5 Spar-Tipps von Bremens Verbraucherschutz-Chefin in der Energiekrise

Diese Tipps hat Verbraucherschützerin Annabel Oelmann für den Winter

Bild: Radio Bremen

Inflation, Preissteigerung, alles wird teurer. Verbraucherschützerin Annabel Oelmann erklärt, worauf jeder im Alltag achten kann, um mit steigenden Kosten umzugehen.

Der Rat von Annabel Oelmann, Chefin der Bremer Verbraucherzentrale, ist derzeit so gefragt wie selten zuvor. Die Menschen, die in die Beratung kommen, sind besorgt. Angesichts der steigenden Preise, der Energiekrise und des bevorstehenden Winters wissen viele nicht, ob sie künftig noch das Geld haben werden für all die Rechnungen. Oelmann hat Tipps zum Geld sparen.

1 Im Alltag mit kleinen Mitteln Energie sparen

Wer Geld sparen will, sollte in den Augen von Oelmann damit beginnen, bewusster mit dem eigenen Verbrauch umzugehen. Kürzer und kälter Duschen kann ein erster Schritt sein, um Wasser und Energie zu sparen. "Wir müssen alle an der Gradzahl arbeiten und an der Länge," rät Oelmann. Der Wasserverbauch könne auch über den Duschkopf verringert werden.

Auch in der Küche kann gespart werden. Oelmann rät: "Beim Backen lieber darauf verzichten, den Ofen vorzuheizen. Die Restwärme im Ofen kann außerdem genutzen werden, um das Essen zu Ende zu garen." Dabei muss der Ofen nicht weiter laufen und verbraucht so keine zusätzliche Energie. Wer Wasser mit dem Wasserkocher erhitzen will, sollte auf die Füllmenge achten. So muss laut Oelmann nicht jedes Mal der volle Kocher erhitzt werden. Es spart Energie, nur die benötigte Menge Wasser zu erwärmen.

Das sind alles Tipps, die wir von unserer Oma vielleicht noch kennen, die wir im täglichen Leben aber so gar nicht mehr nutzten, weil wir es uns leisten konnten.

Annabel Oelmann, Vorständin Verbraucherzentrale Bremen
Annabel Oelmann, Chefin der Verbraucherzentrale Bremen

2 Lebensmittelkosten im Überblick behalten

Neben Energiekosten werden auch Lebensmittel teurer. Annabel Oelmann hat vor allem einen praktischen Tipp: "Einkaufen mit Zettel und nicht hungrig", sagt sie. "Das Schlimmste, was man im Leben machen kann, ist mit Hunger in den Supermarkt gehen, ohne dass man weiß, was man will." So gebe man am Ende deutlich mehr Geld aus, denn auch Dinge, die nicht unbedingt gebraucht werden, landeten so im Einkaufskorb.

Einen Deckel für Lebensmittelpreise hält die Verbraucherschützerin nicht für sinnvoll, denn die Kosten würden dann nur an anderer Stelle bezahlt werden müssen. Oelmann sieht dennoch die Politik in der Verantwortung. Vor allem Menschen, die Sozialleistungen bekommen und solche mit geringen Einkommen sieht Oelmann als gefährdet an.

Ich wünsche mir, dass Menschen, die Sozialleistungen bekommen und Menschen mit kleinen Einkommen, wirklich sinnvolle und gute Unterstützung bekommen.

Annabel Oelmann, Vorständin Verbraucherzentrale Bremen
Dr. Annabel Oelmann, Chefin der Verbraucherzentrale Bremen

3 Geld zur Seite legen oder Abschläge erhöhen?

Für viele Verbraucher sind die Energiekosten in diesem Jahr gestiegen und viele Menschen seien besorgt über die steigenden Preise, sagt Annabel Oelmann, aber vieles komme noch. "Die Preise, die wir jetzt gerade alle hören, diese Nachzahlungen sehen wir 2023 oder 2024", erklärt die Verbraucherschützerin. "Das heißt, es wird sich noch massiv in die Zukunft verlagern."

Jetzt selbst den Abschlag zu erhöhen, ist laut Oelmann nicht der richtige Weg, um großen Nachzahlungen zu vermeiden. Es sei besser, wenn möglich, Geld zur Seite zu legen und für Nachzahlungen zu sparen. "Ich weiß nicht, welcher Energieversorger den Winter wie übersteht", erklärt Oelmann, "ich würde selber Geld beiseitelegen, auf einem Tagesgeldkonto, damit ich es für Nachzahlungen habe." Vorauszahlungen würden bei der Insolvenz eines Energieversorgers für den Kunden verloren gehen.

4 Neue Abschläge prüfen

Die Preissteigerungen können für Verbraucher höhere monatliche Abschläge bedeuten. "Ich habe gerade einen Fall gesehen, da wurde der monatliche Abschlag von 120 Euro auf mehr als 800 Euro erhöht." Für das Renter-Ehepaar sei das nicht zu stemmen. Dabei könne auch die Verbaucherzentrale nur begrenzt helfen, sagt Oelmann, man könne ansetzen, wo es noch ein bisschen zu sparen gibt, beim Verbrauch oder dem Budget. So lässt sich vielleicht noch ein kleiner Puffer finden. "Aber bei 800 Euro, das ist für kaum jemanden zu stemmen, da sind die Grenzen erreicht. Da muss man aber auch ganz klar prüfen, ist das richtig?", sagt Oelmann.

In diesem Fall sei der Abschlag deutlich zu hoch gewesen. Durch die steigenden Kosten wäre ein neuer Abschlag von 400 Euro richtig gewesen. Weitere 400 Euro hätte der Energieversorger als Sicherheitsabschlag aufgeschlagen. "Man weiß ja nicht im Winter, wer wird alles zahlen und wer nicht", erklärt die Verbraucherschützerin die Sicht des Energieversorgers. Hier sei es wichtig, um Hilfe zu bitten und sich Rat zu suchen, sagt Oelmann.

5 Rechtzeitig Hilfe suchen

Die Verbraucherzentrale Bremen berät in Fragen zum Verbraucherrecht und auch im Themengebiet Versicherung, Energie, Geldanlage und Altersvorsorge. Es sei wichtig, Probleme auszusprechen und um Hilfe zu bitten, rät Oelmann, viele Menschen würden schon daran scheitern. "Das Wichtigste ist oft erstmal zuhören, wirklich erstmal zuhören, da sein, die Ängste teilen. Den wichtigsten Schritt, Aussprechen und um Hilfe bitten haben die Leute dann ja schon gemacht."

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Dieses Thema im Programm: 3nach9, 2. September 2022, 22:30 Uhr