Wo Wohnungslose in Bremen Schutz gegen die Kälte finden

Ein Obdachloser sitzt auf der Straße.

Wo Wohnungslose in Bremen Schutz gegen die Kälte finden

Bild: dpa | picture alliance / dpa | Holger Hollemann

Temperaturen unter Null lassen Bremerinnen und Bremer frieren, für wohnungslose Menschen kann die Kälte lebensgefährlich werden. Eine Übersicht, wo es Hilfe gibt.

Seit Tagen herrschen in Bremen, Bremerhaven und dem Umland eisige Temperaturen. Gerade Menschen, die keine Wohnung haben – und damit keinen festen Platz, um sich aufzuwärmen – sind jetzt auf Hilfe angewiesen. Angebote gibt es verschiedene: Aufgelistet sind viele von ihnen im Sozialstadtplan der Diakonie, der auch bei vielen anderen sozialen Trägern im Internet zu finden ist. Mit den winterlichen Temperaturen gibt es aber auch Angebote, die speziell in der kalten Jahreszeit helfen – eine Auswahl.

1 Kältebus der Johanniter

Auch in diesem Jahr ist der Kältebus der Johanniter wieder im Einsatz – wieder vor dem Hauptbahnhof, obwohl es im Sommer Diskussionen um den Standort gegeben hatte. "Wir werden dort geduldet", sagt Nicole Baumann, Sprecherin der Johanniter in Bremen. Drei Mal in der Woche – mittwochs, freitags und sonntags – geben die Organisatoren warmes Essen und Getränke an wohnunglose und bedürftige Menschen. Und die Nachfrage ist hoch: "Das Angebot wird sehr gut angenommen", erzählt Baumann. 150 Rationen gebe man jeden Abend aus.

Daneben wollen die Johanniter den Menschen auch Kleidung und Schlafsäcke mitgeben – und sind dabei auf Spenden angewiesen. "Wir benötigen vor allem Thermosocken, da ist der Bedarf sehr hoch. Wenn wir die ausgegeben haben, haben sich die Leute teilweise direkt die Schuhe ausgezogen und die Socken übergezogen", berichtet Baumann.

2 Wärmebus der Inneren Mission

Auf der anderen Seite des Bahnhofs, nämlich auf der Bürgerweide nahe der ÖVB-Arena, steht der Wärmebus der Inneren Mission. Er ist täglich zwischen 8 und 20 Uhr geöffnet. In dem ausrangierten Bus der BSAG haben wohnungslose Menschen einen Platz, um sich aufzuwärmen und bekommen dort unter anderem heiße Getränke und Suppe. Daneben sind auch Streetworker vor Ort, die Besucherinnen und Besuchern Hilfe geben oder vermitteln können.

Lange mussten alle Beteiligten allerdings zittern, ob das Angebot aufrecht erhalten werden kann: Wegen Bremens prekärer Haushaltslage stand die Finanzierung des Projekts auf der Kippe. Seit Mitte Dezember ist nun aber klar, dass genug Geld für den Wärmebus da ist – was bei der Inneren Mission natürlich für Erleichterung sorgt. "Es ist aus unserer Sicht total wichtig, dass es den Wärmebus weiterhin gibt. Gerade bei den Temperaturen ist es für die betroffenen Menschen existenziell, dass sie einen Platz zum Aufwärmen haben. Außerdem brauchen sie einen niedrigschwelligen Zugang zu professioneller Hilfe", sagt Sprecherin Anke Mirsch.  

3 Wärme auf Rädern der Caritas

Jeden Montag und Donnerstag bietet das Projekt "Wärme auf Rädern" vor dem Westflügel des Hauptbahnhofs eine Möglichkeit zum Aufwärmen für Wohnungslose: Verteilt werden dort Suppe, Gebäck und Heißgetränke an wohnungslose Menschen. Organisiert wird die Aktion von der Caritas, gemeinsam mit Ehrenamtlichen wird das Ganze dann gestemmt. Suppe und Co. werden aus Spenden finanziert.

Essensversorgung für Bedürftige zieht vor Kino am Bremer Hauptbahnhof

Bild: Radio Bremen

4 Offene Räume und Angebote im Bremer Stadtgebiet

Neben den speziellen Winter-Angeboten gibt es auch zahlreiche Anlaufstellen für wohnungslose und bedürftige Menschen, die zwar das gesamte Jahr über geöffnet haben, aber gerade bei den kalten Temperaturen als wichtige Wärmequelle dienen können. Beispiele dafür sind:

  • der Bremer Treff am Altenwall .
  • das Café Papagei Auf der Brake .
  • das Frauenzimmer in der Abbentorstraße.
  • das Café Mittwoch in Horn.
  • das Café Dienstag in Schwachhausen.
  • die Bahnhofsmission.

Weitere Anlaufstellen in diesem Winter:

  • Die Busse und Bahnen der BSAG stehen wohnungslosen Menschen seit dieser Woche offen, um sich aufzuwärmen. Ein Ticket brauchen sie dafür nicht..
  • Einige Kirchen und Gemeinden beteiligen sich an der Aktion "Orte der Wärme" der Bremischen Evangelischen Kirche, in deren Rahmen nicht nur Wohnungslose, sondern auch Menschen, die ihre Wohnung nicht heizen können, ein warmes Plätzchen finden sollen. Die konkreten Orte sind auf der Homepage der Bremischen Evangelischen Kirche zu finden..
  • Zu den Orten der Wärme gehört auch die "Winterkirche" der Gemeinde Unser Lieben Frauen Winterkirche. Montags öffnet diese zwischen 10 und 15 Uhr ihre Türen, es gibt Essen und Trinken gratis..
  • Zwar keine warmen Räumlichkeiten, aber warme Mahlzeiten und Getränke bieten die Bremer Suppenengel an: fast täglich, an verschiedenen Orten in der Stadt. Auch Schlafsäcke, Isomatten, Rollatoren und kleinere Dinge des täglichen Bedarfs sind bei den Suppenengeln zu bekommen..

5 Hilfe von Bremerinnen und Bremern

Geld- und Sachspenden sind bei allen aufgeführten Hilfsangeboten willkommen, viele suchen auch Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Aber: Mit der Hilfe über Organisationen und Einrichtungen ist es nicht getan, auch Bremerinnen und Bremer können ihren Beitrag leisten, damit wohnungslose Menschen gut durch den Winter kommen. "Wichtig finde ich vor allem, aufmerksam zu sein", erklärt zum Beispiel Anke Mirsch, Sprecherin der Inneren Mission in Bremen.

Als ein großes Problem sehe ich auch die soziale Kälte: Zunächst einmal geht es darum, die Person wahrzunehmen und ihr freundlich zu begegnen.

Anke Mirsch, Sprecherin der Inneren Mission Bremen

Wer sich dann fragt, wie man ihr am besten helfen kann, könne am besten bei ihr einfach nachfragen, was sie gerade braucht. Nicht immer ist allerdings klar erkennbar, in welchem Zustand eine wohnungslose Person gerade ist. "Gerade wenn Menschen bei sehr kalten Temperaturen auf einer Parkbank oder auf dem Boden liegen, sollte man einmal zu der Person hingehen, sie ansprechen – sich eben vergewissern, dass es der Person gut geht", empfiehlt Mirsch. Wenn nicht feststellbar ist, wie es der Person geht, sollte der Notruf gewählt werden.

Auch Nicole Baumann von den Johannitern sagt: "Es ist lebenswichtig, dass wir gerade aufeinander achten – die Sterbequote von Wohnungslosen bei diesen Temperaturen ist leider sehr hoch." Im Zweifel solle man sich nicht scheuen, die Polizei oder einen Rettungswagen zu rufen.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Next, 10. Januar 2023, 9.10 Uhr