Der Glaube trägt Werder zu einem Saisonstart furioso

Werder-Coach Werner: "Hatten in Bochum das Quäntchen Glück"

Bild: Imago | Team 2

Aufsteiger Werder steht mit acht Punkten aus den ersten fünf Bundesliga-Spielen sehr beachtlich da. Trainer Ole Werners Erfolgsrezept: Der Star ist die Mannschaft.

Eigentlich spricht Ole Werner nicht gerne über einzelne seiner Spieler. Denn so wenig sich der Werder-Coach selbst ins Rampenlicht stellt, möchte er auch seine Elf sehen: Der Star ist die Mannschaft.

Wenn die Dinge gut laufen und wir gewinnen, tun wir das gemeinsam. Und wenn wir nicht gewinnen, tun wir das auch gemeinsam.

Werder-Trainer Ole Werner

"'Fülle' hat einen Lauf"

Doch nach dem 2:0-Sieg in Bochum mit den beiden – wieder einmal – späten Treffern, kam Werner an einer Würdigung des Doppel-Torschützen Niclas Füllkrug doch nicht vorbei.

'Fülle' hat einen Lauf, diese Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Seine Präsenz auf dem Platz, sein Charakter ist wichtig für uns, weil er diesen unbedingten Glauben in einer Schlussphase dranzubleiben in sich trägt.

Werder-Trainer Ole Werner

7 Tore nach der 85. Minute

Der Glaube, das ist wohl der Schlüssel zu diesem furiosen Saisonauftakt, den die Bremer Aufsteiger selbst nicht erwartet hatten. Nach fünf Spieltagen steht Werder mit starken acht Punkten vorerst auf dem achten Tabellenplatz. Hat dabei zwölf Tore erzielt, sieben von ihnen nach der 85. Spielminute.

Wir haben die ganze Saison schon immer den Glauben, egal wie es steht, dass wir Punkte holen können. Das sagt sehr viel über den Spirit der Mannschaft aus.

Werder-Profi Amos Pieper

Der Spirit, der Geist der Mannschaft, lebt also in Bremen, zweifellos. Und das hängt viel damit zusammen, wie Trainer Werner seine Spieler führt. Mit klarer Ansprache, klarem Plan und authentisch in seiner unaufgeregten Art. Und so schloss Werner auch am Samstagabend das Füllkrug-Lob mit den Worten: "Er ist Teil einer gut funktionierenden Mannschaft."

Mit Glaube, Selbstvertrauen und Fitness

Und Werner wäre nicht Werner, wenn er diesen "ordentlichen bis guten" Saisonstart, wie Kapitän Marco Friedl ihn bilanzierte, als furiosen Lauf mit viel Spektakel bezeichnen würde. Natürlich nicht. Aber ein Zufall sind die mutigen Auftritte der Bremer – wie in Bochum sogar über 100 Spielminuten hinweg – eben auch nicht.

"Wir haben einfach diesen Glauben", sagt Werner, "und das hat viel mit Selbstvertrauen zu tun und den Erlebnissen, die wir in dieser Saison schon hatten." In den ersten vier Partien lag Werder stets zurück, gegen Dortmund sogar scheinbar aussichtslos. Dann rollte der SV-Last-Minute an und drehte das Spiel. "Wir müssten oft das Risiko hintenraus erhöhen, weil wir zurücklagen", fuhr Werner fort: "Und dann wird ein Spiel eben wild und es ergeben sich Räume und Chancen."

Der Saisonstart schweißt zusammen

Die Werder-Spieler kommen vor dem Anpfiff in Bochum zu einem Motivationskreis zusammen.
Der Teamgeist stimmt bei Werder zu Beginn dieser Bundesliga-Saison. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Seine Mannschaft hat die Euphorie der Aufstiegssaison in die Bundesliga herübergerettet, wurde für ihre wilde Siegesentschlossenheit in den ersten fünf Spielen belohnt. Das schweißt noch mehr zusammen, macht die Brust breiter. Die Bankspieler murren nicht, sondern fühlen sich zugehörig. Auch individuelle Fehler des anderen werden nicht angeprangert, sondern ausgebügelt. Dass die Bremer zudem fit sind, um bis in die Nachspielzeit Vollgas zu geben, hat sich die Mannschaft über den Sommer erarbeitet. "Wir haben körperlich gut gearbeitet und die Jungs tun viel dafür, dass sie fit sind", lobte Werner.

Dass die Werder-Spektakel nicht immer ein Happyend finden, zeigte die 3:4-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. "Das war unser schlechtes Spiel", monierte Friedl, "wir haben das analysiert und gegen Bochum vieles anders gemacht." Wie weit der Glaube Werder in dieser Saison noch tragen mag, ist offen. Der Saisonstart aber ist in jedem Fall geglückt.

Mehr zum Thema:

Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 4. September 2022, 19:30 Uhr