5 Gründe, warum Sie jetzt Eishockey-Fan werden sollten

Der Showdown um den Meistertitel geht los und die Fischtown Pinguins mischen dabei mit. Der Playoff-Start gegen München am Mittwoch wird ein Leckerbissen für Sportfans.

Seien wir ehrlich, in der Fußball-Bundesliga ist aus Bremer Sicht doch ein bisschen die Luft raus. Werder dümpelt im Niemandsland der Tabelle, hat mit dem Abstieg nichts zu tun, aber auch nicht mit dem Gerangel um die internationalen Plätze. Warum also nicht mal beim Eishockey reinschauen – denn hier geht die Action gerade erst so richtig los.

Mit dem Playoff-Viertelfinale der besten acht Teams hat der Showdown um den Meistertitel in der Deutschen Eishockey Liga nun begonnen und das Besondere in der DEL ist: Sogar als Achter kann man noch Meister werden. Gute Nachrichten also für die Fischtown Pinguins, die Underdogs aus Bremerhaven – auch für sie ist noch alles möglich.

Es ist wie eine neue Saison. Wir starten wieder neu.

Pinguins-Coach Thomas Popiesch im Sportblitz

Los geht es für die Pinguins am Mittwochabend um 19:30 Uhr mit dem ersten Spiel im Playoff-Viertelfinale. Und wir erklären Ihnen, warum das genau der richtige Moment ist, Eishockey-Fan zu werden:

1 Der Lieblings-Klassiker im Sport: David gegen Goliath

Kaum eine Konstellation ist im Sport für Fans wohl so reizvoll wie diese: der haushohe Favorit gegen den kleinen Außenseiter. Quasi das wackere gallische Dorf, das es mit dem mächtigen Rom aufnimmt. Und warum fasziniert das so? Weil eben manchmal (oder auch öfter) die Gallier tatsächlich gewinnen. Wie auch beispielsweise Holstein Kiel gegen Bayern München, im Fußball-Pokal kann alles passieren – und im Eishockey ebenso.

Die Fischtown Pinguins spielen hier in den Playoffs also die Gallier und müssen gegen den EHC München ran. Die sind in dieser Eishockey-Saison wie die Bayern im Fußball gewesen: bester Kader, beste Hauptrunde gespielt. Mit 19 Punkten Vorsprung Erster. Eine Übermannschaft, nennt sie Pinguins-Manager Alfred Prey. Also Goliath in Personalunion. Aber: "Das zählt alles nicht mehr in den Playoffs“, sagt Pinguins-Coach Thomas Popiesch. Genau – es geht wieder bei null los.

2 Spielen, bis der Arzt kommt

Ja, es geht schon mal etwas robust zu auf dem Eis. Und nicht umsonst sind viele Profis Stammkunden bei ihren Zahnärzten. Doch vor allem sind die Spieler mit vollem Einsatz für ihr Team dabei, es wird verbissen um den Puck und den Sieg gekämpft, bis die Schlusssirene ertönt. Und das kann in den Playoffs dauern.

Gespielt wird erstmals seit der Pandemie wieder im üblichen "Best-of-seven"-Modus. Das heißt, wer zuerst vier Partien gewonnen hat, steht im Halbfinale. 60 Minuten dauert die reguläre Spielzeit. Steht es dann unentschieden, wird so lange in 20-Minuten-Abschnitten verlängert, bis ein Tor fällt. Das bisher längste Playoff-Spiel dauerte 168 Minuten und 16 Sekunden (Köln gegen Mannheim, 5:4 am 22. März 2008). Immerhin noch deutlich kürzer als der letzte Avatar-Film.

3 Keine Chance, also nutzt sie!

Obwohl die Gallier am Ende immer siegen, ist David im Sport Goliath dann doch häufiger unterlegen. Und eigentlich haben die Fischtown Pinguins gegen den übermächtigen Münchner keine Chance – aber genau darin liegt ihre Chance: Sie haben absolut nichts zu verlieren.

Das Topteam dagegen schon. "Wir können nur verlieren", meinte Münchens Starstürmer Yasin Ehliz und Nationalspieler Konrad Abeltshauser fügte hinzu: "Eigentlich können wir uns fast nur selber schlagen." Die Chance ist da, schließlich konnten die Bremerhavener München in der Hauptrunde in zwei von vier Partien schlagen. Gegen Nürnberg hatten die Pinguins alle vier Spiele verloren, die Pre-Playoffs gewannen sie dann mit 2:0. Unmöglich ist also nichts.

Wir wollen die Spiele eng halten und München zum Nachdenken bringen. Wenn sie ihre beste Leistung abrufen, wird es schwer. Aber wenn sie Schwächephasen haben, dann müssen wir da sein und zuschlagen. Wir werden unsere Chancen bekommen und die müssen wir nutzen.

Pinguins-Coach Thomas Popiesch im Sportblitz

4 Als Achter kann man noch Meister werden

Pinguins-Stürmer Jan Urbas bejubelt mit einem Freudenschrei seinen Treffer auf dem Eis.
Rechtzeitig in Topform: Pinguins-Stürmer Jan Urbas erzielte in den beiden Pre-Playoff-Spielen gegen Nürnberg vier Tore. Bild: Imago | Eibner

Wird der VfL Wolfsburg noch deutscher Fußball-Meister? Sicherlich nicht. Aber im Eishockey werden die Karten um den Titel mit dem Playoff-Start nochmal neu gemischt. Alle acht Teams können noch Meister werden, sogar die Pinguins als Achter.

Und wie gut der kleine Klub aus Bremerhaven mit einem der übersichtlichsten Budgets der DEL mithalten kann, zeigte das erste Saisondrittel: Da standen die Underdogs oben in der Tabelle, zwischenzeitlich sogar ganz oben. Da waren noch alle Spieler von Coach Popiesch fit. Dann musste er zehn Wochen lang immer wieder auf etliche Leistungsträger verzichten – die Pinguins kämpften sich trotzdem in die Playoffs. Dieser Teamgeist lebt.

5 Bus statt Flieger – nur die Harten kommen ins Halbfinale

Diese Playoffs sind nichts für Warmduscher und genau das könnte ein Vorteil für Bremerhaven sein – denn die sind richtig abgehärtet. Luxus? Fehlanzeige! Alle zwei Tage haben die Pinguins jetzt ein Spiel vor sich, zuhause und auswärts und so weiter. Also heißt die Route: Bremerhaven – München, München – Bremerhaven, Bremerhaven – München. Die Topstars aus Bayern sammeln bequem Vielfliegermeilen, Bremerhaven fährt Bus.

Erst auspowern auf dem Eis, nachts zurück auf der Autobahn. "Die Spieler versuchen im Bus Schlaf zu finden. Aber jeder weiß, dass das nicht immer optimal ist", meint Popiesch: "München schläft im eigenen Bett, steigt morgens in den Flieger und kommt dann zeitgleich mit uns hier an. Da ist schon eine große Diskrepanz." Doch gejammert wird in Bremerhaven nicht, nur die Harten kommen schließlich ins Halbfinale: "Unsere Spieler sind es gewohnt, sie versuchen das zu kompensieren und als Team top zu performen."

Autorin

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 14. März 2023, 18:06 Uhr