Behält das DSM in Bremerhaven seinen Status als Nationalmuseum?

Zwei Personen stehen in einer Halle mit verhüllten Gegenständen.

Behält das DSM in Bremerhaven seinen Status als Nationalmuseum?

Bild: Catharina Spethmann

Im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven steigt die Anspannung: Es steht vor einer externen Beurteilung, von der seine Zukunft abhängt. Ein Blick hinter die Kulissen.

In wenigen Tagen geht eine Kommission durch das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM), an deren Bewertung es liegt, ob das Haus auch künftig Geld von Bund und Ländern bekommt. Geld, ohne dass es kaum weiterbestehen könnte. So bereitet sich das Museum auf die Evaluierung vor und darum geht es genau.

Eine Person arbeitet in einer Halle.
Das Bremerhavener Forschungsschiff "Polarstern" im DSM. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Betritt man den Bangert-Bau – neben dem Sharoun-Bau einer der beiden Teile des DSM – riecht es nach frischer Farbe. Das Walskelett vor der großen Fensterfront steckt noch in einer Hülle aus Plastikfolie. Es wirkt, als würde ein seltsam transparenter, sehr großer Fisch unter der Decke schweben. Weiter innen deuten halbtransparente Scheiben einen Schiffsrumpf an, Silhouetten in Signal-Orange dessen Radaranlage und Ladekräne. Davor steht Ruth Schilling, die Direktorin des Museums.

Ich finde, es sieht sowas von cool aus. Und ich muss sagen – das ist das Produkt eines langen Prozesses. Wir haben viel diskutiert: "Polarstern" in Miniatur oder ganz abstrakt oder irgendwie doch noch anders? Ich bin jetzt auf das Ergebnis sehr, sehr stolz, und es ist unheimlich aufregend, das so im Raum wachsen zu sehen.

Ruth Schilling, Direktorin des DSM

Ohne Förderung hat das DSM ein Problem

Zwei Personen stehen in einer Halle mit verhüllten Gegenständen.
Museumsdirektorin Ruth Schilling (li.) und Geschäftsführer Matthias Templin freuen sich auf die Neuerungen. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Bis zum Besuch der Kommission muss die Ausstellung im Bangert-Bau fertig sein. Das ist eine Bedingung dafür, dass das DSM als eines von acht deutschen Forschungsmuseen weiter Geld von Bund und Ländern bekommt – außerdem muss es nachweisen, dass es seine Forschungsergebnisse gut vermittelt.

Fiele die Förderung weg, wäre das ein Riesenproblem – nicht nur für das Museum: Bremerhaven hätte dann ein halb fertiges, halb marodes Museum in bester Lage. Jörg Schulz, ehemaliger Oberbürgermeister von Bremerhaven, Vorsitzender des Museums-Fördervereins und Mitglied im Stiftungsrat, ist zuversichtlich, was die Evaluierung angeht. Aber damit sieht er bei weitem nicht alle Probleme gelöst.

Der Bangert-Bau wird jetzt saniert, zusätzlich ist ein neues Depot gebaut worden. Bleibt noch der Scharoun übrig. Der muss wieder mit Leben gefüllt werden. Da erwarte ich ein klares Bekenntnis des Senats, also unserer Landesregierung, dass er dazu steht. Nicht irgendwann, sondern jetzt, im Rahmen der Evaluierung.

Jörg Schulz, Vorsitzender DSM-Förderverein

Insgesamt wären 45 Millionen Euro nötig

Paletten und verhüllte Gegenstände stehen in einer Halle.
Noch ist vieles im DSM verhüllt. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Auf 110 Millionen Euro war vor mehr als zehn Jahren der Modernisierungsbedarf des Museums beziffert worden. Bewilligt wurden zunächst lediglich 42 Millionen Euro. Sie kamen vom Bund und dem Land Bremen. Noch einmal 45 Millionen wären nötig, sagt Matthias Templin, kaufmännischer Geschäftsführer des Museums.

Das ist schon die abgespeckte Variante, die aber auch über mehrere Jahre finanziert wird. Wir brauchen nicht 45 Millionen auf einmal, sondern vier, fünf Millionen pro Jahr. Jeweils bauabschnittsweise, so dass sich das leichter in den Haushalten abbilden lässt.

Matthias Templin, kaufmännischer Geschäftsführer des DSM

DSM soll erste Ozean-Adresse in Deutschland sein

Jetzt gehe es darum, der Kommission zu erklären, was in den vergangenen sieben Jahren geleistet wurde – und: in welche Richtung das Museum in den kommenden sieben Jahren will. Das Ziel sei klar, sagt Direktorin Schilling.

Unser Ziel ist ein großes, aber machbares. Nämlich das Museum zu sein, was in Deutschland die erste Anlaufstation und Plattform für alle Fragen wird, die sich rund um unser Verhältnis zum Ozean abspielen.

Ruth Schilling, Direktorin des DSM

Die Evaluierung beginnt am 11. April. Ein Ergebnis, wie es mit dem DSM weitergeht, gibt es erst im Herbst. Aber schon im Sommer soll erstmal gefeiert werden: Am 17. Juli will das Museum seine Wiedereröffnung zelebrieren – mit einem großen Fest.

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Bild: Radio Bremen
  • Bremerhavener Schifffahrtsmuseum erhält alte Filme über Ozeanriesen

    Einst verband das Passagierschiff "SS United States" Bremerhaven mit New York. Nun hat das Deutsche Schifffahrtsmuseum zwei verschollene Filmrollen zu dem Ozeanriesen bekommen.

Autorin

  • Catharina Spethmann
    Catharina Spethmann

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 31. März 2024, 11:40 Uhr