Vor dem Kita-Gipfel: Das sind die größten 3 Baustellen in Bremer Kitas

Eine Erzieherin nimmt in einer Kita Spielzeug aus einem Regal, während ihr ein Junge zuschaut.
Erzieherinnen haben nur selten Zeit, sich mit nur einem Kind zu beschäftigen. Der Alltag in den Kitas ist von Stress und Personalmangel geprägt. Bild: dpa | Swen Pförtner

Zum zweiten Mal wird beim Bremer Kita-Gipfel über die Probleme bei der Kinderbetreuung diskutiert. Gerade Eltern und Kita-Personal hoffen auf schnelle Lösungen.

Wie schon bei der ersten Ausgabe vor gut einem Jahr kommen beim zweiten Bremer Kita-Gipfel wieder Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften zusammen, um mit Eltern und Kita-Personal über die Kinderbetreuung zu diskutieren. Es dürfte vor allem um die drei größten Probleme für Kitas in Bremen gehen.

1 Fachkräftemangel

Seit Jahren fehlen in den Kitas genug Erzieherinnen und Erzieher, um alle Kinder zu betreuen, die eine Kita besuchen sollen. Das war auch der Hauptgrund dafür, dass im Herbst in Bremen knapp 1.400 Kita-Plätze fehlten. Denn obwohl die Bildungsbehörde in den vergangenen Jahren eine massive Ausbauoffensive gestartet hat, können einige neu gebaute Kitas wegen des Fachkräftemangels gar nicht öffnen.

Aus Sicht der Personalvertreter in den Kitas ist klar: Der Erzieherinnen-Beruf ist schlichtweg nicht attraktiv genug. Die hohe Arbeitsbelastung, die fehlende Wertschätzung und die geringe Bezahlung sind die Hauptprobleme. Auch die Ausbildung bleibt ein schwieriges Thema, weil sie mitunter nicht bezahlt wird. Gewerkschaften fordern deshalb vor dem Kita-Gipfel eine bessere Bedarfsplanung für das Personal, bessere Ausbildung und mehr Geld für Kitas vom Bremer Senat.

Die Behörde will jetzt Abhilfe schaffen: Zum einen setzt sie inzwischen auf Fachpersonal aus dem Ausland, um die Lücken zu stopfen. Laut Bildungsressort konnten in den vergangenen Jahren 166 Erzieherinnen und Erzieher aus Spanien angeworben werden. Sie werden in Bremen für zunächst 15 Monate qualifiziert und bekommen Sprachunterricht. Zum anderen will Bildungssenatorin Aulepp künftig auf ein "B-und-B-Modell" setzen. Gemeint ist damit "Bildungszeit und Betreuungszeit" in den Kitas: Während die Bildungszeit von pädagogischem Fachpersonal betreut werden soll, sollen in den Randzeiten oder zu simplen Betreuungszeiten auch Nicht-Fachkräfte eingesetzt werden. Das Modell gibt es schon im Saarland, unter Fachleuten ist es umstritten.

Seit einigen Jahren gibt es in Bremen außerdem die praxisintegrierte Ausbildung, genannt "Pia". Normalerweise besuchen angehende Erzieherinnen und Erzieher zwei Jahre lang eine Fachschule und machen dann ein – oft unbezahltes – Anerkennungsjahr. Bei "Pia" laufen Theorie und Praxis parallel, und die Teilnehmenden bekommen eine Ausbildungsvergütung. Allerdings sind die Plätze begrenzt, das Programm soll aber weiter ausgebaut werden.

2 Sprachförderung

Die Anforderungen an das Kita-Personal werden immer höher, weil sich die Probleme in den Kitas immer mehr verschärfen. Eines der größten Probleme sind die Sprachdefizite der Kita-Kinder. Anfang des Jahres ergab eine Studie des Bremer Instituts für Qualitätssicherung, dass die Hälfte der Bremer Vorschulkinder schlecht Deutsch spricht und Sprachförderung braucht. Besonders hoch ist die Quote in Gröpelingen, wo drei Viertel der angehenden Erstklässler Sprachförderung brauchen, in Schwachhausen benötigt ein Fünftel Hilfe beim Deutsch lernen.

Aufgefangen werden soll das in den Kitas. Dort wird mit Vorlesestunden, Sprachübungen und anderen spielerischen Ansätzen versucht, die Kinder gut auf die Schule vorzubereiten. Aber das Fachpersonal ist schlichtweg so überlastet, dass es schwierig ist, Sprachübungen in den Kita-Alltag einzubinden. Laut dem Personalrat von Kita Bremen reichen außerdem die Kapazitäten für die Fortbildungen nicht aus. Die Bildungsbehörde hatte zuletzt eine neue Sprachförderbroschüre für Kita-Fachkräfte vorgestellt, um Tipps für den Alltag zu geben. Ob sie sich im ohnehin vollen Kita-Alltag einbinden lassen, ist fraglich.

3 Keine Verlässlichkeit für Eltern

Wenn Bremer Eltern einen Kita-Platz bekommen, haben sie trotzdem keine Garantie, dass ihre Kinder jeden Tag die Kita besuchen kann. Krankheitsbedingte Ausfälle beim Personal sorgen immer wieder dafür, dass Kitas entweder nur einen Teil der Kinder betreuen können oder die Betreuungszeiten verkürzen müssen. Das bedeutet aber auch: Wer ein Kind hat und arbeitet, muss täglich damit rechnen, im Job zurückstecken zu müssen, weil das Kind früher abgeholt werden muss. Elternvertreter kritisieren die Unzuverlässigkeit seit Jahren, sehen aber die Schuld nicht beim Personal selber, sondern bei der mangelnden Personalausstattung. Die Politik müsse sich mehr für Fachkräftegewinnung einsetzen, damit Kita-Betreuung auch wieder verlässlich werde.

Allerdings sorgen auch die Betreuungszeiten immer wieder für Kritik: Vielen Eltern reichen die Betreuungszeiten nicht. Gerade für Mütter und Väter, die im Schichtdienst arbeiten, seien sie nicht passend. In den Randzeiten können Kinder oft nicht die Kitas besuchen, auch ist eine Flexibilität bei den Besuchszeiten in den Kitas kaum möglich. Das erschwere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – und schade am Ende auch der Wirtschaft, argumentieren Elternvertreter.

Auch eine Studie der Arbeitnehmerkammer hatte im vergangenen Jahr herausgefunden: Nur die Hälfte der Mütter in Bremen geht einem Beruf nach. Der Grund: nicht genügend Kita-Plätze. Während die Bildungsbehörde darauf verwies, auch die Wirtschaft müsse ihren Teil dazu beitragen, dass Eltern Erziehung und Job unter einen Hut bringen können, machten Bremer Wirtschaftsvertreter dem Bildungsressort Vorwürfe, seiner Verantwortung nicht nachzukommen.

Wie Bremer Kitas gegen den Fachkräftemangel vorgehen

Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Lisa-Maria Röhling
    Lisa-Maria Röhling

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 7. März 2024, 7 Uhr