Bremen fehlen Kita-Plätze – dann spielt doch mal alleine?

Langer Weg zum Kita-Platz: Immer mehr Bremer Eltern klagen

Bild: dpa | JOKER | Petra Steuer

Wieder dokumentiert eine neue Studie den Mangel an Kita-Plätzen. 5.400 Kinder sollen im Land Bremen nächstes Jahr leer ausgehen. Die Bremer kennen dieses Thema schon lang.

Keine Kita-Gebäude, keine Kita-Plätze, kein Kita-Personal: Die Baustellen bei der Kinderbetreuung im Land Bremen sind eng miteinander verbunden. Ohne Kitas keine Kita-Plätze. Inzwischen gibt es mehr Kitas in Bremen, doch das Personal fehlt. Und ohne Personal können die Plätze nicht vergeben werden. Das Personal fühlt sich zudem erschöpft; ist der Krankenstand hoch, fällt die Betreuung der Kinder trotz Kita-Platz auch mal aus. Ohnehin verlassen laut Gewerkschaft Verdi viele zwischen dem dritten und fünften Jahr den Beruf. Noch weniger Personal – und der demografische Wandel sorgt für endgültige Abgänge in den nächsten Jahren. Den Teufelskreis können Sie sich selbst ausmalen.

Wir haben einen Teil unserer bisherigen Berichterstattung hier für Sie in unterschiedliche Bereiche zusammengefasst, wohlwissend, dass alles auch miteinander zusammehängt. Eine Übersicht über ein viel erzähltes Problem.

1 Kita-Plätze im Land Bremen

Sie fehlen, und das ist seit Jahren so. Bekannt ist auch, dass es sich um ein bundesweites Phänomen handelt. Im benachbarten Niedersachsen sollen laut der neuen Studie im neuen Jahr 46.000 Kinder keinen Platz bekommen, in Bayern sind es 62.000 Kinder, in Nordrhein-Westfalen mehr als 100.000. Dabei gibt es seit dem Jahr 2013 ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr; für Kinder ab drei Jahren besteht der schon seit 1996. In Bremen versuchen immer mehr Eltern den Platz einzuklagen.

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2 Kita-Ausbau im Land Bremen

Ein Problem bei der Betreuung von Kindern waren und sind fehlende Kitas. 2019 hatte Bremen, damals noch mit Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), eine Senatskommission geplant, die den Aus- und Neubau von – damals hieß es 40– Kitas voranzutreiben. Tatsächlich gibt es heute neue Kitas, doch teils stehen die Gebäude leer oder Gruppen können nicht gebildet werden. Es gibt kein Personal.

3 Personallage in Kitas im Land Bremen

Ein Dauerthema und wohl das grundlegendste und folgenschwerste. Bundesweit sei der Markt abgegrast, sagen unisono Behörden, Kita-Betreiber – und auch vielen Eltern ist das klar. Kurzfristig könne man sich die Fachkäfte eigentlich nur gegenseitig abwerben, heißt es. Bremens Bildungsbehörde versucht deshalb an mehreren Stellschrauben zu drehen. Zuletzt wurde beschlossen, das Tagesmütter und Tagesväter künftig als Zweitkraft in Krippengruppen eingesetzt werden können. Das kritisieren wiederum die Fachkräfte aus Sorge der Erzieherinnen-Beruf könne abgewertet werden.

Außerdem sollen pädagogisch ausgebildete Menschen im Ausland angeworben und schnell in Arbeit gebracht werden. Tagesmütter und -väter sollen ihre Betreuungskapazitäten ausweiten und Menschen sollen für diese Arbeit gewonnen werden.

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4 Der Beruf der Erzieherin

Wie wird der Beruf attraktiver? Bei Tarifauseinandersetzungen geht es nicht mehr nur um Lohnerhöhungen, sondern auch um Entlastung – durch freie Tage und durch Tage, an denen man die pädagogische Arbeit vor- und nachbereiten kann. Das ist eine Kernforderung der Gewerkschaft Verdi. Zudem gelten die Ausbildungsbedingungen als großes Problem. Denn bislang müssen viele Auszubildende Schulgeld zahlen, was potenzielle Bewerber abschreckt. Im November 2021 haben Bremen, die kommunalen Spitzenverbänden und der Gewerkschaft Verdi ein Eckpunktepapier beschlossen, um die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern neu zu gestalten und attraktiver zu machen. Dazu gehört eine schulgeldfreie Ausbildung, die zudem vergütet werden soll. In Bremen gibt es aber bereits auch staatliche, schulgeldfreie Ausbildungsmöglichkeiten.

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Autorin

  • Autorin
    Birgit Reichardt Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. Oktober 2022, 19:30 Uhr