Fieber, Schnupfen, Corona: Medikamente in Bremen und umzu sind knapp

Zum Start in die Erkältungssaison setzt sich ein Problem fort, dass vor allem vielen Eltern Sorgen macht: Medikamente sind schlecht bis gar nicht zu bekommen.

Anja Brörken arbeitet in einer Apotheke in Oldenburg. Derzeit kommen fast täglich Kundinnen und Kunden, denen sie nicht helfen kann. Die gewünschten Medikamente sind einfach nicht verfügbar.  

Das ist schon anstrengend. Die meisten Kunden sind entspannt aber einige sind auch hilflos – ich hatte heute eine Mutter hier, das Kind wurde geimpft. Ich konnte ihr nichts gegen Fieber mitgeben. Ich musste sie nach Hause schicken.

Anja Bröken, Apothekerin
Apothekerin sucht nach Medikamenten in der Apotheke.
Vizepräsident der Apothekerkammer zu den Lieferengpässen: "Wir finden immer eine Lösung, immer eine Alternative." Bild: Radio Bremen

Rund 250 Medikamente gelten im Moment als nicht lieferbar. Darunter sind Antibiotika, Antidepressiva, und Medikamente gegen hohen Blutdruck. Die Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol sind nicht in allen Formen zu haben. Gerade Säfte – wie sie vor allem bei Kinder verabreicht werden – sind knapp, heißt es aus vielen Apotheken und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Ein Mangel, der Menschen in ihrem Alltag trifft. So wie Fabian, dessen vierköpfige Familie sich mit Corona infiziert hatte.

Wir haben alle stark gefiebert. Die Kinder hatten über 40 Grad. Wir haben dann noch eine Flasche Fiebersaft bekommen, aber da sagte die Apotheke schon, das war die letzte. Und auch als wir am nächsten Tag noch etwas anderes holen wollten, da gab es das nicht mehr – auch nicht bei der Notdienstapotheke in Ritterhude.

Fabian, Vater
Eine Apothekerin zieht eine nahezu leere Schublade aus einem Medikamentenschrank heraus. (Bildmontage)
Eine Apothekerin zieht eine nahezu leere Schublade aus einem Medikamentenschrank heraus. Bild: Imago | Momentphoto/Robert Michael / Montage Radio Bremen

Was in Apotheken hierzulande verkauft wird, das kommt zumeist von weit her. Die Medikamente werden in Ländern mit möglichst geringen Produktionskosten hergestellt und kommen dann auf dem Schiffsweg zu uns nach Deutschland. Doch die globalen Lieferwege sind seit der Coronapandemie gestört. Immer wieder gibt es Verzögerungen, neue Lockdowns und Engpässe. Für die Kunden bedeutet es vor allem mehr Aufwand, um vielleicht doch noch an ihre Medikamente zu kommen. So wie Julia aus Bremen, die auf der Suche nach einem Schmerz-Saft für ihre einjährige Tochter wegen einer Mittelohrentzündung war.

Ich besorge das immer bei der Apotheke, einfach so, weil das ja frei verkäuflich ist. Aber da sagte man mir, dass ich jetzt ein Rezept vom Kinderarzt bräuchte – wegen der Engpässe. Das habe ich dann bekommen, der Saft war verfügbar. Aber irgendwie war das schon merkwürdig.

Julia, Mutter

Wenn auch das Rezept vom Kinderarzt nicht hilft, weil einfach nichts mehr da ist, bleibt nur: Andere Apotheken abklappern, ob die vielleicht noch was auf Vorrat haben. Oder auf andere Medikamente und Darreichungsformen ausweichen. Das ist für uns Erwachsene aber natürlich wesentlich leichter, als zum Beispiel bei kleinen Kindern.  

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Autor

  • Jan-Bastian Buck

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 18. Oktober 2022, 6:20 Uhr