Demonstrierende fordern "Oben-ohne-Baden" für alle in Bremer Bädern

  • Menschen demonstrieren im Horner Bad für oberkörpfreies Baden.
  • Hintergrund ist eine Debatte über Geschlechter-Identität ausgelöst durch einen Fall in Göttingen.
  • Polizei ermittelt wegen Durchführens einer nicht angemeldeten Versammlung.

Im Horner Bad hat eine Gruppe Menschen für ein gleichberechtigtes Baden "oben ohne" in allen Bädern demonstriert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion machten mit nackten Brüsten auf ihr Anliegen aufmerksam. Das hat die Polizei Bremen am Sonntagmittag bestätigt.

Hintergrund des Protests ist eine neue Regelung im niedersächsischen Göttingen, wo das Baden ohne Oberkörperbekleidung seit Ende April für alle testweise an den Wochenenden erlaubt ist. Auslöser dafür war eine Person, die sich selbst nicht als Frau identifziert und wegen Oben-ohne-Badens aus einem Göttinger Schwimmbad verwiesen wurde und Hausverbot erhielt. Die Beschäftigten des Schwimmbads hatten die Person als Frau angesehen und ihr Verhalten als Verstoß gegen die Badeordnung gewertet.

Bremen hatte sich im Zuge der Debatte gegen das oben-ohne-Baden für alle positioniert. Das wollen die Protestierenden im Horner Bad nicht akzeptieren.

Bäder-Beschäftigte rufen Polizei

Laut Polizei hatten die Aktivistinnen und Aktivisten Plakate mit Aufschriften wie "Brüste desexualisieren" dabei. Weil sie trotz Aufforderung der Mitarbeitenden das Horner Bad nicht verlassen wollten, riefen diese die Polizei. Nach einem Gespräch mit den Einsatzkräften hätten die Demonstrantinnen und Demonstranten das Gelände verlassen. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Durchführens einer nicht angemeldeten Versammlung.

Die Bremer Bäder hatten im Mai zu buten un binnen gesagt, dass es derzeit keine Veranlassung gebe, die Regularien zu ändern. Alle Gäste seien aufgefordert, "sich so zu benehmen und bei uns das Schwimmvergnügen so zu genießen, dass sie niemanden stören oder im Empfinden verletzen. Das funktioniert seit Jahrzehnten hervorragend." Die Beschäftigten in den Bremer Bädern seien entsprechend geschult, sollte es darüber zu Diskussionen kommen.

"Da man viele Bereiche hat, wo Menschen sich arrangieren müssen, gehen wir davon aus, dass das auch bei uns auch weiterhin möglich ist, ohne Gebots- und Verbotsschilder am Eingang anzubringen." Es bleibe dennoch dabei, dass die Bremer Bäder alle gesellschaftlichen Themen jederzeit überprüften und Änderungen immer möglich seien.

"Ungleichbehandlung" kritisiert

Die Akteurinnen und Akteure in Bremen fordern nach eigenen Angaben ein gleichberechtigtes Baden oben ohne in allen Bremer Bädern. Organisiert hat die Aktion eine Gruppierung, die sich "Der feministische Streik Bremen" nennt. In einer Mitteilung heißt es: "Kritisiert wird die Ungleichbehandlung männlich und weiblich gelesener Körper, sowie die Sexualisierung weiblich gelesener Körper. Die aktuellen Regelungen geben die Definitionsmacht, wer welches Geschlecht hat, außerdem in die Hände der Betreiber*innen der Bäder und deren Sicherheitsdienste." 

Bremer Bäder zum Protest: "Ungewöhnlich – aber das mag sich ändern"

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: Bremen Next, Nachrichten, 17. Juli 2022, 14:30 Uhr