"Chaotisches System": So erklärt ein Meteorologe den Wetterbericht

Ein Mann mit einem blauen Mikrofon sitzt an einem Schreibtisch neben einem Bildschirm mit einer Wetterkarte.
Bild: Radio Bremen

Wie kommt die Wettervorhersage in die Tagesschau und warum wird das Studio auch "Grüne Hölle" genannt? Das hat Meteorologe Tim Staeger im Klimahaus in Bremerhaven erklärt.

Die wohl drängendste Frage vieler Besucher: Warum stimmt das Wetter oft nicht mit den Vorhersagen überein? Diese und weitere Anliegen hatte das Publikum mit zum Vortrag von ARD-Wetterredakteur Tim Staeger ins Klimahaus gebracht. Mit Wind und Wetter kennen sich die Menschen in der Seestadt aus – aber wie der Wetterbericht entsteht, interessierte dann doch.

Zwei Männer stehen vor einer grünen Wand neben mehreren Bildschirmen.
Sven Plöger und Donald Bäcker vor dem Greenscreen im ARD-Wetterstudio. Bild: hr | Elisa Ellenberger

Ein klarer Fall für Meteorologe Staeger, der auch Wetterexperte bei Bremen Eins ist. Sein Arbeitsplatz ist das ARD-Wetterkompetenzzentrum beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Dort arbeiten 80 Menschen daran, die Wettervorhersagen in die Tagesschau und die öffentlich-rechtlichen Radioprogramme zu bringen. Die Daten dafür liefert der Deutsche Wetterdienst. Daraus entstehen dann zum Beispiel die Temperatur- und Wolkenkarten für die 20-Uhr-Nachrichten.

Da schauen die Meteorologen nochmal drauf, weil sie möglicherweise eine andere Einschätzung haben – es ist ja nur ein Modell von verschiedenen. Wetter ist kompliziert, da darf er dem Grafiker mitteilen, wo mehr Wolken sind oder sich Nebel schneller auflöst.

Tim Staeger, ARD-Meteorologe

Von der Kreidetafel zur Hightech-Darstellung

In den 1950er-Jahren wurden die Wettervorhersagen für die Tagesschau noch mit Kreide auf Tafeln gemalt. Heute stehen die Moderatoren und Moderatorinnen in einem Studio, das die "Grünen Hölle" genannt wird, erzählt Staeger.

Ein Wettermoderator, der auf die Karten zeigt, hat sie gar nicht hinter sich. Da ist nur eine grüne Wand. Was grün ist, ist unsichtbar für die Kameras. Er zeigt ins Leere, erkennt aber die Abbildung auf einem Kontrollbildschirm. Er kann so tun, zeigt aber auf eine grüne Fläche.

Tim Staeger, ARD-Meteorologe

Ein bisschen entzaubernd ist es schon, was Staeger an Einblicken mitgebracht hat. Aber Hauptsache, die Vorhersage stimmt. Apropos: Die Kernfrage aus dem Publikum lautete ja: Wie exakt sind die Voraussagen?

Wettervorhersage erreicht Grenze bei drei, vier Tagen

Wenn es um das Wetter der nächsten ein, zwei Tage geht, sind die Vorhersagen inzwischen sehr zuverlässig, sagt Staeger. Danach wird es allerdings schon schwierig.

Wetter ist ein sogenanntes chaotisches System. Kleine Unsicherheiten potenzieren sich nach einer Zeit. Der Fehler wird irgendwann so groß, dass die Vorhersage nicht mehr verlässlich ist. Typischerweise ist nach drei, vier Tagen die Grenze der Vorhersagbarkeit erreicht.

Tim Staeger, ARD-Meteorologe

"Jetzt weiß ich, wie das Wetter zustande kommt – das war sehr interessant", hieß es von einem Besucher am Ende auf Nachfrage. Und eine Besucherin fügte hinzu: "Ich werde bei meiner Wetter-App nur noch die nächsten drei Tage angucken, alles andere vergesse ich." Wer weitere Fragen hat, kann noch bis Ende März die Sonderausstellung des Deutschen Wetterdienstes im Klimahaus besuchen, Titel: "Mehr als Wetter – 70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft".

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 19. Dezember 2023, 6:10 Uhr