Bremer "FFF"-Aktivistin Oberheim: "Das Klimapaket ist ein Witz"

Die Bundesregierung hält das Klimapaket für den großen Durchbruch. Die Bremerin Frederike Oberheim von "Fridays fo Future" empfindet die Beschlüsse dagegen als "Schlag ins Gesicht."

Friederike Oberheim schaut in die Kamera
Friederike Oberheim von "Fridays for Future" kann dem Klimapaket der Bundesregierung nichts abgewinnen. Bild: Radio Bremen

Bei der "Fridays for Future"-Demonstration am vergangenen Freitag waren in Bremen über 30.000 Teilnehmer auf der Straße. Wart ihr überrascht?

Natürlich. Wir haben sogar 40.000 Teilnehmer vorliegen. Am Abend zuvor hatten wir mit 10.000 Demonstranten gerechnet. Der große Traum war, die 15.000 zu knacken – und dann waren es plötzlich 40.000 Teilnehmer. Ich bin immer noch überwältigt von dieser Masse.

Wart ihr auch überwältigt von dem, was mehr oder weniger zeitgleich in Berlin veröffentlicht wurde?

Wenn deutschlandweit 1,4 Millionen Menschen auf die Straße gehen und ein Zeichen setzen für mehr Klimaschutz und dann die Regierung meint, dass so ein Klimapaket und die dazugehörigen Vorschläge ausreichend sind für das 1,5-Grad-Ziel und für den Erhalt unserer Zukunft, dann ist das ein Schlag in die Gesichter der Leute, die demonstrieren und sich für ihre Zukunft einsetzen.

Gibt es in diesen 22 Seiten etwas Konkretes, das Euch missfällt oder fehlt?

Allein die CO2-Steuer und die 10 Euro pro Tonne, die ja auch schnell wieder in den Emissionshandel umgewandelt werden sollen – das ist ein totaler Witz. Jede Tonne CO2 kostet unsere Gesellschaft 180 Euro und da einen Preis von 10 Euro zu erheben, ist lachhaft.

Olaf Scholz hat unter anderem gesagt, dass das Klimapaket nur der Anfang sei, aber da gibt es von eurer Seite aus vermutlich nur ein mildes Lächeln.

Es wurde die ganze Zeit die große Lösung angekündigt und nichts in diesem Klimapaket ist die große Lösung.

Erwartet ihr auch Maßnahmen von der Bremer Landesregierung?

Es muss auf allen Ebenen etwas passieren. Wir haben noch achteinhalb Jahre Zeit bis zum "Point Of No Return". Bis dahin müssen alle Ebenen daran arbeiten, dass dies nicht eintritt. Im Bremer Koalitionsvertrag wird gesagt, dass wir bis 2030 80 Prozent der Treibhausgas-Emission einsparen wollen. Wir müssen bis 2030 klimaneutral in Bremen sein – das nicht in den Koalitionsvertrag mit aufzunehmen und gleichzeitig zu behaupten, man würde das 1,5-Grad-Ziel anerkennen, ist mal wieder ein totaler Witz von der Politik, über den meine Generation nicht mehr lachen kann.

Angefangen hat alles mit der Schwedin Greta Thunberg. Wie blickt der Bremer "Fridays for Future"-Ableger auf diese Ikone der Bewegung?

Greta Thunberg ist natürlich sehr inspirierend und ohne sie wäre diese Massenbewegung nie ausgelöst worden. Aber gleichzeitig geht es nicht um Personen. Wir sind eine basisdemokratische Bewegung. Die Medien fokussieren sich immer auf einzelne Personen und das lenkt ab von den Problemen, die wir diskutieren müssen – und das ist die Klimapolitik unserer Regierung.

Gestern gab es die große "Fridays for Future"-Demonstration. Für die nächste Woche sind aber auch noch weitere Aktionen geplant. Was passiert in Bremen?

Wir widmen die ganze Woche dem Klima. Wir haben Podiumsdiskussionen, Vorträge, eine Kleidertauschparty, Workshops und eine Stadtführung. Am Freitag endet das Ganze mit einer großen Tanzdemo auf dem Bremer Marktplatz.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 21. September 2019, 8:10 Uhr

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