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Fahrradfahren im Unterricht? Das geht an einer Schule in Bremerhaven

In einer Schule in Bremerhaven sitzen zwei Schülerinnen auf Deskbikes. Zwischen ihnen steht eine Mitschülerin, hinter ihnen lehnt ein Lehrer an der Wand.

Darum wird an einer Bremerhavener Schule im Unterricht geradelt

Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Beim Fahrradfahren eine Mathematik-Aufgabe lösen oder sogar eine Fremdsprache lernen? Genau das probiert die Johann-Gutenberg-Schule mit sogenannten Deskbikes aus.

Was ist überhaupt ein Deskbike?

Ein Deskbike kann man sich vorstellen wie einen Schreibtisch, unter dem anstelle eines Stuhls ein Hometrainer angebaut ist. Einen Lenker gibt es nicht, beide Hände bleiben also während des Radelns frei. Und weil sich der Oberkörper nicht mitbewegt, kann man auch beim in die Pedale treten gut mitschreiben und zuhören.

20 Deskbikes besitzt die Johann-Gutenberg-Schule. Finanziert wurden sie aus Mitteln des Corona-Fonds des Bremer Senats und aus Spenden. In einem Klassenraum stehen immer zwei Geräte. Die Schülerinnen und Schüler dürfen für jeweils 20 Minuten auf die Räder steigen, danach wird gewechselt.

Was erhofft sich die Schule von den Deskbikes?

Sie sollen zum einen für mehr Bewegung sorgen, denn immer mehr Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig. Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mindestens 90 Minuten Bewegung pro Tag, für Kindergartenkinder sogar 180 Minuten. Deskbikes können helfen, einen Mangel zu kompensieren, sagt Sportwissenschaftler Dirk Büsch von der Universität Oldenburg.

Zum anderen wirkt sich das Radeln — genauer gesagt: die automatisierte Beinbewegung — positiv auf die Gehirnleistung aus. "Lernen und Bewegen, das haben Studien herausgefunden, passen gut zusammen", sagt Lehrer Christian-Wilhelm Jansen im Gespräch mit buten un binnen. Gleiches betont Sportwissenschaftler Büsch: "Kognitive Leistungen können durch moderate körperliche Aktivitäten verbessert werden."

Die Befundlage ist relativ eindeutig, sowohl für kurzfristige als auch langfristige Effekte. Allein die Aktivität der Beine, die bei geringem Widerstand rotieren, erzielt diesen positiven Effekt.

Sportwissenschaftler Dirk Büsch

Ist die Johann-Gutenberg-Schule die erste Schule, die Deskbikes nutzt?

Nein, auch andere Schulen setzen auf Schreibtisch-Fahrräder: In Bremen gibt es an der Oberschule Ronzelenstraße und an der Oberschule an der Koblenzerstraße ebenfalls Deskbikes. Auch die Neue Oberschule Lehe in Bremerhaven nutzt solche Ergometer. Ebenso kommen Deskbikes bei einigen Unternehmen zum Einsatz, zum Beispiel bei der Telekom.

Wie lautet das Fazit der Johann-Gutenberg-Schule?

An der Johann-Gutenberg-Schule kommen die Deskbikes laut Lehrer Jansen bei den meisten Kindern ziemlich gut an. "Ich finde das richtig gut, weil ich in Bewegung bleibe und mich besser konzentrieren kann", erzählt Fünftklässlerin Merle.

Die Geräte machen zudem kaum Geräusche, stören also nicht. Im Gegenteil: Die Fahrräder sorgen sogar für mehr Ruhe in der Klasse, wie Lehrer Jansen sagt: "Die Schüler können ihrem Bewegungsdrang so auch im Unterricht begegnen."

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Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, der Mittag, 28. Februar 2024, 12:20 Uhr