Ohne Startrampe ins All: Bremer Unternehmen will Raumflugzeuge bauen

Darum baut dieses Bremer Start-Up gerade an einem Raumflugzeug

Bild: Radio Bremen

Ohne viel Öffentlichkeit wurde vor drei Jahren die "Polaris Raumflugzeuge GmbH" gegründet. Das ambitionierte Ziel: Ab 2026 soll man per Flugzeug ins All fliegen können.

Eine Halle in einem Industriegebiet in Bremen-Mahndorf: Der Ort lässt keineswegs vermuten, welch ein bemerkenswertes Vorhaben die hier ansässige Firma verfolgt. Im Jahr 2019 wurde die "Polaris Raumflugzeuge GmbH" gegründet. Das Startup entwickelt unter Hochdruck ein Fluggerät, das für einen Flug in den Orbit keine Startrampe benötigt. Das Raumflugzeug soll eine etwas geringere Größe als ein Airbus A319 haben und ab 2026 auf normalen Flughäfen starten und landen können – wie ein klassisches Flugzeug eben. Zunächst unbemannt, in einem weiteren Schritt könnte dann aber auch der Transport von Passagieren möglich werden.

Das ist etwas, was so noch keiner gemacht hat. Horizontal startende Raumflugzeuge hat es noch nicht gegeben. Das heißt, wir betreten Neuland.

Alexander Kopp, Geschäftsführer "Polaris"

17 Mitarbeiter arbeiten inzwischen schon an dieser Vision. Erst vor kurzer Zeit zog die Firma in neue Büroräume – mit angrenzender Lagerhalle, in der erste Modelle des Raumflugzeugs zusammengeschraubt werden.

"Man braucht ein dickes Fell"

Polaris-Geschäftsführer Alexander Kopp
"Polaris"-Chef Alexander Kopp Bild: Radio Bremen

Der CEO und "Polaris"-Gründer ist Alexander Kopp. Zuvor arbeitete er viele Jahre als System-Ingenieur beim DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt an der Bremer Uni. Dann wagte er den Schritt – wohl wissend, dass es einige Menschen geben wird, die ihn als Spinner belächeln. Mit ewigen Bedenkenträgern habe er jeden Tag zu kämpfen, meint Kopp. Das sei nun mal so, wenn man etwas komplett Neues macht. "Damit muss man sich abfinden. Man braucht ein dickes Fell. Man muss stur sein, seinen Weg gehen und sich nicht aus dem Konzept bringen lassen." Er ist sich bewusst, wie spektakulär das Vorhaben seiner Firma klingt. Und in Deutschland sei man in dieser Hinsicht vielleicht mitunter etwas konservativer.

Wenn Sie so was in den USA machen würden, dann würden jeder sagen: ' Wow, super Thema. Wir drücken Euch die Daumen'.

Alexander Kopp, Geschäftsführer "Polaris"

Seit drei Jahren wird bei "Polaris" nun entwickelt, getestet und gebaut. Mit kleineren, sogenannten Demonstratoren fanden auf dem Flugplatz in Rotenburg bereits Testfahrten mit hoher Geschwindigkeit und Testflüge statt. Im kommenden Jahr sollen erste Flüge über der Ostsee durchgeführt werden.

Mehrere Menschen stehen um ein Fluggerät, mit dem Tests durchgeführt werden.
Erste aerodynamische Flugtests verliefen vielversprechend. Bild: Polaris Raumflugzeuge GmbH

Der Weg bis zu einem flugtauglichen Prototypen in voller Größe und Ausrüstung ist noch lang. Das weiß der "Polaris"-Chef: "Wenn dieses System dann fliegt und die Geschwindigkeit und Höhe erreicht, dann trinke ich ein paar Biere." 2025 soll es soweit sein, wenn alles wie geplant weitergeht. Die Entwicklungskosten gehen bis dahin in die Millionen. Aber genaue Zahlen möchte Kopp nicht nennen. Auch Details zu Investoren und Geldgebern behält er für sich.

Geschäftsführer ist vom Erfolg überzeugt

Fest steht: Kopp ist unternehmerisch ein großes Wagnis eingegangen – auch mit privatem Geld. Doch nicht den Hauch eines Zweifels hat er, dass es sich eines Tages auszahlt. Schon der Bedarf an Satelliten werde in Zukunft weiter wachsen. "Es ist ganz wichtig, dass man deutliche wirtschaftliche Vorteile gegenüber den Wettbewerbern generieren kann. Das können wir mit dem Raumflugzeug." Zum Beispiel sei es kosteneffizienter und flexibler als klassische Einweg-Raketen.

Die Start-Vorbereitungszeiten sind mit 24 Stunden oder weniger viel kürzer, als im Vergleich zu Wochen oder Monaten bei Raketen.

Alexander Kopp, Geschäftsführer "Polaris"

Alexander Kopp und seine Mitarbeitenden arbeiten weiter unermüdlich daran, dass ihre Visionen Realität werden und Raumflugzeuge von "Polaris" in nicht allzu ferner Zukunft ins All starten. Ein bemerkenswertes Vorhaben, das da momentan in einem ansonsten beschaulichen Industriegebiet in Bremen-Mahndorf seinen Lauf nimmt.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 26. Oktober 2022, 19:30 Uhr