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Wird Werder nie wieder Meister, Herr Bode?

Wird Werder nie wieder Meister, Herr Bode?

Bild: Radio Bremen | Christof Kette

Marco Bode hat in Bremen Titel gewonnen und den Gang in die 2. Liga erlebt. Mit Felix Krömer spricht die Werder-Legende über Abstieg, Aufstieg und Zukunft des Klubs.

Um Marco Bode ist es zuletzt ein wenig still geworden. Im September des vergangenen Jahres hat der 53-Jährige seine Aufgabe als Chef des Aufsichtsrates aufgegeben, doch als echter Werderaner bleibt er "lebenslang Grün-Weiß". Mit dem Klub hat er als Spieler in den 1990er-Jahren noch im Akkord die Titel eingeheimst. Gleich dreimal gewann er den DFB-Pokal (1991, 1994, 1999), 1992 klappte es mit dem Europapokal der Pokalsieger und ein Jahr später mit der Deutschen Meisterschaft.

Bode kennt jedoch auch den Misserfolg an der Weser. Er war als Spieler dabei, als Werder nach dem Abgang von Trainer-Übervater Otto Rehhagel taumelte. Dazu stand er im vergangenen Jahr im Aufsichtsrat am Ruder, als die Bremer nach 40 Jahren wieder aus der Bundesliga abgestiegen sind.

Nach seinem Rückzug bei Werder hat der Europameister von 1996 sich Zeit genommen und das Buch "Tradition schießt keine Tore" geschrieben. Warum musste Werder absteigen? Welche Zukunft besitzt der Bremer Klub im "Rattengeschäft" Profifußball? Und wie plant Bode seine persönliche Zukunft, nachdem der große Lebensabschnitt bei Werder geendet ist? All dies sind Fragen, über die er im ausführlichen Interview mit buten-un-binnen-Moderator Felix Krömer gesprochen hat.

1 Ist Tradition für einen Klub immer nur von Vorteil?

"Tradition schießt keine Tore" heißt Bodes Buch. Tradition besitzt Werder jede Menge, doch Erfolg garantiert diese tatsächlich nicht. Die einst großen sportlichen Ziele mussten in Bremen längst nach unten geschraubt werden. In dieser Saison gibt der Aufsteiger einzig und allein den Klassenerhalt als Ziel aus.

Dabei gab es mal ganz andere Zeiten an der Weser. Bode erinnert daran, dass die Bremer mit Spielern wie Dieter Eilts, Oliver Reck und ihm einst selbst gegen den FC Bayern eine ausgeglichene Bilanz besaßen. Lange vorbei, doch viele Fans erinnern sich noch an Werders Zeiten als Topklub. Ab Minute 39:21 erzählt Bode daher, warum Tradition für einen Klub auch eine Bürde sein kann, mit welchem Problem schon Thomas Eichin an der Weser zu kämpfen hatte und wie er sein Buch mit Blick auf Werder noch lieber genannt hätte.

2 Was waren die Gründe für Werder Abstieg 2021?

Mittlerweile ist die Stimmung an der Weser dank Coach Ole Werner und der Bundesliga-Rückkehr wieder positiv, doch direkt nach dem Abstieg war Bremen im Mai 2021 ein Tal der Tränen. "Ich habe mich verantwortlich gefühlt", erzählt Bode. Und im Anschluss habe er versucht, die begangenen Fehler ausfindig zu machen. "Im Jahr davor haben wir viel Glück gehabt, dass wir nicht abgestiegen sind", gibt er mit Blick auf die Relegation gegen Heidenheim 2020 zu. Am Ende hätten dann mehrere unterschiedliche Entwicklungen den Bremer Gang in die 2. Liga verursacht. Welche Rollen dabei auch Davie Selke und Florian Kohfeldt gespielt haben, ist ab Minute 10:07 das Thema.

3 Alles beim Alten trotz eines neuen Aufsichtsrates?

Bei der Mitgliederversammlung im September des vergangenen Jahres wurden vier neue Mitglieder in den Aufsichtsrat gewählt. Viel hat sich seitdem im Klub allerdings nicht geändert. War die neue Zusammenstellung des Gremiums also nur ein symbolischer Akt für die Öffentlichkeit?

Bode dementiert das. Ein bisschen Druck rausgenommen habe dieser Schritt schon, räumt er ein. Wie im alten Gremium intern während der sportlichen Krise auch mal gezankt wurde und weshalb neben Bode noch weitere Mitglieder ihr Amt zur Verfügung gestellt haben, wird ab Minute 22:29 besprochen.

4 Warum konnte Werder aus tollen Erfolgen kein wirtschaftliches Fundament schaffen?

Die Bremer haben sich in den 2000er-Jahren nach der Ära unter Otto Rehhagel wieder zu einem Topklub in der Bundesliga entwickelt und waren steter Gast in der Champions League. Finanziell konnte der Klub davon auf Dauer aber nicht profitieren.

Laut Bode hatte Werder seinerzeit auch ein "schlechtes Timing", da erst kurz danach die Erlöse durch die TV-Gelder "fast explodiert" sind. "Aber dann war Werder nicht mehr dabei." Ab Minute 47:34 erläutert er, welche Rolle heutzutage die Wirtschaftskraft am Standort Bremen für Werders Erfolg spielt und welche Auswirkungen der Wegfall der 50+1-Regelung seiner Auffassung nach auf den Klub und den Profifußball in Deutschland haben könnten.

5 Werders guter Saisonstart – ein Indikator für eine ruhige Saison?

Die Bremer haben sich in der Bundesliga in den ersten vier Partien teuer verkauft und konnten mit ihrem 3:2-Sieg bei Borussia Dortmund auch schon für eine spektakuläre Überraschung sorgen. Auch am vergangenen Wochenende lieferten sie trotz der 3:4-Niederlage gegen Europapokalsieger Eintracht Frankfurt ein Spiel ab, das den Fußballfans in Deutschland richtig viel Spaß bereitet hat. Die Ausbeute von fünf Punkten könnte zwar besser sein, fällt aber immerhin ordentlich aus.

Kann aus diesen Spielen schon geschlussfolgert werden, dass Werder im besten Fall eine sorgenfreie Saison bevorsteht? "Ich glaube nicht", sagt Bode. "Wenn ich etwas gelernt habe in den letzten Jahren, dann, dass man mit zu frühen Prognosen und gewollten Erkenntnissen vorsichtig sein soll." Was ihn dennoch positiv stimmt und was bei Werder seiner Auffassung nach in dieser Saison richtig laufen muss, verrät Bode ab Minute 1:14.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. September 2022, 19:30 Uhr