Infografik
Keine Mücken in Bremen? Warum Sie noch nicht gestochen wurden
Wildtiere leiden unter der Dürre: Was Bremer tun können, um zu helfen
Mückenstiche sind in diesem Jahr bisher eine Seltenheit. Warum scheint es aktuell kaum Mücken zu geben? Und wofür sind die nervigen Insekten eigentlich gut?
Das Summen am Ohr kurz vor dem Einschlafen, ungebetene Gäste beim Picknick am Werdersee oder die juckende Hautstelle, wenn es schon passiert ist: So richtig beliebt machen sich Mücken bei uns nicht. Vielleicht fällt deswegen nur wenigen auf, dass sie dieses Jahr ungewöhnlich selten vorkommen.
Neben den heimischen Mücken breitet sich seit einigen Jahren auch die asiatische Tigermücke vor allem in Süddeutschland aus. Wie gefährlich ist die invasive Mückenart für das Bremer Ökosystem? Dorothee Meier vom NABU Bremen weiß, wo die heimischen Blutsauger bleiben – und warum die Mückenflaute nicht nur vorteilhaft ist.
Dürre im Frühjahr verantwortlich
Nicht nur die Pflanzenwelt ist durch die Trockenheit der letzten Monate bedroht. Auch Mücken sind auf Wasser angewiesen, um schlüpfen zu können.
Die Larven von Mücken leben im Wasser. Da es in Bremen seit Anfang Februar so gut wie keinen Niederschlag gab, existieren kaum Wasserlachen, es steht kein überschüssiges Wasser in offenen Gefäßen und sogar manch flaches Gewässer und Graben sind inzwischen ausgetrocknet.
Dorothee Meier, Pressesprecherin NABU Bremen
Mücken können natürlich auch größere Gewässer zur Eiablage nutzen. Allerdings gehen mit dem größeren Ökosystem auch mehr Fressfeinde einher, weshalb sich auch dort keine überproportionale Anzahl an Mücken entwickeln kann, sagt Meier.
Wie wirkt sich die Mücken-Flaute auf das restliche Ökosystem aus?
"Die Trockenheit behindert zunehmend die Entwicklung von Insekten insgesamt. Allerdings reagiert auch jede Art anders, einige Arten können stärker gefährdet sein, Mücken jedoch nicht", erklärt die Expertin. Entscheidend für die Stabilität der Ökosysteme seien neben den einzelnen Arten aber auch die Masse. Da die vergangenen zwei Jahre recht feucht waren, leiden die Wildpflanzen und ihre Bewohner noch nicht so stark. Die Situation würde aber mit zunehmender Trockenheit kritischer werden, so Meier.
Mit Insekten- und Vogeltränken lassen sich die Folgen für die Tierwelt abmildern. Das Wasser muss täglich erneuert werden.
Dorothee Meier, Pressesprecherin NABU Bremen
Warum wir Mücken brauchen
Obwohl Mücken uns Menschen hauptsächlich als nervige, surrende Insekten auffallen, sind sie dennoch wichtig für unser Ökosystem, erklärt Meier: "Jede Art hat ihre Funktion und ihren Zweck."
Mücken seien zum Beispiel Nahrung für Amphibien wie Frösche, Kröten und Molche, Vögel und Fledermäuse, aber auch Spinnen erklärt die Sprecherin des NABU. Auch die im Wasser lebenden Larven und Puppen der Insekten dienten als Nahrungsquelle für andere Insekten und Fische. "Zwar mag keine dieser Arten auf Mücken angewiesen sein, aber neben der Spezialisierung auf bestimmte Nahrungsarten wie bei einigen Wildbienen spielt auch die Masse eine Rolle. Dafür sind Mücken auf jeden Fall von Bedeutung."
Zudem übernehmen Mückenlarven in Gewässern eine Reinigungsfunktion. Auch damit trügen sie zum Erhalt des Nährstoffkreislaufes bei, führt Meier aus.
Wie Sie Stech- und Tigermücken auseinander halten können:


Tigermücke breitet sich weiter aus
Neben "normalen" Mücken ist vor allem die sogenannte Tigermücke seit einigen Jahren in aller Munde. Die aus Ostasien stammende Art kommt bisher vor allem in Süddeutschland vor. Dem Bremer Umweltressort sind hingegen noch keine Sichtungen von Tigermücken in Bremen bekannt. Vermeintliche Sichtungen seien oftmals nur Verwechslungen, erklärt das Umweltresort auf Anfrage.
Häufig kommt es zur Verwechslung mit der heimischen Ringelmücke (Culiseta annulata). Diese Stechmückenart ist im Norden Deutschlands weit verbreitet und ähnelt der Tigermücke.
Sprecherin des Bremer Landesministeriums für Umwelt, Klima und Wissenschaft

Tigermücken unterschieden sich besonders anhand der geringeren Größe sowie ihrer tiefschwarzen Färbung von heimischen Stechmückenarten, erklärt das zuständige Ressort weiter. Sollten Sie einmal unsicher sein, ob es sich bei einem Insekt tatsächlich um eine Tigermücke handelt, empfiehlt das Umweltressort die Internetseite TIGER, die Ihnen beim Erkennen von Tigermücken hilft.
Das Risiko, sich über eine Tigermücke hierzulande mit einer tropischen Krankheit zu infizieren, ist laut dem Bremer Gesundheitsressort ebenfalls sehr gering. Um solche Krankheiten übertragen zu können, müsste die Mücke erst einmal einen infizierten Menschen stechen, um die Krankheit aufzunehmen.
Im Fall von tropischen Erkrankungen dann, wenn eine Tigermücke nach Deutschland zurückgekehrte, infizierte Reisende sticht. Daher wird das Risiko einer Infektion etwa mit tropischen Erregern hierzulande aktuell als äußerst gering eingeschätzt.
Sprecherin des Bremer Landesministeriums für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz
Keine Entwarnung für den Sommer
Dass die bei uns heimischen Mücken momentan eher selten auftauchen lässt zwar auf einen mückenarmen Sommer hoffen. Ganz so einfach ist das aber nicht. "Mückenlarven benötigen durchschnittlich 20 Tage vom Ei bis zum erwachsenen Tier, bei hohen Temperaturen auch weniger", erklärt Meier. Sollte das regnerische Wetter andauern, das in dieser Woche eingesetzt hat, sodass Senken und offene Gefäße mindestens drei Wochen nicht austrocknen, wird die Anzahl an Mücken deutlich steigen
Quellen: buten un binnen und dpa.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 6. Mai 2025, Der Vormittag, 11:40 Uhr