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Letzter Tag mit Tankrabatt – wie stark steigen die Bremer Spritpreise?

Ende des 9-Euro-Tickets spaltet Radio Bremen Meinungsmelder

Bild: dpa | Sven Simon/Frank Hoermann

Autofahren wird wieder teurer. Denn der Tankrabatt fällt weg. Unklar ist, wie viel von dem Rabatt wirklich bei den Bremern angekommen ist – und wie teuer es jetzt wird.

Mit dem August endet nicht nur die Zeit des 9-Euro-Tickets im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), sondern auch die des Tankrabatts. Das heißt: Das Zug-, Bus- und Bahnfahren sowie das Autofahren werden gleichzeitig wieder teurer. Zur Erinnerung: Für die Monate Juni, Juli und August hatte der Bund die Energiesteuer auf das europarechtlich vorgeschriebene Mindestmaß gesenkt, um auf diese Weise allzu hohe Spritpreise zu verhindern und Autofahrer zu entlasten.

Ab 1. September aber müssen die Mineralölkonzerne wieder die alten Energiesteuersätze zahlen – und damit rund 35 Cent pro Liter Benzin und 17 Cent pro Liter Diesel mehr als in den drei Monaten zuvor. In welcher Weise sie diese Mehrkosten an der Zapfsäule weitergeben werden, ist ungewiss. Das sollte man dazu wissen:

Wann genau wird das Tanken in welchem Maße teurer?

Das weiß bislang niemand. Herbert W. Rabl, Sprecher des Tankstellen-Interessenverbands, glaubt, dass man sich in dieser Frage auch innerhalb der Mineralölkonzerne noch nicht einig ist. Während Marketing-Experten dafür plädierten, die Preise nach und nach anzuheben, träten Betriebswirte in den Konzernen dafür ein, die Preise auf einen Schlag zum ersten September drastisch zu erhöhen. Illusionen, dass die Preise dauerhaft auf dem derzeitigen Niveau bleiben könnten, brauchten sich die Kundinnen und Kunden aber so oder so nicht zu machen, sagt Rabl: "Die Konzerne nehmen das Geld mit, wo sie können."

Das glaubt auch Hans-Joachim Rühlemann, Vorsitzender des Verbands des Garagen- und Tankstellengewerbes. Rühlemann geht davon aus, dass die Mineralölkonzerne die Preise in der Nacht vom 31. August auf den 1. September um 0 Uhr schlagartig um 35 Cent für einen Liter Benzin und um rund 17 Cent für einen Liter Diesel erhöhen werden – also um die gleiche Summe, die sie in den vergangenen drei Monaten beim Einkauf des Sprits einsparen konnten.

Alexander von Gersdorff, Sprecher des Wirtschaftsverbands Fuels and Energie, betont, dass es sich bei dem Tankrabatt um ein historisches Novum gehandelt habe, ebenso wie nun um den 1. September, zu dem der Rabatt wieder wegfallen wird. Die Mineralölgesellschaften hätten daher keine Erfahrung im Umgang mit Tankrabatten. Es sei allerdings damit zu rechnen, dass sie die Preise schnell anheben werden: "Das billige Benzin wird nicht lang an den Tankstellen vorhalten", so von Gersdorff. Er glaube allerdings noch aus seinem weiteren Grund, dass die Preise an den Tankstellen demnächst spürbar steigen werden: "Der Rohölpreis ist seit Anfang August von 92 Euro pro Barrel auf 99 Euro gestiegen." Das werde sich auch auf die Spritpreise in Deutschland auswirken.

Spritkosten in Deutschland seit Beginn des russischen Krieges in der Ukraine

Was hat der Tankrabatt gebracht?

Diese Frage lässt sich aus Sicht der Verbraucherzentrale Bremen kaum beantworten: "Wir wissen gar nicht, wie hoch die Spritpreise gewesen wären, wenn es den Tankrabatt nicht gegeben hätte", erklärt dazu Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen. Daher könne man auch nicht sagen, in welchem Umfang die Mineralölkonzerne den Tankrabatt letztlich an die Kunden weitergegeben hätten. Generell sei die Preisgestaltung durch die Mineralölfirmen für die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht transparent. Daher fordere die Verbraucherzentrale Bremen eine stärkere Aufsicht der Mineralölfirmen durch das Kartellamt.

Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, geht noch weiter als die Verbraucherzentrale: "Der Tankrabatt ist nur teilweise bei den Verbrauchern angekommen." Bei Benzin hätten Berechnungen des ADAC zeitweise eine Überhöhung der Preise im Vergleich zu den Rohöl- und Dollarnotierungen von mehr als 20 Cent je Liter ergeben. "Die Kraftstoffpreise waren bereits vor der Steuersenkung zum 1. Juni viel zu hoch, sie sind es aber auch während der Rabattaktion geblieben", so Linge. Wie die Verbraucherzentrale, so setze auch der ADAC große Hoffnungen auf eine Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes: "Ziel muss es sein, Licht ins Dunkel bei der Bewertung der Preise und Gewinne der Mineralölkonzerne zu bringen", sagt Linge.

Ungewiss ist, ob die Autofahrerinnen infolge des Tankrabatts mehr oder weniger mit ihrem Auto gefahren sind, als sie es ohne den Rabatt getan hätten. Denn der Vergleich zu den Vorjahren ist schwierig. So sagt Hans-Joachim Rühlemann vom Verband des Garagen- und Tankstellengewerbes, dass die Umsätze in der Zeit des Tankrabatts zwar geringer ausgefallen seien als in den Sommermonaten der beiden Vorjahre. Die Ursache dafür könne aber auch darin liegen, dass dieses Jahr mehr Autofahrer während der Ferien verreist gewesen seien als 2021 und 2020, als Corona das Reisen extrem erschwert habe.

Herbert W. Rabl, Sprecher des Tankstellen-Interessenverbands, gibt zudem zu bedenken, dass einige Autofahrerinnen und Autofahrer offenbar wegen des 9-Euro-Tickets etwas weniger mit dem Auto gefahren seien als sonst. Das gelte aber mehr für die Landbevölkerung als für jene in den Städten.

Ist jetzt mit Hamsterkäufen an den Tankstellen zu rechnen?

"Wir hoffen, dass sich die Leute vernünftig verhalten", sagt Hans-Joachim Rühlemann vom Verband des Garagen- und Tankstellengewerbes. Bislang zumindest sei es auch so gewesen. "Da kommt keiner mit zehn Kanistern oder so, um Benzin zu bunkern", sagt Rühlemann. Und das sei auch gut so: Zum einen, damit die Tankstellen keinen Ausverkauf erleben. Zum anderen, weil es sehr gefährlich sei, den leicht entzündlichen Treibstoff zu lagern.

Das sagt auch ADAC-Sprecher Nils Linge. Er verweist auf die Brandgefahr und die Gefahren für die Umwelt, die durch das Auslaufen von Kraftstoffen entstehen können – sowohl bei der Lagerung als auch beim Transport. "Ich hoffe, dass die Leute vernünftig sind und das lassen", so Linge. Die Versicherung ARAG weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man in Deutschland im Fahrzeug bis zu 60 Liter Benzin pro Kanister und maximal 240 Liter mitführen dürfe: "Vorausgesetzt, die Kanister entsprechen der gültigen DIN-Norm und sind luftdicht, fest verschließbar und bruchsicher." Die Kanister müssten so transportiert werden, dass sie nicht verrutschen, umkippen oder hin- und herrollen könnten.

ARAG teilt außerdem beispielhaft mit, dass man in Kleingaragen maximal 20 Liter Benzin und 200 Liter Dieselkraftstoff lagern dürfe und in den eigenen vier Wänden sogar nur einen Liter. "Dabei muss es sich jedoch um zugelassene Treibstoffe handeln, die in verschlossenen, bruchsicheren und nicht brennbaren Behältern aufbewahrt werden", so die Versicherung. Auch solle man vorab den Mietvertrag genau studieren, da es sich beim Lagern von Benzin eventuell um einen "vertragswidrigen Gebrauch der Mietsache" handeln könne.

Einmal abgesehen davon, dass der Tankrabatt wegfällt: Zu welcher Uhrzeit tankt man am günstigsten?

Der ADAC empfiehlt Autofahrerinnen und Autofahrern, möglichst zwischen 20 und 22 Uhr zu tanken. Denn dann ist das Tanken einer neuen Untersuchung des ADAC zufolge im Durchschnitt am günstigsten zwischen 7 und 8 Uhr morgens hingegen am teuersten. Die Preisdifferenz liege bei bis zu 12 Cent pro Liter Sprit, teilt der ADAC dazu mit.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 31. August 2022, 19.30 Uhr