Seltenes Handwerk: In Bremerhaven gibt es noch eine echte Hutmacherin
Seltenes Handwerk: In Bremerhaven gibt es noch eine echte Hutmacherin
Leben kann Brigitte Wagner von ihrem Beruf als Hutmacherin nicht – auch, weil die Nachfrage fehlt. Bremerhavens Hutmacherin will den Hut aber wieder in den Alltag bringen.
In einem kleinen Laden im Columbus Center in Bremerhaven arbeitet Brigitte Wagner, eine der letzten Modistinnen – so nennt sich das Handwerk mit Kopfbedeckungen – ihrer Art. Mit Leidenschaft und handwerklichem Geschick fertigt die 57-Jährige Hüte, die mehr sind als bloße Kopfbedeckungen: Sie sind Ausdruck von Persönlichkeit und Stil.
Die Leidenschaft einer Hutmacherin
Brigitte Wagner begann ihre Ausbildung zur Modistin in den 1980er Jahren in Bremen. Nachdem sie an der Fachoberschule für Textil- und Bekleidungsindustrie das Nähen gelernt hatte, entschied sie sich für eine handwerkliche Ausbildung bei einer kleinen Modistin in Schwachhausen. "Ich war die einzige in Bremen, die noch Modistin gelernt hat. Das ist ein richtiger Handwerksberuf über drei Jahre", erzählt sie.
Noch heute zieht sie feuchten Filz per Hand über Holzköpfe, um die verschiedenen Hutformen zu kreieren, und näht faszinierende Kopfschmuckstücke aus Leder und Stoff. Hat sie die Grundform des Hutes, dekoriert sie diesen noch mit Federn oder Stroh.
Kunstwerke, die auffallen
In ihrem kleinen Laden verkauft Brigitte Wagner nicht nur Hüte, sondern auch Bettwäsche, Socken, Tischdecken, Maritimes und auch Dekoartikel. Doch ihr Herz hängt an den selbstgemachten Hutkreationen, auch wenn davon nicht sehr viele im Jahr verkauft werden.

Stammkunden hat sie trotzdem. "Man fällt natürlich auf. Also man braucht Selbstbewusstsein, um mit Hüten durch die Gegend zu laufen, aber es ist schön. Ich mag das, mir gefällt das", sagt Wagner. Besonders begehrt sind ihre "Faszinatoren" – leichter Kopfschmuck aus Federn, Blumen, Netzen und Bändern, den man sich beispielsweise bei Hochzeiten in die Haare stecken kann.
Der Mut zum Hut
Brigitte Wagner wünscht sich, dass mehr Menschen den Mut aufbringen, einen Hut zu tragen. Ein Hindernis ist oft die Sorge um die Frisur: "Das Schwierige ist halt, dass die Damen heutzutage ihre Frisuren nicht so gerne zerstören.
Wenn man einen Hut aufhat, dann ist die Frisur einfach hin – das ist halt so.
Brigitte Wagner
Das ist auch ein Grund, warum Frauen Hüte beispielsweise in Restaurants auflassen dürfen, Männer hingegen nicht, erklärt sie.
Dennoch gibt es viele Anlässe, bei denen ein Hut getragen werden kann, findet die Bremerhavenerin "Es muss ja nicht immer so ausgefallen sein, wie bei den Engländern. Es kann ja auch norddeutsch dezent sein", lacht Wagner.
Ein Hut für Bremerhaven

Im manchmal windigen Bremerhaven darf ein Hut nicht nur ein stilvolles Accessoire sein, sondern ist auch praktisch. "Man muss halt schon einen haben, der nicht wegfliegt, also keine große Krempe hat. Man muss ihn gut und fest auf den Kopf setzen können, schön über die Ohren ziehen und dann ist die Frisur geschützt und die Ohren schön warm", erklärt Wagner. Eine besondere Idee, die ihr vorschwebt, ist ein Südwester, ein Regenhut, der früher von Seemännern getragen wurde. "Der hat dann hinten eine ganz lange Krempe, die zieht man dann über den Nacken, sodass der Regen den Rücken runterläuft."
Brigitte Wagner hofft, dass der Hut in der Modewelt wieder an Bedeutung gewinnt und sie ihre kreativen Ideen verwirklichen kann. "Es gibt Anlässe genug. Man muss sich einfach nur trauen", ermutigt sie alle.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 8. Mai 2025, 13:40 Uhr