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Hofft auf neues rot-grün-rotes Bündnis: Bremerhavens Muhlis Kocaaga

Was, wenn wir Sie wählen, Herr Kocaaga?

Bild: Radio Bremen

Zum ersten Mal kandidiert Muhlis Kocaaga (Linke) bei der Bürgerschaftswahl. In Bremerhaven steht der 51-Jährige auf Platz 1 der Linken. Im Interview verrät er seine Ziele.

Aktuell sitzt Muhlis Kocaaga als stellvertretender Fraktionssprecher der Linken in der Stadtverordnetenversammlung in Bremerhaven. In der buten-un-binnen-Interviewreihe "Trockenschwimmen" im Bremer Westbad erzählt der Umweltingenieur Moderator Felix Krömer, warum ihn Rassismus dazu bewegt hat, Politiker zu werden und was er mit seiner Partei nach der Bürgerschaftswahl vorhat.

1 Was führte Kocaaga nach Bremerhaven?

1996 kam Kocaaga nach Bremerhaven. Verwandte und Bekannte lebten damals bereits hier. "Bremerhaven ist für mich eine Heimat geworden, wo man sich wohlfühlt, wo man zufrieden ist, wo man keine Angst hat", erzählt er Felix Krömer ab Minute 7.37. Als Kurde in der Türkei habe er sich nicht sicher gefühlt. Aufgewachsen ist er in Adana mit acht Geschwistern. Sein Vater war Arbeiter. Die Familie habe nicht viel Geld gehabt. Dennoch sei seine Kindheit schön gewesen. "Ich war einer der Besten in der Schule, für mich ist meine Kindheit sehr gut gelaufen."

2 Für die Gerechtigkeit in die Politik

Dass er mal in die Politik gehen möchte, sei für ihn immer klar gewesen, sagt der 51-Jährige. Grund dafür sei auch seine Zeit in der Türkei, berichtet er ab Minute 12.32. "Die ganze Ungerechtigkeit, die ganze Ohnmächtigkeit haben wir alles erlebt. [...] Dadurch kommt man auf den Gedanken, dass man unbedingt mit Politik zu tun haben muss, um etwas zu ändern." 1996 sei er dann nur mit einem Rucksack in Bremerhaven angekommen und sei schockiert gewesen von der Diskriminierung, die er erlebt habe. Auch diese Erfahrung habe ihn angetrieben, in die Politik zu gehen, um etwas zu ändern, erzählt er ab Minute 14:01.

Deutschland ist für uns ein demokratisch vorbildliches Land. So haben wir das immer gedacht oder gelesen. Aber als ich hier war, habe ich ganz viel Diskriminierung miterlebt.

Ein Mann mit Brille lächelt in die Kamera.
Muhlis Kocaaga, Spitzenkandidat der Linken in Bremerhaven

3 Gehört Kocaaga einem extremistischen Verein an?

Kocaaga ist Mitglied im Kurdisch-Deutschen Gemeinschaftsverein, der immer mal wieder im Verfassungsschutzbericht des Landes Bremen auftaucht, weil er dem Birati-Verein nahestehen soll, der wiederum in Verbindung mit der verbotenen PKK gebracht wird. Ob sein Verein extrem ist, will Krömer ab Minute 14.48 wissen.

4 Was will Kocaaga gegen den Klimawandel unternehmen?

Wie alle Spitzenkandidatinnen und -kandidaten darf sich auch Kocaaga ein Thema aussuchen, über das er diskutieren möchte. Er wählt das Thema Klima und spricht mit Krömer über die Ungerechtigkeit, die ihm beim Thema Klimakrise aufstößt. Es seien vor allem die Reichen, die CO2 produzieren und damit die Umwelt zerstören würden, sagt er ab Minute 19:03. Finanzielle Hilfen bekomme, wer eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach installiere. Besser fände Kocaaga einen Photovoltaik-Park, der Strom für alle bietet. Für ihn seien drei Punkte wichtig, um die Klimakrise zu bekämpfen: ein halbierter Energieverbrauch, Recycling und weniger Flächenbebauung. Mit der Linken will er außerdem den öffentlichen Nahverkehr kostenlos machen, damit weniger Verkehr auf den Straßen herrscht. Wenn es nach Kocaaga geht, soll die Landesregierung dafür mehr Geld ausgeben.

Beim Thema Klimakrise findet eine riesengroße Ungerechtigkeit statt.

Ein Mann mit Brille lächelt in die Kamera.
Muhlis Kocaaga, Spitzenkandidat der Linken in Bremerhaven

5 Mit wem möchte Kocaaga eine Koalition bilden?

Bei der Frage, mit wem er eine Koalition eingehen würde, legt sich Kocaaga im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen direkt fest: Er würde die SPD und die Grünen wählen. Er ist sich sicher, dass das weiterhin gut funktionieren würde, verrät er Krömer ab Minute 32.40.

Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 06. April 2023, 19.30 Uhr