21 Punkte für Werder: Das ist "sensationell" und schon die halbe Miete

Werder-Spieler um Bittencourt und Friedl stehen Arm in Arm nach dem Spiel vor der Fankurve und feiern ausgelassen den Sieg.

Füllkrug und Werder verschärfen Schalke-Krise

Bild: Imago | Nordphoto

Der 2:1-Sieg gegen Schalke war für die Bremer hart erkämpft. Dennoch konnte sich auch der sachliche Trainer Ole Werner richtig über Werders starke Zwischenbilanz freuen.

Nach dem Abpfiff am Samstagabend herrschte bei den Bremer Fans auf den Rängen des Weser-Stadions bierselige Stimmung. Die einen sangen "Fülle für Deutschland", die anderen stimmten auf dem Heimweg "Oh, wie ist das schön" an. Und der ein oder andere träumte sich dabei als Tabellensiebter mit nur einem Punkt Rückstand schon in den internationalen Wettbewerb.

Die Grün-Weiße Welt ist nach dem 2:1-Sieg über Schalke mal wieder rosarot. Ole Werner ist aber nun schon lange genug Trainer bei Werder, um verstanden zu haben, wie sie in Bremen so ticken. "Werder Bremen ist ein Verein, mit dem die ganze Stadt lebt. Im Erfolgsfall ist das Glas hier sehr voll. Wenn es mal nicht so läuft, ist schnell das Gefühl da, dass Zweifel aufkommen."

Werder-Coach Werner: "'Fülle' hat Schläge in den Rücken bekommen"

Bild: Radio Bremen

"Wer hätte das von einem Aufsteiger erwartet?"

Werner hat es mit seiner norddeutsch-nüchternen Art ohnehin nicht so mit großen emotionalen Ausschlägen in die eine oder andere Richtung. Für ihn liegt die Wahrheit eher in der Mitte und nach diesem Abend ist das Glas für Werner zumindest etwas mehr als halbvoll. Denn der Aufsteiger aus Bremen hat nach 13 Spieltagen schon die halbe Miete eingespielt, die zum Klassenerhalt reichen sollte.

21 Punkte sind zu diesem Zeitpunkt der Saison für uns sensationell – das ist eine überragende Leistung der Mannschaft.

Werder-Trainer Ole Werner

Und auch TV-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus musste die Leistung der Bremer in dieser Saison durchweg loben. "21 Punkte – wer hätte das erwartet von einem Aufsteiger, der kaum Veränderungen hatte?", fragte Matthäus bei Sky: "Da sieht man, was passieren kann, wenn man in Ruhe weiterarbeitet und das verfeinert, was in der 2. Liga funktioniert hat. Das ist Werders große Stärke – es ist eine Gemeinschaft, die funktioniert."

Weiser, Werders furioser Vorbereiter

Funktioniert hatte bei Werder gegen Schalke allerdings zunächst recht wenig. "Wir waren nicht an unserem Maximum, die Leistung war sicherlich ausbaufähig", analysierte Werner hinterher. Glück war auch ein wenig dabei gegen gebeutelte Schalker, die wohl ihre beste Saisonleistung ablieferten, sich aber nicht mit Punkten belohnten.

Denn Werder erarbeitete sich die Effektivität bei der Chancenverwertung – auch dank eines überragend aufgelegten Mitchell Weiser, der die beiden Treffer für Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch furios vorbereitete. "Ronaldinho" ist inzwischen Weisers neuer Spitzname und auch Werner lobte die "Super-Spielintelligenz" seines Schlüsselspielers, der "von 100 Entscheidungen im Spiel 97 richtige trifft".

"Es ist immer knüppelharte Arbeit für uns"

Das Duell der beiden Aufsteiger hat gezeigt, wie hoch Werders erkämpfte 21 Punkte einzuschätzen sind, doch auch wie zerbrechlich dieser Erfolg ist. Wie leicht hätten auch die Bremer jetzt nur mit sechs Punkten als Tabellenletzter dastehen können. Das ist Trainer Werner sehr bewusst. "Spiele wie heute zeigen, wie eng es ist", sagte er. Auch deshalb mahnt Werner stets zur Demut und zu harter Arbeit.

Wir müssen sachlich bleiben. Ein Spiel wie heute zeigt uns, dass es immer knüppelharte Arbeit für uns ist, Punkte zu holen. Wir werden gegen jeden Gegner Probleme kriegen, wenn wir nicht bei 100 Prozent sind.

Werder-Trainer Ole Werner

Doch Werders Zwischenbilanz ist sehr positiv, sie gibt den Bremern erst einmal etwas Luft, um in Ruhe weiterzuarbeiten. Werner kann in diesen Tagen weitaus freier arbeiten, als es die Schalker können. Werder hat gezeigt, dass man als Aufsteiger mithalten kann. Darauf ist man mit Recht stolz, doch sich darauf ausruhen ist nicht angesagt.

"Wir müssen weiterarbeiten, uns weiter entwickeln", sagt Werner: "Denn die 21 Punkte werden nicht reichen, um in der Bundesliga zu bleiben." Werders Glas ist eben doch noch nicht ganz voll.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 5. November 2022, 22 Uhr