Wie ein Podcast diesem Bremer eine Chance auf ein neues Leben eröffnet
Alkohol, Drogen, falsche Freunde – mit nicht mal Mitte 20 lebt Jonas Schade in einer Notunterkunft. Nach einer Bremen-Zwei-Podcastfolge gibt es einen Lichtblick für ihn.
Seit seiner Kindheit nimmt das schwere Schicksal von Jonas Schade seinen Lauf. Es ist ein Leben in Angst vor dem nächsten Schlag, sagt der 23-Jährige. "Ich bin in einem Angst-Haushalt groß geworden. Wo kommt der nächste Schlag her. Es war ja nicht nur psychische Gewalt sondern auch körperliche." Später kam dann auch noch andere Gewalt hinzu. Darauf will Jonas Schade im Eine-Stunde-reden Podcast von Bremen Zwei aber nicht genauer eingehen.
Psychopharmaka helfen kaum, machen die Albträume teilweise noch schlimmer. Er macht die Erfahrung, dass ihn Cannabis-Konsum runterfährt, sich dadurch die innere Anspannung löst und er seine Traumata vergessen kann. Auch Angeln ist ein guter Ausgleich, sagt er.
Schlechte Startbedingungen
Nach einem gespannten Verhältnis zum Stiefvater kommt er nach dem Grundschulalter in eine Pflegefamilie. Dort gerät er an Alkohol, Drogen, falsche Freunde und verliert den Halt. Auch die Begegnungen mit psychisch stark beeinträchtigten jungen Menschen in einer Hilfseinrichtung hinterlassen Spuren in seinem Leben. Wenn er über das Hin und Her mit Jugendamt, Einrichtungen und Pflegestellen spricht, ist es schwer, den Durchblick zu behalten.
Mit 18 lässt er sich in die Psychiatrie einweisen, macht einen Alkoholentzug und gerät in eine seltsame WG mit Zwangsprostitution und Mordgedanken. Eine abgebrochene Ausbildung nach einem Arbeitsunfall, Wegzug der Mutter nach neuer Partnerschaft, womit die einzige Konstante verschwindet – was Jonas Schade erzählt, ist teilweise hart anzuhören und könnte auch der Plot für einen Thriller sein. Nur leider ist es seine Wirklichkeit und es ist absolut nachvollziehbar, warum er schon bei der zufälligen Begegnung mit Eine-Stunde-reden Host Mario Neumann meint, der Nachname "Schade" sei leider sehr passend für ihn.
Game-Changer Instagram?
Das offene Gespräch wird auch mit Kameras begleitet. Anfang April teilt butenunbinnen.de den Videotrailer zum Podcast von Bremen Zwei bei Instagram. 1.334 Likes sind zwar nicht die Welt, aber unter den knapp 50 Kommentaren finden sich neben viel Respekt für die Offenheit – sogar von einem ehemaligen Lehrer, was Jonas besonders überrascht und berührt, war es doch einer seiner Lieblingslehrer – auch Mitgefühl und ermutigende Wünsche sowie ein Kennenlern-Angebot verbunden mit einer Jobperspektive in einer Behinderteneinrichtung.
Auch Hilfe bei der Wohnungssuche bekommt er dabei angeboten. Jonas tritt in Kontakt mit dem User, tauscht Terminvorschläge aus, muss aber zunächst noch eine Hand-OP hinter sich bringen, bevor es dann im weiteren Verlauf des Frühjahrs zum Treffen kommen soll.
Ein Gespräch, das Brücken baut
Menschen mit einer Geschichte wie deiner bisherigen, haben oft ein natürliches Gespür für einen wertschätzenden Umgang auf Augenhöhe. Oft, weil sie Erfahrungen gemacht haben die einem genau zeigen wie es eben nicht geht.
User tyrchris auf Instagram als Kommentar auf den Trailer zu Jonas‘ Eine-Stunde-reden-Folge.
Ob sich Jonas eines Tages in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung ganz neu erleben kann und damit auch den Weg raus aus dem Bürgergeldbezug findet, ist offen. Klar ist aber schon jetzt, dass das Gespräch Brücken gebaut hat. Es bietet mit einer kaum zu übertreffenden Authentizität Einblicke in die Parallelwelt Notunterkunft.
Es ist bei allem, was zu dieser komplexen Geschichte an subjektiver Wahrnehmung gehört, auch ein Ansporn für sämtliche Jugendhilfestellen und dort beschäftigte Menschen, es besser zu machen. Es bringt uns als Mitmenschen einer vielfältigen Gesellschaft zusammen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Eine Stunde reden, 4. April 2024, 21 Uhr