Falsche SWB-Vertreter häufen sich in Bremerhaven – das steckt dahinter

Ein Mann mit einer Aktentasche unter dem Arm wartet vor einer Haustür auf Einlass.

Achtung Abzocke! Masche mit falschem SWB-Vertreter in Bremerhavener

Bild: dpa | Kai Remmers

Die Verbraucherzentrale warnt vor Betrug mit ungewollten Versorger-Wechseln. Die Masche tritt verstärkt bei Bremerhavener SWB-Kunden auf – das steckt dahinter.

Hätte man die Tür lieber gar nicht erst aufgemacht. Das denken sich wahrscheinlich einige Stromkunden in Bremerhaven – die viel Ärger, Rennerei und Papierkram hatten. All das wegen einer unseriösen Vertreter-Masche an der Haustür. In diesem Fall betrifft sie speziell Kunden vom Energieversorger SWB.

Frank P. ist wütend. Seine Strom- und Gasverträge bei der SWB wurden gekündigt – in seinem Namen, obwohl nicht von ihm beauftragt. Etwa eine Woche vorher hatte an seiner Wohnungstür ein vermeintlicher Mitarbeiter seines Energieversorgers geklingelt. Der Bremerhavener fühlt sich betrogen.

Regelrecht über den Tisch gezogen. Die Masche war mir auch total neu. Kann jedem passieren. Kann ich auch nur jeden vor warnen. Das war so raffiniert gemacht mit gefälschtem Ausweis.

Frank P., Betroffener

Bremerhavener wechselt ohne es zu wollen zu Dortmunder Anbieter

Frank P. erzählt, auf dem Ausweis sei ein Foto des Mannes gewesen und das SWB-Logo. Der Mann habe behauptet, der Stromzähler im Keller solle ausgetauscht werden. Er habe sich den Zähler zeigen lassen und ein Abschlagspapier fotografiert – angeblich, weil er die Kundennummer nicht finden konnte. Später erfährt Frank P., dass er angeblich zu einem Energieanbieter aus Dortmund namens Stadtenergie gewechselt ist.

So wie ihm geht es auch anderen in Bremerhaven. SWB sagt, ihr seien etwa 20 ähnliche Fälle seit Mitte Oktober bekannt, bei denen sich jemand als SWB-Mitarbeiter ausgegeben hat und die Verträge durch einen anderen Anbieter gekündigt wurden. Ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt ist nicht bekannt. Sicher ist, dass sich Vorfälle mit einem falschen SWB-Vertreter derzeit häufen.

Doch wie lässt sich ein echter von einem falschen SWB-Vertreter unterscheiden? Im Zweifel kann man beim Anbieter nachfragen, sagt Pressesprecherin Angela Dittmer.

Man kann darum bitten, kommen Sie später wieder. Man lässt sich den Namen geben, ruft zum Beispiel bei SWB an: 0421/3593590. Dann können wir prüfen, ob es ein Mitarbeiter von SWB ist oder nicht. Wenn die Person wiederkommt, hat sie ehrliche Absichten.

Angela Dittmer, SWB-Sprecherin

Unseriöse Vertreter sind auf Provisionen aus

Dittmer rät auch dazu, keine Daten herauszugeben, wenn man nicht sicher ist, wer vor der Tür steht. Denn für den Anbieterwechsel reichen unter Umständen schon Name, Zählernummer und -stand sowie der aktuelle Anbieter. Eine Unterschrift ist nicht zwingend notwendig. So ein ungewollter Anbieterwechsel passiert laut der Verbraucherzentrale Bremen sehr oft. Dahinter steckten unseriöse Vertreter, die auf Provisionen aus seien, sagt Verbraucherrechtsberater Omar Harb. Auch ihm berichten Bremerhavener von einem falschen SWB-Mitarbeiter.

Harb weiß von bis zu 20 Fällen seit Mitte Oktober. Viele Betroffene könnten nicht gut Deutsch, sagt er. Ihre Verträge seien meist durch die Stadtenergie gekündigt worden. Ziel von Betrugsversuchen sind laut SWB Menschen jeden Alters, besonders jedoch ältere oder solche, die wenig Deutsch verstehen. Darum sei es wichtig, mit Nachbarn und Vertrauten über Ereignisse an der Haustür zu sprechen.

Im Ernstfall zählt ein schneller Widerruf

Ist es bereits zu spät, rät Verbraucherschützer Harb, unbedingt innerhalb von 14 Tagen einen Widerruf an den neuen Anbieter zu schicken – per Einwurf-Einschreiben, auch vorsorglich, falls noch keine Vertragsbestätigung kam. Außerdem sollte man beiden Anbietern schildern, was passiert ist. Wer vom Rücktrittsrecht Gebrauch macht, behält laut SWB seinen Vertrag und wird lückenlos versorgt.

Das ist natürlich nicht legal. Weil der Vertreter unter ganz anderen Voraussetzungen zu Ihnen kommt. Er gibt nicht an, dass Sie einen Vertrag abgeschlossen haben – das ist nichts anderes als Betrug.

Omar Harb, Verbraucherrechtsberater

Unternehmen prüfen Umstände oft nicht von selbst

Harb sagt aber auch, dass die Unternehmen meist gar nicht prüfen, wie neue Verträge zustande gekommen sind. So schreibt die Stadtenergie im Fall von Frank P., dass sie ein "derart betrügerisches Vorgehen" aufs allerschärfste verurteilt. Es habe sich um einen Mitarbeiter von einer Vertriebsagentur gehandelt. Diese wiederum sei von einem externen Vertriebspartner beauftragt worden. Die Stadtenergie habe diese Agentur "mit sofortiger Wirkung von der Vermarktung unserer Produkte ausgeschlossen", erklärt ein Sprecher.

Frank P. hat einen Widerruf verschickt und bleibt Kunde bei der SWB. Er wird künftig skeptischer sein, wenn fremde Personen bei ihm klingeln: "Wen ich kenne, lasse ich rein, andere kommen nicht mehr ins Haus." Wer glaubt, dass er Besuch von einem falschen Vertreter hatte, kann sich bei der Bundesnetzagentur beschweren. Und: Zur Polizei gehen. Die prüft, ob ein Anfangsverdacht auf Betrug vorliegt. Wenn das so ist, kann Anzeige gestellt werden.

Schockanrufe und falsche Polizisten: So erkennen Sie Abzock-Maschen

Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Autorin
    Heidi Ulrich

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 10. Dezember 2023, 11:40 Uhr