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Strom weg, Chaos da? Wie Bremen auf einen Blackout vorbereitet ist

Die schwarze Skyline von Bremen ohne Lichter

Wie gut ist Bremen auf einen Blackout vorbereitet?

Bild: dpa | Sina Schuldt/Bearbeitung Radio Bremen

Ein Stromausfall legte jüngst Spanien und Portugal lahm. Wir erklären, wie sich Bremen für den Ernstfall wappnet – und welche Vorkehrungen jeder selbst treffen sollte.

Der Blackout in Spanien, Portugal und Südwestfrankreich ließ das öffentliche Leben Anfang vergangener Woche stillstehen: Ampeln fielen aus, Züge hielten abrupt, Aufzüge blieben stecken. Stundenlang waren Millionen Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Zwar war die Versorgung bald wieder nahezu hergestellt, doch die Ursache ist weiter unklar – und auch die Verunsicherung ist über die betroffenen Gebiete hinaus groß.

Wie realistisch ist ein flächendeckender Stromausfall in Deutschland und speziell in Bremen?

Ein derart umfangreicher Stromausfall, da sind sich Netz-Experten einig, ist in Deutschland nicht zu befürchten – und dementsprechend auch nicht in Bremen. "Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zählt die Stromversorgung in Deutschland europaweit zu den sichersten", teilt Karen Stroink, Sprecherin des Bremer Innenressort, auf Nachfrage von buten un binnen mit. Die Behörde ist dafür zuständig, die Menschen in Bremen vor und bei außergewöhnlichen Ereignissen zu schützen.

In Deutschland treten vergleichsweise selten Stromausfälle auf.

Karen Stroink, Sprecherin des Bremer Innenressort, auf Nachfrage von buten un binnen

Auch der Energieversorger SWB geht nicht davon aus, dass ein größerer Stromausfall in Bremen eintreten könnte. "Längere Ausfälle aufgrund fehlender Erzeugungsleistung sind hierzulande unwahrscheinlich", erklärt SWB-Sprecher Jean-Paul Berndt.

Wie ist das Stromnetz in Bremen abgesichert?

Das deutsche – und somit auch das bremische – Stromnetz ist redundant aufgebaut. Das bedeutet, sobald eine Leitung ausfällt, kann eine andere diese umgehend ersetzen. "Auch der Ausfall einer technischen Komponente oder einer Erzeugungseinheit führt nicht zu einem Stromausfall in einem größeren Netzgebiet", sagt SWB-Sprecher Berndt. Zwar komme es immer mal zu kurzen Versorgungsunterbrechungen, etwa wenn ein Baggerfahrer ein Kabel beschädigt oder eine technische Störung eintritt. Doch diese Fälle betreffen meist kleinere Gebiete und sind schnell wieder behoben.

Dabei wird die Wiederversorgung über andere Wege gewährleistet, bis die Ursache gefunden und der Schaden behoben wurde.

SWB-Sprecher Jean-Paul Berndt

Ist Bremen für den Fall der Fälle trotzdem auf einen Blackout vorbereitet?

Um für ein solches Szenario gewappnet zu sein, steht die im Bremer Innenressort angesiedelte Katastrophenschutzbehörde im ständigen Austausch mit dem Umweltressort und dem Netzbetreiber Wesernetz, betont Sprecherin Stroink. In den vergangenen Monaten seien zudem gezielt Investitionen getätigt worden, um auf flächendeckende Stromausfälle vorbereitet zu sein. "Unter anderem in Notstromversorgung, zusätzlichen Kommunikationswegen und der Ertüchtigung von Einsatzstandorten", erklärt Stroink.

Auch die SWB verweist auf den engen Austausch mit den Behörden. Zudem verfügen alle drei SWB-Gesellschaften – also Netzbetrieb, Erzeugung und Vertrieb – über sogenannte Notfallkonzepte, wie Sprecher Berndt erklärt. Details dazu möchte die SWB "aufgrund von Sicherheitsaspekten" aber nicht näher erläutern.

Hat Bremen einen Notfallplan in der Schublade?

Laut Innenressort verfügen Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz in Bremen über verschiedene "konzeptionelle Planungsgrundlagen, die je nach Lage und Szenario zur Anwendung kommen". Diese werden demnach fortlaufend angepasst und weiterentwickelt. Aktuell wird ebenso das Bremische Hilfeleistungsgesetz überarbeitet, womit künftig auch das Vorgehen nach "außergewöhnlichen Ereignissen" zentral koordiniert wird.

Dabei arbeiten verschiedene Ressorts und Einrichtungen zusammen, um Maßnahmen zu vereinheitlichen und fachübergreifend umzusetzen.

Karen Stroink, Sprecherin des Bremer Innenressort

Gibt es in Bremen genügend Notstromaggregate?

Ein Notstromaggregat ist ein Gerät, das auch ohne Anschluss an das Stromnetz elektrischen Strom erzeugen kann. Die benötigte Energie wird dabei etwa über Batterien oder den Einsatz von Diesel und Benzin erzeugt. Im Ernstfall wäre in Bremen die Versorgung zumindest für die wichtigsten öffentlichen Einrichtungen gesichert. "Die Katastrophenschutzbehörde und der Netzbetreiber achten darauf, die Staats- und Regierungsfunktionen aufrecht erhalten zu können", sagt Stroink.

Wäre im Ernstfall die Wasserversorgung sichergestellt?

Bei einem Stromausfall wäre auch die Trinkwasserversorgung betroffen. Denn viele Wasserpumpen – etwa in Wasserwerken oder mehrstöckigen Häusern – werden elektrisch betrieben. Ohne Strom käme also in den betroffenen Haushalten kein Wasser mehr aus den Hähnen oder Toilettenspülungen. Die SWB ist jedoch auf solche Fälle vorbereitet.

Die Wasserversorgung ist auch im Falle eines längeren Stromausfalls für mehrere Tage gewährleistet, da Bremen nicht nur über Zwischenwasserspeicher verfügt, sondern auch über eine separate Notfallstromversorgung.

SWB-Sprecher Jean-Paul Berndt

Wie sieht es mit dem Betrieb in den Krankenhäusern aus?

Gesetzlich sind Kliniken dazu verpflichtet, einen Not-Betrieb für 24 Stunden zu überbrücken. Ein größerer oder längerer Stromausfall stellt jedoch auch Krankenhäuser vor Herausforderungen. In Bremens Kliniken wäre aber in einem solchen Fall die Versorgung gesichert, sagt Karen Matiszick, Sprecherin der Gesundheit Nord (Geno).

In allen Krankenhäusern gibt es eine Notstromversorgung, sodass der Betrieb auch bei einem flächendeckenden Stromausfall in Bremen aufrecht erhalten werden könnte.

Geno-Sprecherin Karen Matiszick

Demnach verfügen alle Geno-Standorte über Notstromaggregate, die bei einem Ausfall der Stromversorgung anspringen würden. "Diese Notstromversorgung wird regelmäßig getestet", sagt Matiszick.

Und wie sieht es mit Treibstoff aus?

An Tankstellen laufen die Zapfsäulen mit Strom. Käme es zu einem Blackout, wäre die Versorgung unterbrochen. Auch in Bremen wäre dann der Nachschub mit Treibstoff gefährdet. "Derzeit ist davon auszugehen, dass Tankstellen punktuell oder bei einem langfristigen großflächigen Stromausfall nicht betrieben werden können", sagt Innenressort-Sprecherin Stroink. Die Kraftstoff-Versorgung von Katastrophenschutzeinheiten sowie von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sei hingegen auch im Ernstfall sichergestellt.

Wie kann man sich auf einen größeren Stromausfall vorbereiten?

Ein umfassender Blackout würde jeden Haushalt massiv betreffen: Heizungen und Licht würden ausfallen, das Mobilfunknetz und das Internet wären unterbrochen. Das Innenressort rät für solche Fälle dazu, sich einen Holzvorrat für Öfen und Kamine oder eine alternative Heizquelle zu besorgen. Dazu zählen etwa Petroleumöfen und Gasheizer.

 Eine junge Frau sitzt, umgeben von zahlreichen Kerzen und Teelichtern, am 29.01.2020 in einer Wohnung in Wittenberge auf Grund eines Stromausfalls im Dunkeln und hoert Radio (gestellte Szene).
Fällt der Strom aus, helfen Kerzen und batteriebetriebene Lampen. Bild: dpa | Christin Klose

Als stromloser Ersatz für Lichtquellen bieten sich laut Ressort batteriebetriebene Taschen-, Camping- oder Outdoorlampen sowie Kerzen an. Weil bei einem Stromausfall auch Geldautomaten und Kartenlesegeräte ausfallen, wäre Bargeld bei einem solchen Szenario das einzig funktionierende Zahlungsmittel. Stets einen kleinen Vorrat an Scheinen und Münzen im Haus zu haben, ist also auf jeden Fall ratsam.

Wie sollte man sich allgemein auf Notfälle vorbereiten?

Das Innenressort empfiehlt, generell einen Vorrat an Getränken und Lebensmitteln sowie Wasser anzulegen. Dieser sollte mindestens drei Tage ausreichen. Bei den Lebensmitteln sollte zudem darauf geachtet werden, dass diese langfristig haltbar sind.

Auch sollte man die Akkus an Elektrogeräten und Zusatz-Akkus wie Powerbanks regelmäßig aufladen. Sich für den Notfall ein Batterie-Radio oder Kurbelradio zuzulegen, ist ebenfalls sinnvoll, um über Mitteilungen und Anweisungen der Behörden auf dem Laufenden zu bleiben.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 30. April 2025, 8:10 Uhr