Interview

Steckt der Klimawandel hinter Starkregen und Gewittern in Bremen?

Gewitterwolken sind am Himmel zu sehen.

Wettergespräch vom 12. Juli, 6:50 Uhr

Bild: dpa | EinsatzReport24

In den vergangenen Wochen gab es viele und starke Gewitter. Lässt sich das mit dem Klimawandel erklären? ARD-Wetterexperte Alexander Rudolph gibt Antworten.

Blitz, Donner, Starkregen: Viele Bremerinnen und Bremer werden wohl in der Nacht auf Mittwoch weniger gut geschlafen haben. Schon wieder hat ein Unwetter den Nordwesten Deutschlands getroffen. Doch hat das Extremwetter schon etwas mit dem Klimawandel zu tun? Und worauf müssen wir uns für die Zukunft einstellen? ARD-Wetterexperte Alexander Rudolph hat Antworten im Interview mit buten un binnen.

Erleben wir gerade eine zufällige Häufung der Sommergewitter, oder lassen sich da schon Auswirkungen des Klimawandels erkennen?

Grundsätzlich lassen sich einzelne Wetterereignisse nicht von vornherein auf den Klimawandel beziehen. Es gibt Wissenschaftler die erforschen, wie stark der Klimawandel gewisse Wetter-Erscheinungen wahrscheinlicher macht. Wenn die Luft wärmer wird, dann bedeutet das aber auch, dass sie mehr Feuchtigkeit transportiert und allgemein mehr Energie in der Luft ist, die besser frei werden kann, wenn die Bedingungen passen. Und so kann die Klimaerwärmung Hitzeperioden und Starkregen und Gewitter auch im Nordwesten Deutschlands begünstigen.

In der Wissenschaft wird häufig über den Zusammenhang des Jetstreams (einem Windstrom, der sich entlang der Breitengrade zieht) auf Klimaveränderungen gesprochen. Könnte das hier auch der Fall sein?

Dass sich die Jetstreams abschwächen liegt daran, dass sich die Pole im Moment stärker aufwärmen, als der Äquator. Und Windströme wie der Jetstream entstehen, weil sie Druck und Temperaturen ausgleichen. Je stärker also der Unterschied zwischen dem Äquator und Polen ist, desto schneller sind die Windströme. Dadurch, dass sich die Unterschiede aber abschwächen, wird auch das Jetband langsamer und fließt wellenartiger als bisher.

Das heißt, dass Wetterphänomene länger an einer Stelle bleiben: Es kann also sein, dass wir in Zukunft zum Beispiel wochenlang jeden Tag Gewitter oder auch lange Hitzeperioden erleben. Wir wundern uns also nicht über diesen Starkregen der vergangenen Wochen. Aber wir können einzelne Wetterereignisse nicht mit dem Klimawandel in Verbindung bringen.

In den vorherigen Wochen hat es kaum geregnet, jetzt kommen plötzlich die Starkregen und Gewitter. Erholen sich da wenigstens die Böden etwas von der Dürre?

An sich hatten wir im Frühjahr eine recht gute Ausgangslage, weil es relativ feucht war. Wenn es so weitergegangen wäre, hätten wir eine gute Chance gehabt, dass sich die Böden gut erholt hätten. Dann kam aber ein sehr trockener Mai. Dadurch ist die Oberfläche extrem schnell abgetrocknet.

Auf den ersten Blick ist es gut, dass es jetzt zumindest wieder regnet. Der Nachteil dabei: Wenn der Regen so schnell kommt, dann löst das Bodenerosionen aus. Und viel Wasser fließt auch oberflächlich ab, weil der Boden die ganze Flüssigkeit nicht auf einmal aufnehmen kann. Das Wasser fließt dann zum großen Teil direkt in die Kanalisation und Flüsse und wird von dort aus ins Meer gelangen – wenn es bis dahin nicht verdunstet ist.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 12. Juli 2023, 6:50 Uhr