Bittencourts Aussprache mit Werner: "Beide haben Fehler gemacht"

Ole Werner legt den Arm um Leonardo Bittencourts Schulter und redet auf ihn ein.

Werder atmet auf: Bremer gewinnen im Krisenduell 2:0 gegen Berlin

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Nach mehreren Wochen auf der Werder-Bank hat Leonardo Bittencourt seinen Stammplatz bei den Bremern zurück. Zuvor führte er ein klärendes Gespräch mit Coach Ole Werner.

Kaum ein anderer aktueller Werder-Spieler polarisiert bei den Werder-Fans so sehr wie Leonardo Bittencourt. Das eine Lager feiert den 29-Jährigen für seine Malocher-Mentalität. Auf dem Platz vermittelt er stets den Eindruck, sich voll für die Mannschaft reinzuhauen. Neben dem Platz hat er zudem fast immer einen guten Spruch auf den Lippen. Auch in der Werder-Doku "Ein Jahr zweite Liga" kam er sehr gut weg. Gerne glaubt man, dass dieser Typ in der Kabine ein echter Gewinn ist.

Nicolai Rapp und Leonardo Bittencourt laufen in Richtung Ersatzbank.
Stammplatz auf der Bank: Über mehrere Wochen war Leonardo Bittencourt bei Ole Werner nicht die erste Wahl. Bild: Imago | Nordphoto

Das andere Lager wiederum hält Bittencourt eher für einen "Schnacker". Für einen, bei dem Anspruch und Wirklichkeit oftmals weit auseinanderklaffen. Der auf dem Platz zwar gerne viel gestikuliert, aber mit seiner Leistung der Mannschaft nicht sonderlich hilft. Und der deshalb bei seinen öffentlichen Äußerungen vielleicht lieber etwas kleinere Brötchen backen sollte.

Nicht zufrieden war zeitweise auch Coach Ole Werner mit Bittencourt. Dessen klarer Anspruch ist es, bei Werder Stamm- und Führungsspieler zu sein. Werner setzte ihn aber über mehrere Wochen auf die Bank. Sechsmal in Serie musste der Mittelfeldspieler zu Spielbeginn zuschauen. Dreimal wurde er nicht einmal eingewechselt. "Ich war halt nicht zufrieden. Das hat man mir, glaube ich, angemerkt", berichtete Bittencourt nach dem 2:0-Sieg gegen Union Berlin.

Bei Bittencourt saß der Frust tief

Aus seinem Groll machte er zuvor tatsächlich keinen Hehl. Nachdem er beim Sieg gegen Mainz 05 eingewechselt wurde und das 3:0 erzielte, freute er sich nicht, sondern schaute lieber erstmal zornig in Richtung Ostkurve. Der Austausch mit Werner sorgte letztlich aber wieder für Besserung.

Wir haben uns zusammengesetzt und über gewisse Sachen gesprochen. Beide haben ein Stück weit Fehler gemacht. Wir sind zwei erwachsene Männer. Ich hatte nie ein Problem mit dem Trainer. Er hatte auch nie ein Problem mit mir.

Leonardo Bittencourt

Werner machte keinen Hehl daraus, dass Bittencourts Leistungen für ihn zu Beginn der Saison einfach nicht passten. "Dann muss man Entscheidungen treffen", betonte der Trainer. "Dies kann man dann vielleicht manchmal auf eine andere Art und Weise rüberbringen", schob er hinterher. Damit ließ Werner anklingen, dass die Kommunikation mit dem Spieler vielleicht besser hätte laufen können.

Werner setzt Bittencourt jetzt defensiver ein

Bittencourt ist sich sicher, dass er der Mannschaft hilft. Auch dann, wenn die Leistung vielleicht mal nicht die beste ist. "Ich weiß auch, dass ich nicht immer die allerbesten Spiele habe", räumte er ein. "Aber ich glaube, für die Mannschaft ist es ein Stück weit wichtig, einen Typen wie mich zu haben." Und mit einem breiten Grinsen schob er scherzhaft hinterher: "Ich will jetzt nicht sagen, dass wir die Spiele in Darmstadt und Heidenheim mit mir gewonnen hätten. Wobei: Beide verloren hätten wir, glaube ich, nicht. Das muss sich schon sagen."

Leonardo Bittencourt grätscht Berlins Brenden Aarsonson den Ball vom Fuß.
Neue Rolle: Leonardo Bittencourt muss sich nun mehr um die defensive Stabilität kümmern. Bild: Imago | Comsport

Mittlerweile setzt Werner wieder auf Bittencourt. Seit dem 0:1 in Dortmund steht er wieder in der Startelf. Allerdings in einer defensiveren Rolle. Eher auf der Sechs als Verstärkung für Jens Stage, damit die Bremer das Zentrum dicht bekommen. Der Fokus liegt nun vor allem auf Ballgewinnen. "Jetzt heißt es weitermachen", betonte Bittencourt. "Da sind ein paar Jungs auf der Bank, die auch Bock haben. Es geht nur über Leistung."

Werner mag die extrovertierten Typen im Team

Seinen Trainer hat er vorerst wieder überzeugt. "In der Verfassung der letzten beiden Spiele ist er einfach für uns nach wie vor ein sehr wichtiger Spieler", lobte Werner. Ohnehin habe er seit dem ersten Tag ein gutes Verhältnis zu Bittencourt gehabt. Dieser gehört definitiv zu den extrovertierten Charakteren im Kader. Gerade dies gefällt seinem Coach jedoch.

Damit arbeite ich grundsätzlich sehr gerne zusammen. Als Trainer kriegt man da in der Regel ein sehr ehrliches Feedback. Das ist grundsätzlich der Weg, der mir immer am besten gefällt. Ehrlich und direkt sein.

Ole Werner

Weil Werner wisse, wie man mit ebenjenen extrovertierten Typen umgehen muss, würden laut Werner an der Weser eben gewisse Spieler auch ihre Leistung bringen können. Dies gilt derzeit auch für Bittencourt, der der Zeit mittlerweile auch etwas Positives abgewinnen kann. "Manchmal ist so eine Denkpause auch für den Spieler ganz gut. Vielleicht hat es mir geholfen. Wer weiß."

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 28. Oktober 2023, 18 Uhr