Biotonne für Bremerhaven? Bürgerrat soll darüber beraten

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Biotonne für Bremerhaven? Bürgerrat soll darüber beraten

Bild: Imago | imagebroker

Wer in Bremerhaven Bananen- oder Eierschalen wegwerfen will, hat dafür keine Tonne zur Verfügung. Das könnte sich bald ändern. Denn Umweltschützer üben Kritik.

Mülltrennung ist eines der liebsten Hobbys der Deutschen. Und manchmal ist es auch vertrackt. Dass Pizza-Kartons wegen der Essensreste in den Restmüll gehören, ist beispielsweise nicht jedem bewusst. Eier- oder Bananenschalen hingegen sind ein klarer Fall für die Biotonne. Außer, man lebt in Bremerhaven. Dort gibt es die braune Tonne nicht. Hier kommen die Eierschalen auf den eigenen Komposthaufen oder in den Restmüll.

Eine Bananenschale wird in einen Mülleimer geworfen
In Bremen gibt es sie, in Bremerhaven nicht: die brauen Tonne. Bild: dpa | Bildagentur-online/Joko

Doch warum gibt es in Bremerhaven eigentlich keine Biotonne? Rechtlich sind Kommunen schon seit 2015 zu einer getrennten Sammlung von Biomüll verpflichtet. Wie das passiert, ob mit oder ohne Biotonne, schreibt das Gesetz nicht vor. Bremerhavens Stadtpolitik entschied sich vor zehn Jahren gegen die braune Tonne.

Kein Platz, zu teure Gebühren, klimaschädlich

Doch warum sperrt man sich hier, während sie vielerorts längst normal ist? Markus Kamps von der der Entsorgungsfirma EBB ruft einige der Gründe in Erinnerung: "Ein Argument war das Platzangebot, gerade in den Mehrfamilienhäusern", sagt er. Die Einführung einer Biotonne hätte auch eine Erhöhung der Gebührenlast bedeutet. "Dann gab es auch klimapolitische Fragestellungen", sagt Kamps. "Der Bioabfall konnte seinerzeit und derzeit auch nicht vor Ort weiter behandelt werden und hätte dann forttransportiert werden müssen."

Ein Gutachten kam damals zu dem Schluss: Eine Verarbeitung des Biomülls zu Biogas würde – gegenüber der Verbrennung – nur wenig Kohlendioxid einsparen und zugleich mehr kosten. Damit war die Sache damals entschieden.

Biomüll landet in der schwarzen Tonne

Deshalb landet der Biomüll in Bremerhaven weiter in der schwarzen Tonne. Und die Müllabfuhr bringt beides zum Müllheizkraftwerk. Dort wird der Abfall verbrannt. Dabei entstehen Strom und Fernwärme.

Doch Biomüll könnte viel besser verwertet werden, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. "Die Verbrennung von nassem, feuchten Biobfall ist kompletter Unsinn", sagt er.

Der Brennwert von diesem nassen Biomüll ist viel zu gering.

Thomas Fischer, Deutsche Umwelthilfe

Kurzum, die Energierückgewinnung sei nicht effizient. Viel effizienter wäre es der Umwelthilfe zufolge, Biomüll in einer Biogasanlage zu vergären. Die Gärreste könnten außerdem als Dünger genutzt werden.

Bremerhaven will Umgang mit Bioabfall überprüfen

Wohl auch wegen der Kritik von Umweltverbänden soll jetzt – zehn Jahre später – der Umgang mit Bioabfall in Bremerhaven überprüft werden. So steht es im neuen Abfallkonzept. Die Stadtregierung will für die Frage sogar einen Bürgerrat einberufen, erklärt Stadtrat Hans-Werner Busch von der SPD.

"Die Frage der Einführung einer Biotonne hat natürlich sofort Auswirkungen auf die breite Öffentlichkeit", sagt er.

Nach Testphase oder Überprüfung sollen Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden, ob wir das machen wollen oder nicht.

Stadtrat Hans-Werner Busch (SPD)

36 zufällig ausgeloste Menschen sollen daher nun über die Einführung einer Biotonne beraten. Auf die Frage, wie Bremerhaven mit dem Biomüll umgeht, dürfte bald eine spannende Diskussion folgen.

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Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 21. Januar 2023, 12:20 Uhr