Ist die Corona-Pandemie vorbei? 3 Dinge, die Sie wissen sollten

Eine FFP2-Maske liegt auf dem Boden im Dreck.

Ist die Corona-Pandemie vorbei? Das sagen Bremer Experten

Bild: dpa | Sven Simon

Ein Drosten-Interview zur Corona-Lage sorgt für Aufregung. Aus der Bundespolitik werden Forderungen laut, die Corona-Regeln abzuschaffen – in Bremen bleibt man gelassener.

"Wir erleben in diesem Winter die erste endemische Welle mit Sars-Cov-2, nach meiner Einschätzung ist damit die Pandemie vorbei", hatte der Leiter der Virologie der Berliner Charité, Christian Drosten, dem Tagesspiegel gesagt. Wir haben mit Bremer Experten über ihre Sicht auf drei Aspekte der aktuelle Corona-Lage gesprochen.

1 Endemie oder Pandemie?

In Bremen fallen die Reaktionen deutlich weniger drastisch aus. Virologe Andreas Dotzauer von der Universität Bremen hält es nicht für richtig, vom Ende der Pandemie zu sprechen. "Wir haben ein Virus, das im Moment weltweit vorhanden ist und überall sehr aktiv ist. Nach meiner Definition muss man eigentlich von einer Pandemie sprechen", sagt Dotzauer. Eine Endemie sei eine Situation, in der sich ein Virus in eine Region zurückgezogen habe und es nur noch sporadisch hin und wieder zu Ausbrüchen in Form von Wellen komme.

Typisch für eine Endemie sei, dass sich Menschen anstecken, die noch keinen Kontakt mit dem Virus hatten, sagt Dotzauer. Menschen, die schon Kontakt hatten, jedoch nicht erkranken. Gerade das sei bei Corona aktuell aber anders: "Wir hatten ja alle Kontakt – durch Krankheit oder Impfung – und es kommt trotzdem zu vielen Reinfektionen." Damit sei das Coronavirus aktuell immer noch viel aktiver als in einer typischen endemischen Situation.

Epidemiologe Hajo Zeeb teilt grundsätzlich die Einschätzung von Drosten, "dass Corona hier bei uns jetzt endemisch ist. Das bedeutet, wir haben keine sehr großen Wellen mehr, unser Immunsystem kann mit Corona-Infektionen umgehen". Corona sei damit zu einer "quasi dauerhaft anwesenden Infektion geworden, die großen Wellen mit extremer Belastung des Gesundheitswesens sollten damit vorüber sein". Die Pandemie offiziell für beendet zu erklären, sei jedoch Aufgabe der Weltgesundheitsorganisation, sagt Zeeb.

2 Wie gefährlich sind neue Mutationen?

Einig sind sich Zeeb und Dotzauer in der Frage, wie die weitere Mutation des Coronavirus einzuschätzen ist. Beide betonen, dass es keine absolute Sicherheit geben kann und das Virus sich ständig weiterentwickele. "Neue Corona-Varianten kann es auch weiterhin geben", sagt Zeeb. "Allerdings scheint mit Omikron doch eine Variante mit erheblicher Stabilität zu dominieren, die jetzt schon eine recht lange Zeit kursiert." Auch Dotzauer vermutet, dass das Virus möglicherweise in einem Zustand sei, in dem das Virus keine großen Veränderungen vornehmen müsse.

3 Wie weiter mit den Corona-Schutzmaßnahmen?

In der aktuellen Lage das Ende der Corona-Schutzmaßnahmen zu fordern, hält Virologe Dotzauer für falsch: "Das ist eine Geschwindigkeit, bei der ich von den Politikern überrascht bin." Die Forderung sie offensichtlich nicht durchdacht. Bei der aktuellen Anzahl von Infektionen mache es Sinn, weiter bei den allgemeinen Schutzmaßnahmen, wie Abstand, Hygiene und Masken festzuhalten. Auch Zeeb hält es in manchen Situationen weiter für sinnvoll auf Masken zu setzten. Außerdem sei bei Älteren weiter dringend auf einen guten Impfstatus zu achten, sagt Zeeb.

Die Bremer Gesundheitsbehörde hält die aktuellen Schutzmaßnahmen im Infektionsschutzgesetz für "sehr niedrigschwellig". Sie dienten vor allem den Schutz von Risikogruppen in Kliniken und Pflegereinrichtungen. "Das ist sicher über den Winter nach wie vor eine sinnvolle Maßnahme", sagte Sprecherin Diana Schlee. Kurzfristige Änderungen der Regeln seien nicht geplant. Vor Kurzem hatte der Senat beschlossen, die Maskenpflicht im ÖPNV zum 1. März 2023 abzuschaffen.

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Bild: dpa | Annette Riedl

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 27. Dezmeber 2022, 10 Uhr