Wie dieser Bremerhavener Arzt sein Heimatland Syrien unterstützen will

Der Ober-Arzt Mustafa Fahham aus Aleppo bei einem Treffen.

Wie dieser Bremerhavener Arzt sein Heimatland Syrien unterstützen will

Bild: Radio Bremen

Die Freude über den Sturz von Diktator Assad war groß – doch Syrien leidet unter dessen Folgen. Oberarzt Mustafa Fahham möchte beim Aufbau des Gesundheitssystems helfen.

Als im Dezember vergangenen Jahres der syrische Diktator Assad gestürzt wurde, feierten auch in Bremerhaven Menschen aus Syrien, durch die Stadt fuhren Autokorsos. Auch für den Arzt Mustafa Fahham aus Syrien war das ein glücklicher Tag. 2014 war er nach Bremerhaven gekommen. Mittlerweile hat er sich hier ein neues Leben aufgebaut, ist Oberarzt im Bremerhavener Klinikum Reinkenheide – und will nun alles tun, um in der Heimat beim Wiederaufbau des Gesundheitssystems zu helfen, von Deutschland aus.

Nach zwölf Jahren zurück nach Syrien

Seit fast zwölf Jahren war Mustafa Fahham nicht in seiner Heimat in Syrien. Jetzt konnte er zum ersten Mal wieder hinfahren. "Das Gefühl kann man nicht in Worte greifen. Ich bin aufgewachsen in einem Syrien mit Assad und jetzt, zum ersten Mal, erlebe ich mein Land ohne diesen Menschen, diesen grausamen Menschen. Und ich erlebe auch mein Land in einer hoffnungsvolleren Phase. Also, das ist Neuanfang für mich."

Trotz aller Hoffnung und trotz aller Aufbruchstimmung: Das syrische Gesundheitssystem liegt nach den Assad-Jahren am Boden. Zwar habe er das erwartet, erzählt Mustafa Fahham, aber es vor Ort zu sehen, sei heftig. Es fehle an allen Ecken und Enden – von der Spritze bis zum OP-Saal. Die Menschen warteten zum Teil monatelang auf eine Operation, sogar für verhältnismäßig kleine Eingriffe: "Wenn zum Beispiel ein Patient eine Operation braucht, dann muss der alles kaufen – sogar die Spritzen, sogar die. Alles besorgen und dann zur Operation kommen."

Verein zur Unterstützung des syrischen Gesundheitssystems

Deswegen hat Mustafa Fahham einen Verein mitgegründet, um seinem Land zu helfen: die "Syrisch-Deutsche Medizinische Assoziation". Die syrischen Ärzte und Ärztinnen in Deutschland sind gut vernetzt. Im Februar warben sie in Berlin bei Regierungsvertretern und -vertreterinnen und NGO um Unterstützung. Mustafa Fahham reiste als Teil einer Delegation des Vereins kürzlich nach Syrien, um dringend notwendige Operationen anzubieten. Material und Ausrüstung hatten sie vorausgeschickt – und brachten außerdem noch so viel im Flugzeug mit, wie sie tragen konnten:

Ich musste zum Beispiel viele Spritzen und viele Stents auch noch im Gepäck haben. Die habe ich also selber und durch Krankenhäuser, die das gespendet haben, besorgt und mitgenommen – im Gepäck. Wir waren 85 Ärzte und wir haben alle im Gepäck medizinische Geräte mitgenommen.

Mustafa Fahham

Gehen oder bleiben?

Mustafa Fahham ist 34 Jahre alt und inzwischen Oberarzt für Nierenheilkunde am Bremerhavener Klinikum Reinkenheide. Bevor er nach Deutschland kam, hat er in Syrien Medizin studiert und in der Uniklinik von Aleppo gearbeitet. Mittlerweile hat er einen deutschen Pass und zwei Kinder, drei und acht Jahre alt. Sie waren bis zum Besuch jetzt noch nie in Syrien – dort zu leben, wäre für sie in der jetzigen Lage wohl nicht einfach.

Die Frage "Gehen oder bleiben?" werde ihm oft gestellt. Er will seine beiden Heimatländer im Blick behalten, antwortet Mustafa Fahham dann, und in beiden seinen Beitrag leisten. Rund zehntausend gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte aus Syrien gebe es mittlerweile in Deutschland. Wenn sie alle gleichzeitig zurückgingen, würde das deutsche Gesundheitssystem vor Probleme stehen.

Wir hoffen, dass uns das ermöglicht wird: in Syrien zu helfen, ohne Deutschland zu verlassen.

Mustafa Fahham

Dabei könnte der Verein, die "Syrisch-Deutsche Medizinische Assoziation", helfen. Mustafa Fahham sieht die Schwierigkeiten beim Wiederaufbau eines funktionierenden Gesundheitssystems in Syrien. Fünf bis zehn Jahre wird das wohl dauern, schätzt er. Wenn sich alle anstrengen, könne es schneller gehen. Jeder Tag zähle. Unterstützung wünscht er sich vom Bund und von Hilfsorganisationen.

Alle können helfen. Jeder, der dafür Interesse hat.

Mustafa Fahham
  • Dieser Arzt will von Bremerhaven aus syrische Kliniken unterstützen

    Viele Ärzte mit syrischen Wurzeln wollen helfen, das Gesundheitssystem in ihrer Heimat wieder aufzubauen – auch Mustafa Fahham aus Bremerhaven.

Autorin

  • Catharina Spethmann
    Catharina Spethmann

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 2. Mai 2025, 16:20 Uhr