Nerven-Krimi, Pizza und Happy End: Werderanerinnen bleiben erstklassig

Werders Frauen sichern die Klasse auf der Couch

Bild: Imago | Foto2Press

Die Bremer Fußballerinnen konnten nur zuschauen, auf Wolfsburger Schützenhilfe hoffen und sind bei diesem Abstiegskrimi "fast wahnsinnig geworden". Doch alles ging gut.

Am Sonntag wurde ein echter Thriller im Stadion Platz 11 geboten – und dabei spielten Werders Fußballerinnen gar nicht. Das Stadion war leer. Aber die Spielerinnen von Trainer Thomas Horsch hatten sich allesamt vor dem Mediencontainer versammelt, mit Pizza und Getränken und schauten gebannt der Konkurrenz in Essen und Meppen zu.

Ein echter Nervenkrimi um den Verbleib in der Bundesliga war im Gange. Die Werderanerinnen mittendrin und doch nicht aktiv dabei. Sie hofften auf Schützenhilfe der starken Wolfsburgerinnen – doch die wollte zunächst einfach nicht klappen.

Wir sind ja fast wahnsinnig geworden. In Essen fiel kein Tor, dann geht Meppen zwei Mal sensationell gegen Wolfsburg in Führung und in der Nachspielzeit drehte das Spiel – mehr geht ja kaum.

Werder-Trainer Thomas Horsch im Sportblitz

"Wie beim WM-Titel beim Public Viewing"

Erst in der 94. Minute erlöste das Tor zum 3:2-Sieg von Wolfsburgs Starspielerin Alexandra Popp die Bremerinnen – die Werderanerinnen spielen auch in der kommenden Saison in der Bundesliga mit.

"Das war Ekstase, pure Erleichterung", beschreibt Trainer Thomas Horsch die Szenen, "das war wie beim WM-Titel beim Public Viewing." Es wurde getanzt, gejubelt und sich gegenseitig geherzt. Der Klassenerhalt wurde den Bremerinnen also nicht vom Sofa aus, sondern von der Hochsprungmatte auf Platz 11 aus beschert.

Am 10. Spieltag war Werder noch sieglos

Die Feier ging noch bis ein Uhr morgens, zumindest ging Horsch dann nach Hause. "Wann genau Ende war, weiß ich gar nicht." Doch die ausgelassene Party hatten sich die Werderanerinnen verdient, denn selbstverständlich war es nicht, dass sie weiterhin erstklassig spielen.

Noch am zehnten Spieltag standen die Bremerinnen mit vier Punkten und null Siegen da, die Aussichten waren mehr als trübe. Doch Horsch sagt: "Ich habe immer an die Mannschaft geglaubt." Und so motivierte er sie nach eben jenem tristen 10. Spieltag in Hoffenheim mit einer Ansprache: "Als wir danach im Kreis zusammenstanden, habe ich gesagt: 'Ich kann es euch nicht versprechen, dass wir in der Liga bleiben – aber ich bin sehr guter Hoffnung, dass dieses Engagement belohnt wird.'"

Änderungen zur neuen Saison

Horsch sollte Recht behalten. Das neue Jahr brachte neuen Schwung und endlich auch Siege. Immerhin fünf holten die Bremerinnen aus zehn Spielen, auf einmal lief es. Und plötzlich verließen sie sogar die direkten Abstiegsränge.

Wir haben die Ruhe behalten. Ich hab immer gesagt, wir müssen nicht gewinnen, aber wir wollen gewinnen. Und mit diesem Motto sind wir in der Rückserie durchmarschiert.

Werder-Trainer Thomas Horsch im Sportblitz

In der neuen Saison wird sich manches ändern, allerdings nicht personell. Nur Torhüterin Anneke Borbe verlässt Werder, alle übrigen Leistungsträgerinnen kann der Verein halten. Doch endlich soll sich an den Bedingungen für die Werderanerinnen etwas ändern: Sie bekommen einen eigenen Trikot-Sponsor, zudem werden die Trainingszeiten auf den Nachmittag verlegt und die Mannschaft bekommt eine Kabine auf Platz 11. "Die Rahmenbedingungen bessern sich etwas", sagt Horsch. Im Vergleich zu Top-Teams wie Wolfsburg und Bayern München ist bei Werder trotzdem noch sehr viel Luft nach oben.

Mehr zum Frauen-Fußball:

Autorin

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 22. Mai 2023, 18:06 Uhr