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So geht Bremen gegen den Medikamenten-Mangel vor

Mitarbeitende einer Apotheke in weißen Kitteln

Bremer Apotheker: Bestände sind "sehr mau", aber Besserung erwartet

Bild: dpa | Jochen Tack

Viele Antibiotika sind momentan nicht verfügbar. Gleichzeitig geht bei Bremer Kindern eine Scharlach-Welle um. Doch die angespannte Lage dürfte sich bald bessern.

Erst Fiebersäfte, jetzt Antibiotika: Seit Monaten fehlen Medikamente in Deutschland und Bremen. Laut der Bremer Apothekerkammer sind gerade besonders viele Kinder in der Region an Scharlach erkrankt – nötige Antibiotika-Säfte sind in vielen Apotheken aber nicht verfügbar. Um gegen den Medikamenten-Mangel vorzugehen, hat Bremens Gesundheitssenatorin jetzt Maßnahmen angekündigt. Wir erklären, wann diese voraussichtlich ihre Wirkung zeigen und warum die Lage momentan so angespannt ist.

Was unternimmt die Politik gegen den Medikamenten-Mangel?

Das Bundesgesundheitsministerium hat den Versorgungsmangel bei antibiotika-haltigen Säften Anfang dieser Woche offiziell anerkannt. Dadurch hat das Bremer Gesundheitsressort mehr Entscheidungsfreiheit. Dazu hat Senatorin Claudia Bernhard (Linke) bereits eine Allgemeinverfügung auf den Weg gebracht, die es erlaubt, Antibiotika-Säfte aus dem Ausland zu importieren.

Aus Sicht der Bremer Apothekerkammer ist das ein wichtiger Schritt. Es sei nun möglich, Antibiotika in größeren Mengen aus dem Ausland zu bestellen, sagt Sebastian Köhler aus dem Vorstand der Apothekerkammer. Bislang hätten die Apotheken Antibiotika nur stückweise auf Einzelverordnung aus dem Ausland bestellen können. "Und dafür ist die Zeit jetzt einfach nicht für da", sagt Köhler, der die Horner Apotheke im Bremer Osten betreibt. Er hofft, dass die Importe aus dem europäischen Ausland "ein bisschen Entspannung in die Situation" bringen.

Warum ist die Lage in Bremen gerade so angespannt?

Laut dem Apotheker gibt es im Land Bremen aktuell besonders viele Infektionen mit der Kinderkrankheit Scharlach. "Wir haben eine extreme Scharlach-Welle, die so in der Form selten ist", sagte Köhler. In der Folge hätten viele Ärztinnen und Ärzte Kindern Antibiotika verschrieben, denn die Krankheit ist dem Experten zufolge nicht ohne Antibiotika zu behandeln.

Wie gut können die Apotheker die Situation gerade noch abfedern?

"Es ist ein bisschen Hangeln von Tag zu Tag", sagt der Experte. Bis die importierten Antibiotika-Säfte aus dem Ausland in Bremen ankommen, könnte es noch zehn bis 14 Tage dauern.

Die Apotheken in Bremen setzten sich aber dafür ein, die Versorgungslage trotz des Medikamentenengpasses zu sichern. "Wir haben eine gute Kollegenschaft, die sich gegenseitig aushilft", sagt Köhler. Die Apotheker telefonierten miteinander, damit Patienten nicht selbst mit Rezepten von Apotheke zu Apotheke laufen müssten, um das Medikament zu bekommen. Außerdem frage die Apothekerkammer regelmäßig ab, wie die Bestände in den Apotheken sind – wobei, das gibt Köhler zu, die Bestände "sehr mau" seien. In allen Apotheken Bremens gab es Anfang dieser Woche lediglich 16 Flaschen Penicillin-Saft für Kinder. "Damit können wir natürlich nicht weit kommen", so Köhler.

Erst waren Fiebersäfte für Kinder knapp, jetzt fehlen Antibiotika. Wie kann es überhaupt erst so weit kommen?

Darauf hat der Bremer Apotheker keine einfache Antwort. "Es gibt viele Spekulationen", sagt Köhler. Er hält es auch für möglich, dass gestiegene Kosten zu dem Medikamentenmangel geführt haben.

Medikamentenknappheit in Bremer Apotheken: Was sind die Folgen?

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 28. April 2023, 7:40 Uhr