Bremerhavener Forscher fordern bessere Klimapolitik vom Bundeskanzler

Skidoos parken vor der Neumayer-Station III.
Hier in der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis überwintern die acht Wissenschaftler, die den Brief verfasst haben. Bild: Jessica Helmschmidt
  • Team der Forschungsstation Neumayer III wendet sich an Bundesregierung.
  • Ihr Vorwurf: Klimapolitik missachtet wissenschaftliche Erkenntnisse.
  • Deutschland dürfe Vorbildrolle nicht unterschätzen.

Das Überwinterungsteam der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis fordert von der Bundesregierung mehr Einsatz für den Klimaschutz. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz und sein Kabinett kritisieren sie die mangelnde Orientierung der deutschen Klimapolitik an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Bilanz der Klimapolitik der neuen Regierung ist nach Ansicht der acht Wissenschaftler, die den Winter in der Forschungsstation des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) verbringen, durchwachsen.

Wir sind beunruhigt von der mangelnden Orientierung der deutschen Klimapolitik an wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Aus dem offenen Brief der Forscher vom 5. Dezember 2022

Kritik am Weiterbetrieb von Stein- und Braunkohelkraftwerken

Sie fordern, die Klimaziele von Paris einzuhalten sowie "das lückenhaft überarbeitete" Klimaschutzgesetz ein weiteres Mal grundlegend zu verbessern. Die Erderwärmung soll demnach auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden. Positiv werten sie unter anderem die Erhöhung der Ausbauziele für Windenergie und Photovoltaik, kritisieren aber, dass gleichzeitig der Weiterbetrieb von Stein- und Braunkohlekraftwerken und der Bau von Flüssiggas-Terminals beschlossen worden sei.

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Die Wiederinbetriebnahme schon abgeschalteter Stein- und Braunkohlekraftwerke und der Bau von Flüssiggas-Terminals stünden "in krassem Kontrast" zu den deutschen und internationalen Klimazielen. Diese Maßnahmen würden Deutschlands Abhängigkeit von fossilen Energieträgern festigen.

"Unseres Erachtens nach ist es sehr wichtig, energietechnisch unabhängig vom EU-Ausland zu sein, was sich derzeit leider in tragischer Weise bestätigt", so die Forscher weiter. Nach Ansicht der Wissenschaftler müsse die Regierung klimaschädliche Subventionen abbauen und das Geld stattdessen in die Energie- und Verkehrswende investieren.

"Deutschland hat Vorbildrolle"

Doch diese Krise könne als Chance genutzt werden, um erneuerbare Energien, CO2-neutralen Verkehr und eine emissionsarme Industrie massiv zu fördern und auszubauen. Sie prognostizieren, dass der Verkehrssektor, der Industriesektor sowie der Gebäudesektor die Emissionsziele des Klimaschutzgesetzes verfehlen werden.

Deutschland dürfe seine globale Vorbildrolle nicht unterschätzen, so die Forscher. "Wenn wir versäumen, zielführende und global faire Klimapolitik zu betreiben, laufen wir Gefahr, dass es uns einige andere Nationen gleichtun."

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 7. Dezember 2022, 18 Uhr