Fragen & Antworten
Darum fordert Bremens Senatorin mehr Geld für die Raumfahrtindustrie
Auf der Ministerratskonferenz der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) wird über die Zukunft der Raumfahrt entschieden. Auch für Bremen ist das ein wichtiger Termin.
Marco Fuchs, der Chef vom Bremer Raumfahrtunternehmen OHB und Vizepräsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, war in den vergangenen Wochen öfters in Berlin. Und das ist kein Zufall: Er hat Klinken geputzt – denn für die Raumfahrtbranche und auch Bremen steht ein wichtiger Termin an: Die ESA-Ministerratskonferenz am 23. und 24. November.
Was ist die ESA-Ministerratskonferenz?
Alle drei Jahre treffen sich die 22 ESA-Staaten, um über zukünftige Projekte zu entscheiden. Dabei geht es um viel Geld: Letztes Mal waren es 14,4 Milliarden Euro.
Warum ist die Konferenz wichtig für Bremen?
Vom letzten Treffen der ESA-Staaten 2019 im spanischen Sevilla haben Bremer Unternehmen sehr profitiert. Rund 250 Millionen Euro sind alleine für das "Ariane 6"-Projekt nach Bremen geflossen: das Geld ging an die ArianeGroup, wo die Oberstufen der Rakete gebaut werden, und an kleinere und mittelständische Unternehmen aus der Branche. Airbus hat außerdem 200 Millionen Euro für das europäische Servicemodul bekommen, das bald zum Mond fliegen soll. Und 129 Mio. Euro sind beim Raumfahrtunternehmen OHB gelandet: das Geld gab es für die Asteroiden-Mission "Hera".
Was ist dieses Mal das Problem?
Die Zeiten sind andere: Energiekrise, Inflation, der Krieg in der Ukraine – das Geld sitzt bei den Staaten nicht mehr so locker. Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) fürchtet, dass die Bundesregierung das Budget für die Raumfahrt sogar kürzen könnte. Das würde auch Bremen treffen: Laut Vogt sind bis zu 15.000 Menschen in Bremen in der Luft- und Raumfahrt beschäftigt. "Es ist wichtig, dass Deutschland bei neuen, wichtigen Technologie dabei ist", sagt der Vizepräsident vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, Marco Fuchs. "Andere Länder wie Spanien, Frankreich und Italien investieren sehr viel mehr." Auch er fordert, dass Deutschland den ESA- Beitrag nicht reduziert, weil Deutschland sonst den Anschluss verlieren könnte.
Warum ist es wichtig, dass die deutsche Regierung viel Geld an die ESA zahlt?
Die Finanzierung der ESA läuft nach dem Prinzip des "Geographic Return". Das heißt: Mitgliedsstaaten zahlen einen Beitrag an die ESA, um eine europäische Raumfahrt zu ermöglichen. Im Rahmen des "Geo-Return" erhalten die Mitgliedsstaaten – im Verhältnis zu ihren Beiträgen – gleichwertige Raumfahrtaufträge an ihre Branchen zurück. Beim letzten Treffen der ESA-Staaten in 2019 hat Deutschland die führende Rolle als Beitragszahler der ESA übernommen. Wenn in diesem Jahr andere Länder mehr zahlen, dann landet logischerweise weniger Geld in Deutschland und damit auch weniger Geld in Bremen.
Anfang November hat Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) einen weiteren Termin in Berlin mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Dort möchte sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern noch einmal mit der Regierung über das deutsche Budget für die ESA sprechen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 23. Oktober 2022, 19:30 Uhr