedl, der sich gegen Frankfurt mehrere Schnitzer geleistet hatte, überzeugte als zuverlässiger Ruhepol.

2 Mitchell Weiser is on fire

Werder-Außenverteidiger Mitchell Weiser spielt einen Pass.
Erzielte gegen Gladbach seinen ersten Saisontreffer: Werders Rechtsverteidiger Mitchell Weiser. Bild: Imago | Nordphoto

Im Sommer war lange Zeit unklar, ob Mitchell Weiser nach seinem Leihgeschäft an der Weser bleiben würde. Dass der Rechtsverteidiger es getan hat, ist für beide Seiten ein Gewinn: In den ersten acht Saisonspielen spielte Weiser teils so stark auf, dass man nachvollziehen kann, warum der 28-Jährige in der Vergangenheit schon in die Nationalmannschaft gelobt wurde.

Gegen Gladbach rackerte Weiser die rechte Seitenlinie vom Anpfiff weg wie ein wildgewordener Rasenmäher rauf und runter. Und während er hinten den Laden zumachte, ging er vorn frühzeitig auf seine Gegenspieler los. Mit dem Treffer zum 5:1-Endstand setzte er seiner starken Leistung schließlich die verdiente Krone auf.

3 Die "hässlichen Vögel" ballern wie eh und je

Während Niclas Füllkrug schon seit Wochen in überragender Form ist, hatte Marvin Ducksch lange Zeit mit Ladehemmung zu kämpfen. Gegen Gladbach platzte aber auch beim grün-weißen Toptorjäger der vergangenen Saison der Knoten. Aktuell gehört Werders 40-Tore-Sturm vom Vorjahr dank Füllkrugs Treffern und Duckschs Assists sogar zu den besten Scorer-Duos im Oberhaus. Keine Frage: Die "hässlichen Vögel" versetzen nach der 2. Liga auch die Defensiv-Reihen der Bundesliga in Angst und Schrecken.

4 Die Neuen machen das Team stark

Gegen Gladbach stand mit Niklas Stark nur ein "echter" Neuzugang – Weiser hatte Werder nur temporär verlassen – in der Startelf. Wenngleich der Ex-Nationalspieler in der laufenden Saison höchstens sporadisch zum Einsatz gekommen war, passte er sich nahtlos an seine starken Mitspieler an. Trotzdem sitzt Stark am kommenden Spieltag wohl wieder draußen, da der ebenfalls frisch an die Weser gewechselte Amos Pieper gegen Gladbach einzig wegen einer Gelbsperre pausierte.

Auch für die ebenfalls namhaften Werder-Neuzugänge Oliver Burke, Lee Buchanan und Jens Stage reicht es trotz teils starker Joker-Einsätze momentan nur zu Bankplätzen. Von Pieper abgesehen laufen die Bremer somit nahezu mit derselben Elf wie im Zweitliga-Vorjahr auf. Nicht aber, weil es den Neuen an Format mangelt, sondern vielmehr, weil die "alte Garde" auch im Oberhaus überzeugt. Oder anders gesagt: Werder hat nach langer Zeit mal wieder ein richtiges Luxus-"Problem".

5 Der Nationalteam-Push für die Mittelfeld-Talente

Werder-Spieler Romano Schmid dribbelt mit dem Ball.
Feierte vor Kurzem sein Debüt für die österreichische Nationalmannschaft: Werder-Wirbelwind Romano Schmid. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Dass nach dem 5:1-Sieg gegen Gladbach die grün-weißen Torschützen im Fokus standen, trübte ein wenig den Blick auf die starken Darbietungen zweier frischgebackener Nationalspieler. Sowohl Romano Schmid als auch Ilia Gruev flogen ein wenig unter dem Radar, waren aber beide Mitgaranten für den Erfolg. Vor allem Schmid schien sein Länderspieldebüt einen gehörigen Push gegeben zu haben: In der Anfangsviertelstunde schwebte der Österreicher nur so über das Feld und lieferte zu den ersten beiden Treffern die Vorarbeit.

Während Schmid den offensiven Part im zentralen Mittelfeld übernahm, sicherte Gruev vorwiegend nach hinten ab. Seine Aufgaben erledigte der Bulgare, der ebenfalls in der vergangenen Woche erstmals für sein Heimatland aufgelaufen war, souverän, aber unauffällig. Doch fürs Spektakel sind bei Werder nun mal andere Akteure zuständig – und von denen hat Werder aktuell reichlich.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 2. Oktober 2022, 14:13 Uhr