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Können Gas-Kunden in Bremen bald mit sinkenden Preisen rechnen?

Erklärung zur Energiekrise sorgt für hitzige Bürgerschaftsdebatte

Bild: Radio Bremen

Der Gaspreis im Großhandel sinkt seit einigen Tagen. Wann können Bremer mit einer Entlastung rechnen? Was die Entwicklung für Verbraucher bedeutet.

Als für die Ostseepipeline Nord Stream 1 Ende August eine Lieferunterbrechung angekündigt wurde, ging der Preis für Erdgas am Großmarkt durch die Decke. Derzeit ist der Trend ein anderer: Der Gaspreis im Großhandel sinkt.

Was haben die Großhandelspreise mit den Preisen für Haushaltskunden zu tun?

Direkt wenig, indirekt und mit Verzug eine ganze Menge. "Erdgas wird von den Unternehmen mit unterschiedlichen Strategien beschafft", sagt der Energieexperte Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool. So könne ein Teil von aktuell geliefertem Gas bereits zwei oder sogar drei Jahre im Voraus bestellt worden sein – zu den damals vereinbarten Preisen. Ein anderer Teil könnte wiederum erst am Tag zuvor an der Börse gekauft worden sein.

Wie wirkt sich das Einkaufsdatum auf den Preis für die Kunden aus?

"Das führt dazu, dass Kunden immer Durchschnittspreise bekommen", sagt Huneke. "Preisspitzen und Preistäler kommen zeitverzögert und gedämpft beim Endkunden an." Ausschläge an den Börsen würden nicht direkt umgesetzt. "Allerdings haben wir schon über ein halbes Jahr immens hohe Erdgaspreise." Dies mache sich mittlerweile immer stärker bei den Gaspreisen der Haushaltskunden bemerkbar.

Wann können Bremer mit einer Entlastung beim Gaspreis rechnen?

Grundsätzlich sei es eine gute Nachricht für Kunden des Bremer Energieversorgers SWB, dass die Preise am Großmarkt sänken, sagt Friedhelm Behrens, SWB-Pressesprecher. Das wirke sich auf jeden Fall kostendämpfend aus. Aber Entwarnung gebe es nicht: "Die Preise sind durch die Decke geschossen", sagt Behrens. Insgesamt werde es deshalb trotzdem deutlich teurer.

Jetzt beginnt die Heizsaison. Wie werden sich die Preise entwickeln?

"Auch wenn sich die Preise im Großhandel kurzzeitig entspannt haben, ist das Niveau vergleichsweise immer noch sehr hoch", heißt es beim Stadtwerkeverband VKU. Je länger die gesteigerte Nachfrage dauere, desto stärker oder häufiger müssten Preise angehoben werden. Ein VKU-Sprecher vermutet, dass der Markt den russischen Gas-Lieferstopp bereits eingepreist haben könnte, "sodass ein wesentlicher Grund für weitere Preissteigerungen entfallen ist oder sich zumindest vermindert hat". Ein früher oder strenger Winter könne den Gasverbrauch aber unerwartet steigen lassen und die Preisspirale wieder in Gang setzen.

Wie teuer ist Erdgas im Moment für Haushalte?

Laut Vergleichsportal Check24 muss ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im September im Schnitt 21,9 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Dies entspreche 4.371 Euro im Jahr. Ein Jahr zuvor habe die gleiche Menge Gas noch 1316 Euro gekostet – ein Plus von 232 Prozent. Anders gesagt: Der Preis hat sich damit innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht. Ab Oktober kommen weitere Belastungen durch mehrere Umlagen hinzu. Gleichzeitig wird die Mehrwertsteuer gesenkt. Der Musterhaushalt muss trotzdem mehr zahlen, nämlich 4.582 Euro aufs Jahr gerechnet - 212 Euro mehr als im September.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. September 2022, 19:30 Uhr