Ohne Heizung, Licht und Strom: Grün-Gold trotzdem heiß auf Tanz-DM

GGC-Coach Albanese vor Bremer Tanz-DM: "Bringen die Halle zum Kochen"

Bild: Radio Bremen

Die Trainings-Bedingungen der Bremer Lateinformation vor der DM am Samstag waren alles andere als weltmeisterlich. Dennoch trotzte das Albanese-Team den Widrigkeiten.

Die Freude war groß bei bei den Tänzerinnen und Tänzern des Grün-Gold-Clubs, als sie am Mittwochabend ihre Trainingshalle in der Delfter Straße im Bremer Stadtteil Huchting betraten.

"Heute sind hier drin mal keine Minusgrade", meinte auch Trainer Roberto Albanese, "meistens können wir unseren eigenen Atem sehen."

Kalt genug war es trotzdem. Bei den Bedingungen, unter denen sich die Bremer Lateinformation auf die Deutsche Meisterschaft am kommenden Samstag vorbereiten muss, bleibt eben nur noch Sarkasmus. Die Halle ist völlig marode, das ist nichts Neues.

"Alles ganz normal in Bremen"

Blick auf die marode Decke mit Wasserflecken und abblätternder Farbe in der Sporthalle in der Delfter Straße.
Wasserflecken und herunterhängende Deckenverkleidung: In der Sporthalle Delfter Straße regnet es mitunter rein. Bild: Radio Bremen

Durch Bauarbeiten auf dem Gelände sind nun aber auch noch Strom und Heizung immer wieder abgestellt. "Licht müssen wir uns selbst mitbringen, manchmal stellen wir uns einen kleinen Heizlüfter hin, damit sich die Tänzer ihre Hände aufwärmen können", erzählte Albanese und schob ernüchtert hinzu: "Alles ganz normal in Bremen."

Der Frust ist verständlich bei jener Lateinformation, die gerade zum 12. Mal furios Weltmeister geworden ist. Denn ihre Trainingsbedingungen sind nicht mal Kreisklasse. Dass sie für ihre Titel keinen Cent Preisgeld bekommen und jede Menge Engagement und Leidenschaft – neben ihrem Hauptberuf – in ihren Sport stecken müssen, damit leben die Tänzerinnen und Tänzer von jeher. Doch ein bisschen mehr Wertschätzung von Seiten der Verantwortlichen in Bremen würden sie sich schon wünschen.

Wer ist für marode Sporthallen zuständig?

Training der Lateinformation des Bremer Grün-Gold-Clubs mit der Choreografie "Emozioni".
Für ein Tanztraining auf Parkett-Boden muss Grün-Gold-Coach Albanese seinen eigenen Boden mitbringen. So wird normalerweise auf PVC trainiert. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Bremens Sportsenatorin Anja Stahmann preist im Programmheft der Tanz-DM im Grußwort zwar gerne den "Spitzensport auf höchstem Niveau im stilvollen Ambiente der ÖVB-Arena" an. Die Senatorin hat aber offenbar kein Problem damit, dass die Weltmeister in einer Bruchbude trainieren müssen. Denn argumentiert wird stets nur mit der fehlenden Zuständigkeit.

Für die Einteilung der Hallen sei der Landessportbund zuständig, heißt es auf Nachfrage aus dem Sportressort. Der LSB verweist postwendend auf die Sportsenatorin zurück – doch für die Schulsporthallen wie die Delfter Straße ist wiederum das Bildungsressort zuständig. Fazit: Man hängt im Zuständigkeitsgeplänkel fest. Und das Aushängeschild des Bremer Spitzensports lässt man buchstäblich im Regen stehen – wenn es in die Halle mal wieder reinregnet.

Albanese ist es nach 30 Jahren im Tanzsport-Geschäft leid, sich mit der Bremer Politik auseinander zu setzen. Er konzentriert sich lieber auf das, was er beeinflussen kann: den sportlichen Erfolg seiner Lateinformation. In diesem Jahr lag die vorgezogene WM erstmals vor der Deutschen Meisterschaft. Unter hohem Zeitdruck hatten sich die Bremer vorbereitet und waren im Oktober dennoch mit über zwei Punkten Vorsprung Weltmeister geworden.

"Wir sind selbst unser größter Konkurrent"

Grün-Gold-Trainer Roberto Albanese beim Interview in der Trainingshalle.
Trainer Roberto Albanese hat nach der WM mit seinem Team weiteren Feinschliff an der Choreo "Emozioni 2022" betrieben. Bild: Radio Bremen

Doch der Perfektionist Albanese hatte einiges entdeckt, "was bei der WM noch nicht gut geklappt hatte", sagte er. Das wurde in den vergangenen vier Wochen nun mit harter Arbeit und noch härteren Trainingsbedingungen ausgemerzt. "Wir haben Stabilität, Ausdauer und Genauigkeit reingekriegt", sagte der Coach, "die Sicherheit der Mannschaft ist jetzt viel viel höher."

Mit der Hochgeschindigkeits-Choreografie "Emozioni 2022", die mit Höchstschwierigkeiten und rasanten 53 Bildwechseln gespickt ist, ist der Grün-Gold-Club am Samstag haushoher Favorit auf seinen 17. Deutschen-Meister-Titel.

Das Team ist sehr gut drauf. Seit der Weltmeisterschaft ist nochmal ein guter Ruck durch die Mannschaft gegangen. Wir sind selbst unser größter Konkurrent.

GGC-Coach Roberto Albanese im Sportblitz

Dass die Deutsche Meisterschaft in der Bremer Stadthalle ein Heimspiel vor begeistertem Publikum sein wird, ist ein zusätzlicher Ansporn für Grün-Gold. Und zumindest diese Halle hat dann das von Senatorin Stahmann angepriesene "stilvolle Ambiente" und dürfte wohl ausreichend geheizt sein. Albanese und sein Team haben sich dennoch vorgenommen: "Wir werden alles dran setzen, die Halle zum Kochen zu bringen."

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 11. November 2022, 18:06 Uhr