Bremer Cold Case nach 20 Jahren: Wer tötete die 10-jährige Adelina?

Der Fundort der Leiche des ermordeten Mädchens Adelina in einem Wald bei Leeste ist am 12.10.2001 mit einem Teddybär, Blumen und einem Holzkreuz geschmückt.
Bild: dpa | Ingo Wagner

Der Mordfall gibt den Bremer Ermittlern immer noch Rätsel auf. Nach wochenlanger Suche wurde ihre Leiche in einem Plastiksack in der Leester Marsch entdeckt.

Es war der 28. Juni 2001 gegen 17:30 Uhr, als man die 10-jährige Adelina das letzte Mal gesehen hatte. Sie war auf dem Weg von ihrem Großvater nach Hause in den Bremer Stadtteil Kattenturm. Allerdings kam sie dort nie an. Ihre Mutter alarmierte die Polizei und es gab eine große Suchaktion, immer in der Hoffnung, dass man Adelina vielleicht doch noch finden würde.

Ich habe einen Teil von mir verloren.

Mutter von Adelina
Fahndungsfoto vom Mädchen Adelina
Der Fall hat tiefe Betroffenheit in Bremen ausgelöst. Bild: BKA

Auf einer Pressekonferenz richtete die Mutter eindringliche Worte an die Öffentlichkeit: Denn auch Adelinas kleine Schwester vermisse sie ganz sehr. "Wenn sie mich jetzt sieht und hört: Ich bin bei ihr in Gedanken und hoffe, dass sie wieder bei mir sein wird." Die Polizei suchte weiter, mit Spürhunden, Wärmebildkameras und ging fast 100 Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Aber Adelina blieb verschwunden und so langsam verlor man die Hoffnung, dass man sie lebend finden wird.

Vergebliche Suche

Der ehemalige Leiter der Vermisstenstelle Dirk Siemering erinnert sich an einen einzigen Fall, wo sich eine Person in Luft aufgelöst hatte. Aber nach Adelina habe man wochenlang gesucht und gehofft, irgendwelche Hinweise auf ihr Verschwinden zu bekommen. Danach sei im Grunde genommen allen klar gewesen, dass wenn sie gefunden wird, sie nicht mehr am Leben ist.

100 Tage nach Adelinas Verschwinden, machten Pilzsammler im Pastorenwäldchen bei Leeste eine grausige Entdeckung. Sie fanden eine Kinderleiche. Verwest und eingepackt in einen Müllsack.

Es war einerseits erleichternd. Aber es war auch erschütternd, dort im Wald zu stehen und diesen Leichnam von Adelina – wo man so lange gehofft hatte – in der Form zu finden.

Dirk Siemering, ehemaliger Leiter der Vermisstenstelle
Zwei Radfahrer betrachten am Nachmittag des 12.10.2001 in der Nähe des Fundortes des ermordeten Mädchens Adelina bei einem Waldstück in Leeste  eine kurz zuvor von der Bremer Polizei aufgestellte Plakatwand.
Mit großen Tafeln am Fundort bitteten die Ermittler um Hinweise. Es war eine Belohnung in Höhe von 20.000 DM ausgesetzt. Bild: dpa | Ingo Wagner

Drei Tage nach dem Leichenfund war sich die Gerichtsmedizin sicher, dass es die Leiche von Adelina war. Es war an ihrem 11. Geburtstag. Spuren, Hinweise und Beweismittel gab es genug. Aber einen Täter hatte man nicht gefunden.

Ein Verdächtiger war Marc Hoffmann. Der wegen Mordes an den Kindern Levke und Felix Verurteilte soll einem Mithäftling den Mord an Adelina gestanden haben. Allerdings konnte ihm die Tat nie nachgewiesen werden, so der Bremer Staatsanwalt Uwe Picard: "Nachdem Marc Hoffmann geständig gewesen war, die kleine Levke und den kleinen Felix missbraucht und getötet zu haben, war er einer der Hauptverdächtigen. Das Ergebnis jedenfalls sah so aus, dass ein Tatnachweis gegen ihn in Zusammenhang mit Adelina P. nicht zu führen war."

Staatsanwaltschaft sucht weiter nach dem Mörder

Auch heute, 20 Jahre nach dem Verschwinden von Adelina gehen die Ermittlungen weiter, erläutert die Polizeisprecherin Franka Haedke: "Ungelöste Altfälle wie der von Adelina werden wiederkehrend von der Polizei Bremen und der Staatsanwaltschaft Bremen dahingehend einer Betrachtung unterzogen, ob es neue Sach- oder Personenhinweise gibt, die zur Aufklärung des Falls führen könnten." Dies passiert alle zwei bis vier Jahre. Allerdings gibt es zum Jahrestag des Falls Adelina keine neuen Erkenntnisse.

Autor

  • Fabian Metzner
    Fabian Metzner

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 28. Juli 2021, 6:20 Uhr